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Grüße nach oben. Brasilien zog recht mühelos ins Achtelfinale der WM ein.

© dpa

Fußball-WM: Brasilien nach 2:0 über Serbien im Achtelfinale

Brasilien gibt sich gegen Serbien keine Blöße und gewinnt das letzte Vorrundenspiel mit 2:0.

So verzweifelt Deutschlands Fußballfangemeinde am Donnerstag auch war – vielleicht hatte der K.o. bei der Weltmeisterschaft gegen Südkorea auch sein Gutes. Er erspart der Nationalmannschaft im Achtelfinale ein Duell mit Brasilien, das wohl noch größere Verzweiflung bei entthronten Weltmeister hätte provozieren können. Die Brasilianer spielten in ihrem letzten Vorrundenspiel der Gruppe F groß auf und siegten im Moskauer Spartakstadion 2:0 (1:0) über Serbien. Wahrscheinlich bedauern sie es ein wenig, dass ihnen In der Runde der letzten 16 die Revanche für Belo Horizonte 2014 verwehrt bleibt. Es hätten ja nicht sieben Tore sein müssen wie damals im Halbfnale, aber ein klein wenig Kompensation hätte ihnen schon ganz gut gefallen.

Dafür geht es jetzt am Montag in Samara gegen Mexiko, den - darf man das so despektierlich formulieren? - deutschen Platzhalter. Die Schweizer, nach einem 2:2 gegen Costa Rica auf Platz zwei der brasilianischen Gruppe, treffen einen Tag später in St. Petersburg auf Schweden. Für die Serben und die Costa-Ricaner ist das Turnier beendet

Brasilien spielte groß auf

Deutschland gegen Brasilien – das hätte zu einem sehr einseitigen Duell ausarten können, nimmt man als Maßstab den heftigen Wind in Blau-Gelb, der über den Moskauer Rasen fegte. Früh schon legte Philippe Coutinho zurück auf Neymar, der spielte direkt weiter in den Lauf von Gabriel Jesus – so schnell ging das, dass der Schiedsrichterassistent die deutliche Abseitsstellung gar nicht bemerkt hatte. Egal, Gabriel Jesus bekam den Ball ohnehin nicht am serbischen Torhüter Wladimir Stojkovic vorbei.

Kurz darauf ein Moment des Schocks für die Brasilianer. Marcelo, der Spieler mit der Starkstromfrisur und zurzeit beste Außenverteidiger der Welt, hinkte zur Seitenlinie und machte Platz für Filipe Luis. Dieser Verlust trifft Brasilien hart, weil Marcelo eben nicht nur körperlich intensiv verteidigen kann, sondern als Flügelstürmer auf der linken Seite virtuos das eigene Angriffsspiel aufbaut. Serbien fand auch deswegen immer besser ins Spiel hinein, scheute aber bei allem Siegesdruck das letzte Risiko. Sicherlich keine schlechte Entscheidung, denn wer gegen dieses Brasilien seine defensive Grundformation aufgibt, wählt einen sicheren Weg in die Niederlage.

Gabriel Jesus beschäftigte im Strafraum die halbe serbische Abwehr, zwei-, dreimal schien er den Ball schon verloren zu haben und chippte ihn dann doch irgendwie zu Neymar, dessen kunstvollen, aber doch recht sanften Schuss aus spitzem Winkel Stojkovic mit den Fingerspitzen hinaus aus dem Strafraum lenkte. Auch die nächste Chance entsprang einem Zusammenspiel der beiden. Diesmal mit Neymar als Assistent, sein Pass kam perfekt in den Lauf von Jesus, der Milos Velikovic clever aussteigen ließ und sofort schoss, aber ein serbisches Abwehrbein stand noch im Weg.

Anders als im Alltag bei Paris Saint-Germain, den Neymar gern zu Zirkusveranstaltungen macht, spielt er bei der WM seriös, hält konsequent seine Position auf der rechten Seite und überlässt Coutinho die gestalterische Arbeit im Zentrum. Das bekommt seinem Spiel und dem der Brasilianer, schön zu sehen beim überfälligen Führungstor nach einer guten halben Stunde. Coutinho, der elegante Flaneur, durchschritt das Mittelfeld und sah Paulinho, seinen Teamkollegen vom FC Barcelona. Der kräftige Mittelfeldmann ist im brasilianischen Team sonst eher für die groben Sachen zuständig, aber auch er kann den Ball streicheln. Paulinho machte noch ein paar Schritte und hob den Ball elegant über Stojkovic – ein in Vorbereitung und Vollendung perfektes Tor.

Nach dem 1:0 boten sich den Brasilianern Räume

So haben es die Brasilianer gern, eine Führung, die den Gegner zu mehr Initiative zwingt und ihnen selbst mehr Raum zum Aufziehen ihres schnellen Passspiels gibt. Zum Start in das Turnier hatten sie sich gegen die Schweiz ein bisschen zu sehr zurückgezogen und am Ende nur ein 1:1 erreicht. Dieser Fehler sollte ihnen nicht noch einmal passieren. Brasilien hielt das Tempo hoch. Noch vor der Pause sauste ein schöner Drehschuss von Neymar nur knapp über das Tor.

Serbien war um Besserung bemüht, verschob den Schwerpunkt ein Stück weiter in die brasilianische Hälfte, aber jetzt kamen die die Konterchancen. Die erste vergab Neymar nach öffnendem Pass von Coutinho, als frei vor dem Tor einen Moment zu lange zögerte, ebenso in der Folge Gabriel Jesus. Dann drehten plötzlich die Serben am Ausgleich, Alisson Becker wehrte direkt auf den Kopf von Aleksandar Mitrovic, aber Thiago Silva stand richtig und blockte den Ball. Turbulente Szenen spielten sich im brasilianischen Strafraum ab, ein weiteres Mal köpfte Mitrovic, diesmal in die Arme von Alisson. In dieser kurzen Phasen zeigten die Serben, dass auch sie sich auf technisch gutes Spiel verstehen. Ja, Serbien stürmte für ein paar Minuten, aber Serbien traf nicht. Das machten die Brasilianer besser. Neymars Ecke flog in den Strafraum, Miranda rempelte am kurzen Pfosten den Weg frei für Thiago Silva, der Ball mit der Stirn ins Tor wuchtete. 2:0, das war die Entscheidung. Neymar und Thiago Silva, deren Kabale n den vergangenen Tagen die brasilianischen Reporter schwer beschäftigt hatte, fielen sich rührselig in die Arme. Neymar hatte später noch dreimal das dritte Tor auf dem Fuß, es hätte durchaus dem Spielverlauf entsprochen. Aber ein Distanzschuss flog knapp über die Latte, bei zwei Alleingängen stand im letzten Moment Stojkovic im Weg.

Die brasilianischen Fans waren dennoch begeistert und sangen laut und anhaltend Neymars Namen. Das hat es bei dieser Weltmeisterschaft auch noch nicht gegeben. Brasilien nimmt Fahrt auf.

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