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Ein tragischer Fall. Aguero wird von Johnson gefoult – Elfmeter.

© REUTERS

Borussia Mönchengladbach nach der Champions-League-Niederlage: Unbeschreiblich bitter

Borussia Mönchengladbach schwankt nach der Niederlage gegen Manchester City zwischen Stolz und Trauer. Die Mannschaft will aus dem mutigen Auftritt Positives mitnehmen.

Patrick Herrmann hatte das passende Gesicht aufgesetzt, als er im Untergeschoss des Borussia-Parks die vorgeschriebene Interview-Tour absolvierte. Seine Züge trugen Trauer, die Stimme klang angemessen sonor, nur einmal konnte er sich dem Zauber des Abends nicht entziehen. Plötzlich leuchteten seine Augen, ein Lächeln schlich sich um seinen Mund, das ganze Gesicht entspannte sich. „Das war schon was Besonderes, auch mit der Choreo vor dem Spiel“, sagte der Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach nach seinem persönlichen Debüt in der Champions League. „Unbeschreiblich.“

So wie Patrick Herrmann dürfte es den meisten Spielern und Fans von Borussia Mönchengladbach am Mittwochabend ergangen sein: Irgendwie müssen wir natürlich glaubhaft traurig sein über diese blöde 1:2-Niederlage gegen Manchester City durch einen Foulelfmeter in letzter Minute. „Das ist sehr bitter, kaum in Worte zu fassen“, sagte Herrmann. Andererseits können sie aus der guten Haltungsnote gegen einen übermächtigen Gegner neuen Optimismus ziehen. „Manchester City ist nicht irgendeine Truppe“, sagte Herrmann. „Wir haben gezeigt, dass wir mit den Besten mithalten können.“

Auch Leverkusen und Wolfsburg verspielten Führungen

Gerade ein paar Tage ist es her, da hätte ein solcher Satz noch allgemeine Heiterkeit ausgelöst. Zum Auftakt der Gruppenphase waren die Gladbacher in Sevilla böse abgewatscht worden (0:3). Der ganz große Europapokal, auf den sie sich so sehr gefreut hatten, schien zur großen Last zu werden. Am Mittwochabend aber ist der Wettbewerb gewissermaßen wieder zu seinem natürlichen Recht gekommen. „Man muss mal überlegen, wo wir vor ein paar Tagen noch waren“, sagte Interimstrainer André Schubert, der nach zwei Siegen in der Bundesliga seine erste Niederlage kassierte hatte. „Wenn man sieht, mit welchem Mut, mit welchem Selbstvertrauen die Mannschaft versucht, Fußball zu spielen, dann können wir wirklich stolz sein.“

Dass die Gladbacher trotz überzeugender Leistung und der 1:0-Führung durch Lars Stindl leer ausgingen, war ärgerlich, aber auch irgendwie folgerichtig. Ein solcher Spielverlauf ist auf diesem Niveau nicht ungewöhnlich. Bayer Leverkusen (beim FC Barcelona) und dem VfL Wolfsburg (bei Manchester United) erging es im Duell mit renommierten Größen des europäischen Fußballs genauso. Auch sie verloren trotz 1:0-Führung am Ende 1:2.

Neunter Elfmeter im zehnten Saisonspiel

Für die Borussen dürfte der Gruppensieg nun schwierig werden, das Überwintern in der Champions League ebenfalls; und selbst die Qualifikation für die Europa League über Platz drei in ihrer Gruppe ist eher unwahrscheinlich. Trotzdem sind sie in Mönchengladbach gewillt, aus dem mutigen Auftritt gegen Manchester das Positive mitzunehmen. War das wirklich dieselbe Borussia, die sich in den letzten drei Spielen unter Lucien Favre keine einzige Torchance erspielt hatte und die nun gegen den Tabellenzweiten der Premier League zu einer ganzen Reihe bester Möglichkeiten kam?

„Wir sind als Team einfach mutiger geworden“, sagte Fabian Johnson, der kurz vor Schluss den Elfmeter verursachte, mit dem Sergio Aguero Borussias erste Heimniederlage gegen ein englisches Team im Europapokal besiegelte. Es war im zehnten Spiel dieser Saison bereits der neunte Strafstoß gegen die Gladbacher. Von den fünf Gegentoren seit dem Trainerwechsel resultierten vier aus einem Elfmeter. Trotzdem sah Trainer Schubert eine Steigerung im Zweikampfverhalten – sogar bei Fehlern machen die Gladbacher inzwischen Fortschritte.

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