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Konstant gut gelaunt. Jonas Hofmann (rechts) hatte in dieser Saison schon häufiger Grund zur Freude.

© AFP

Borussia Mönchengladbach: Jonas Hofmann ist plötzlich unantastbar

Jonas Hofmann ist entscheidend am Aufschwung von Borussia Mönchengladbach beteiligt – und hat sogar das Interesse von Bundestrainer Joachim Löw geweckt.

Eine gute Stunde war vorüber, der Spielstand (0:2) ließ eine Wende noch nicht komplett unwahrscheinlich erscheinen, und so nahm Trainer Dieter Hecking einen weiteren Wechsel vor. An der Mittellinie stand Michael Cuisance bereit, ein junger Mann für eine der beiden Achterpositionen im Mittelfeld von Borussia Mönchengladbach. Theoretisch lag die Wahrscheinlichkeit, dass Jonas Hofmann das Feld für ihn würde verlassen müssen, bei 50 Prozent. Praktisch sprach deutlich mehr für seine Auswechslung als für eine des zweiten Achters Florian Neuhaus. Hofmann war unter der Woche im Pokal gegen Bayer Leverkusen wenig gelungen. Trotzdem leuchtete die 32 auf, die Rückennummer von Florian Neuhaus. Kaum lief das Spiel wieder, startete Hofmann ein Solo in Bayers Strafraum, er passte zu Lars Stindl, und dessen Schuss nötigte Torhüter Lukas Hradecky zu einer spektakulären Rettungstat.

Jonas Hofmann besitzt bei den Gladbachern jetzt den Status eines Unantastbaren. Das ist nicht ganz neu – weil Trainer Hecking immer schon deutlich mehr von ihm gehalten hat als die breite Masse. Inzwischen aber ist dessen subjektive Wertschätzung auch durch objektive Fakten hinreichend gedeckt. „Ich sehe Jonas jeden Tag und habe immer gesagt, dass er ein kompletter Spieler ist, wenn er merkt, wie gut er ist“, sagt Hecking. „Er hat ein super taktisches Gefühl, besitzt Ausdauer und Schnelligkeit.“

Und Tore schießt er jetzt auch noch.

Gegen Mainz traf er drei Mal

Vor zwei Wochen, beim 4:0-Erfolg der Gladbacher gegen Mainz, traf Hofmann drei Mal. „Wahrscheinlich hat er zum ersten Mal drei Tore in einem Spiel erzielt“, sagte sein Kollege Thorgan Hazard. „Und vielleicht auch zum letzten Mal.“ Knapp drei Jahre sind vergangen, seitdem Hofmann im Januar 2016 für eine Ablöse von acht Millionen Euro von der Dortmunder zur Gladbacher Borussia gewechselt ist. Bis zum Sommer waren ihm in 52 Bundesligaspielen für seinen aktuellen Arbeitgeber null Tore und sechs Assists gelungen; in acht Einsätzen in dieser Saison kommt er bereits auf vier Tore und drei Vorlagen. „Jonas blüht gerade richtig auf“, sagt Trainer Hecking. „Er ist eine der positiven Erscheinungen der Liga.“

Wenn man nach Gründen sucht, warum die Gladbacher nach Platz neun in der Vorsaison vor dem Heimspiel an diesem Sonntag gegen den Abstiegskandidaten Fortuna Düsseldorf (15.30 Uhr/live bei Sky) zur Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga gehören, kommt man am 26 Jahre alten Hofmann nicht vorbei. Genauso wenig wie an der Systemumstellung vom 4-4-2 auf ein 4-3-3. Wobei das eine das andere bedingt. In der neuen Grundordnung hat Hofmann als einer von zwei Achtern eine Position gefunden, auf der seine Stärken besser zum Tragen kommen, „weil er viel stärker beteiligt ist und mehr auf die Mannschaft eingehen kann“, sagt Mattias Ginter. Borussias Innenverteidiger hat schon in Dortmund mit Hofmann zusammengespielt. Damals kam Hofmann meistens auf der offensiven Außenbahn oder als Außenstürmer zum Einsatz. Schon da hat Matthias Ginter festgestellt: „Der ist fußballschlau.“

Keiner läuft mehr als Hofmann

Das kommt Hofmann in seiner neuen Rolle entgegen, weil er weiß, wie er sich zwischen den Linien des Gegners zu bewegen und sich dessen Zugriff dadurch immer wieder entziehen kann. Hofmann ist in dieser Saison im Schnitt 13 Kilometer pro Spiel gelaufen – so viel wie kein anderer Profi in der Bundesliga. „Er ist vorne oft der erste Anläufer und erzwingt Ballverluste des Gegners. Aber er macht auch die weiten Wege zurück“, sagt Borussias Kapitän Lars Stindl.

Im alten System pendelte Hofmann zwischen der offensiven Außenbahn, dem defensiven Mittelfeld und der Ersatzbank. Mit ihm war es wie beim Würfeln: Man wusste nie genau, was als nächstes kommt. Einem lässigen Solo folgte ein Fehlpass über zwei Meter. Dass das jetzt anders ist, ist längst auch an höherer Stelle registriert worden. „Ich finde Hofmann gut“, hat vor kurzem Bundestrainer Joachim Löw gesagt. „Es hat ihm in den letzten Jahren ein wenig an Konstanz gefehlt, aber er ist ein Spieler, der technisch gut ist und gute Laufwege macht.“

Stammspieler im Klub, auf dem Sprung in die Nationalmannschaft, drei Tore in einem Spiel: Jonas Hofmann erlebt im Moment kaum für möglich gehaltene Glücksgefühle. Was denn jetzt noch kommen könne, ist er nach dem 4:0 gegen Mainz gefragt worden. „Viererpack!“, antwortete er.

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