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Können plötzlich gut miteinander: Stelian Moculescu (li.) und Manager Kaweh Niroomand.

© Michael Hundt/Matthias Koch

BR Volleys verpflichten Stelian Moculescu: Wenn aus Feinden Freunde werden

Volleys-Manager Niroomand und Erfolgstrainer Moculescu verband lange eine starke Rivalität. Nun wollen die beiden zusammenarbeiten. Kann das gutgehen?

Die E-Mail, die der Berliner Volleyball- Bundesligist BR Volleys am Montag herumschickte, beinhaltete im Grunde einen schlechten Scherz. Es war aber gut, dass sich am Nachmittag trotzdem viele Journalisten im Horst-Korber-Sportzentrum in der Glockenturmstraße zusammenfanden. Denn tatsächlich, da stand er: Stelian Moculescu, 67 Jahre alt und der mit Abstand erfolgreichste Volleyballtrainer in Deutschland, den es bis dato gegeben hat.

Neben ihm lächelte, als wäre das doch alles nur ein Witz: Kaweh Niroomand, 65 Jahre alt und der mit Abstand erfolgreichste Vereinsmanager im deutschen Volleyball. „Mit seiner Expertise, seinem Können und vor allem seiner Art, Emotionen in die Mannschaft zu bringen, ist er der ideale Partner für uns“, sagte Niroomand. Moculescu soll den Berliner Bundesligisten wieder nach vorne bringen, nachdem die Mannschaft, immerhin amtierender Deutscher Meister, mit dem jungen australischen Trainer Luke Reynolds in dieser Spielzeit arg formleidend war.

Dass sich Niroomand nach einem neuen Trainer umsehen würde, war nach der glatten Niederlage der Volleys am Wochenende in Lüneburg erwartbar. Dass er aber Moculescu präsentieren würde, absolut unvorhersehbar. Die Geschichte der beiden geht nämlich so: Moculescu und Niroomand eint eine in Deutschland nahezu beispiellose Leidenschaft für den Volleyball. Schon Anfang der Achtzigerjahre duellierten sich die beiden, Moculescu war Trainer bei 1860 München, Niroomand beim SC Charlottenburg. Beide hoben die Sportart in den folgenden Jahren auf ein neues Niveau in ihrer Stadt, aber auch national.

Moculescu schnappte dabei als Trainer des VfB Friedrichshafen seinem Rivalen Niroomand, der die BR Volleys verantwortete, häufig die Meisterschaft weg, ehe die Berliner ab 2012 meist das bessere Ende für sich hatten. Und wie das im Sport so ist, wenn sich zwei über viele Jahre streiten und die beiden Rivalen überdies noch Alphatiere sind, wie dies bei Niroomand und Moculescu der Fall ist, bleiben Gemeinheiten nicht aus.

Die beiden pflegten ein "Nicht-Verhältnis"

Noch vor drei Jahren sagte Niroomand dem Tagesspiegel, dass die beiden ein „Nicht-Verhältnis“ pflegten. „Es gibt seit Jahren keinen Handschlag zwischen uns. Wir haben uns beide nicht die Mühe gemacht, das mal auszuräumen.“ Und Moculescu sagte dazu trocken, wie es die Art des Rumänen ist: „Es hat halt nicht so funktioniert mit uns.“ Was genau die Ursache für den tiefrührenden Zwist war, drang nie so richtig nach außen. Niroomand hatte hin und wieder mal Interessenskollisionen angeführt. Es habe Vorfälle wegen Spielern gegeben, sagte er, die in Berlin gewesen und dann über Umwege in Friedrichshafen gelandet seien. Letztlich aber dürfte die über Jahre anhaltende bloße Rivalität zwischen den beiden großen Machern des Volleyballs der Grund für die gegenseitige Abneigung gewesen sein. Die mündete zum Beispiel auch darin, dass Niroomand 2005 die Ablösung Moculescus als Nationaltrainer öffentlich forderte.

„Das eine oder andere hätte man sich vielleicht sparen können“, sagte Moculescu am Montag bei seiner Vorstellung. „Da waren halt zwei Gockel.“ Dass sich nun Niroomand für Moculescu entschied, ist in etwa so, als würde Bayern- Präsident Uli Hoeneß den früheren Leverkusener Trainer Christoph Daum verpflichten – beide vereinte eine ähnlich lange Hassliebe.

"Das Kapitel von früher ist beendet"

Auf der anderen Seite: So viel Erfahrung und Expertise hat es im deutschen Volleyball in einem Verein noch nicht gegeben. „Was ich im sportlichen Bereich im deutschen Volleyball geschafft habe, hat Kaweh im kaufmännischen Bereich geschafft“, sagte Moculescu. Insofern hat vielleicht, wenn auch mit etwa dreißigjähriger Verspätung, zusammengefunden, was zusammengehört: zwei Männer, die für einen Sport leben und alles dafür investieren. Beide, obwohl schon weit in der Sechzigern, machen keine Anstalten, vom professionellen Volleyball zu lassen. Moculescu hatte seit fast zwei Jahren kein Engagement mehr. Er sagte am Montag, dass er diese fast zwei Jahre in Urlaub gewesen sei. Von Rente sprach er nicht. „Ich habe mit Kaweh kurz telefoniert, meine Frau hat mich angeschaut und sie hat gleich gesehen, dass das was ist“, sagte Moculescu. „Dass es da etwas gibt, was mir Spaß machen kann.“

Moculescu wird erst einmal bis zum Ende der Spielzeit die Volleys mit dem ebenfalls am Montag vorgestellten Co- Trainer Aleksandar Spirovski trainieren. „Er soll in diesen zweieinhalb Monaten das Beste herausholen“, sagte Niroomand. Was genau das heißt, erläuterte Moculescu. „Na, der Kaweh hat mich nicht geholt, um Dritter zu werden und in Berlin hat man mit dem Wort Meisterschaft ja kein Problem.“

Kaweh Niroomand hörte diesen Worten sichtlich mit großer Freude zu. Er lachte, und als am Ende viele Fotos von den beiden geschossen wurden, da gaben sie sich nicht nur einen Handschlag, nein, Niroomand legte sogar noch freundschaftlich seinen Arm um seinen langjährigen Feind und neuen Freund. „Das Kapitel von früher ist beendet“, sagte er.

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