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Applaus, der schwerr fällt. Klopp (li.) und Weidenfeller in Dortmund.

© dpa

Nach dem Champions-League-Finale: Borussia Dortmund: Stolz und Bitterkeit beim Verlierer

Nach dem verlorenen Finale in der Champions League wollte bei Borussia Dortmund noch keine gute Stimmung aufkommen. Doch nach der Trauer kann der BVB eine vorzügliche Saison feiern und will nun im nächsten Jahr neu angreifen.

Die Verlierer fanden sich im Museum wieder: unter einem riesigen Dinosaurierskelett, in einem romanischen Prachtbau aus dem neunzehnten Jahrhundert, dem Natural History Museum in London. Doch als Männer von gestern sehen sich die Macher und Profis von Borussia Dortmund ganz und gar nicht. Der BVB hatte zwar am Samstagabend das Champions-League-Finale im Wembley-Stadion 1:2 verloren, dabei aber dem FC Bayern derart respektablen Widerstand geleistet, dass alle Traurigkeit und Enttäuschung am frühen Sonntagmorgen verflogen schien. Der Deutsche Meister von 2011 und 2012 hatte sich der Welt glänzend präsentiert und kann der Zukunft tatendurstig und optimistisch entgegensehen. Trotz mancher Widrigkeiten, etwa durch den Wechsel Mario Götzes zum größten und noch erfolgreicheren deutschen Klub sowie den wohl bald vollzogenen Weggang von Starstürmer Robert Lewandowski zu eben diesem FC Bayern München.

Zumindest hielten sich die Westfalen, als sie eine vorzügliche internationale und gute nationale Saison abfeiern wollten, nicht lang beim Blick auf die Vergangenheit auf. „Ich verspreche Ihnen“, rief Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den gut tausend Gästen in dem an eine Kirche erinnernden Ambiente zu, „wir werden in der kommenden Saison eine Mannschaft haben, die mindestens genauso gut ist und wieder angreift.“

Das Champions-League-Finale in zwei Jahren in Berlin wäre ein guter Zeitpunkt, zurückzukehren

Beifall unter der hohen Kuppel, und weiter ging’s mit deutscher Schlagermusik, präsentiert von Helene Fischer. Nach Mitternacht war auch der erste Frust von Jürgen Klopp verflogen. Der Trainer, geliebt von den englischen Medien wegen seines Wortwitzes, war mit viel Beifall aus der Pressekonferenz verabschiedet worden. Schon dort hatte er Zuversicht verbreitet, als er sagte: „Kopf hoch, wir kommen zurück. Vielleicht nicht beim nächsten Finale in Lissabon. Das Champions-League-Finale in zwei Jahren in Berlin wäre ein guter Zeitpunkt, zurückzukehren.“ Es sprach auch für ihn, dass er nicht darauf herumritt, dass Schiedsrichter Nicola Rizzoli drei mögliche Platzverweise für Ribérys Ellbogenschlag, Lewandowskis Nachtreten und vor allem Dante verkannte. „Wir wollen jetzt nicht auf der Szene rumhacken“, sagte Klopp über Dantes Elfmeterfoul, das den Dortmundern den Ausgleich, aber keine Überzahl bescherte. „Wer weiß, ob wir das nutzen können“, sagte Klopp, „das ist rein hypothetisch.“

Der Trainer, Sportdirektor Michael Zorc und Watzke tüfteln ohnehin bereits am neuen BVB ohne Götze, vielleicht auch ohne den noch bis 2014 an Dortmund gebundenen Lewandowski. Der „wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen“, hatte Bayern-Trainer Jupp Heynckes nach dem Spiel gesagt. „Das ist nicht sein Thema“, konterte Watzke vor dem Heimflug am Sonntag, dem ein Fanfest im Stadion mit 10 000 BVB-Anhängern folgte, „Heynckes soll sich auf nächsten Samstag und die Mannschaftsaufstellung gegen den VfB Stuttgart oder Ähnliches konzentrieren.“ Wenn die Bayern den Stürmer wirklich wollten, wäre es gut, „wenn auch wir davon erfahren“. Angefragt hätten sie bisher noch nicht.

Gegen die Fliehkräfte im internationalen Spitzenfußball anzukämpfen wird die Aufgabe der Verantwortlichen sein – nun, da man selbst wieder eine größere Nummer ist und die besten Spieler von noch größeren Klubs umschwirrt werden.

Borussia Dortmund und die Zukunft

Und dann ist da noch die Frage, wie der BVB die Zukunft anpacken will: weiter jugendlich-frisch, liebenswert aggressiv und offensiv oder auf mehr Erfahrung und ausgewiesene Klasse setzend? Es ist an Klopp, bis 2016 vertraglich verpflichtet, die richtige Mischung zu finden. Der Bremer Abwehrspieler Sokratis wird kommen; ein anderer Werder-Profi, Mittelfeldspieler Kevin de Bruyne, soll kommen.

Gesucht werden zwei Klassestürmer, wobei die Namen von Edin Dzeko (Manchester City), Claudio Pizarro (FC Bayern) oder Jackson Martinez (FC Porto) immer wieder fallen. „Wir müssen einfach daran arbeiten“, skizzierte Klopp seine Planungen, „dass wir nächstes Jahr noch mehr Qualität haben, und dann geht es ab.“ An Geld wird es nicht fehlen, Dortmund hat fünfzig bis sechzig Millionen Euro in der Champions League kassiert, aus dem Götze-Transfer weitere 37 Millionen.

Was aus dem Saisonfinale bleibt, sind gemischte Gefühle zwischen Bitterkeit und Stolz – oder wie im Falle Kevin Großkreutz eine schwere Mittelfußprellung, die den Mittelfeldspieler zur Absage der Länderspiele in den USA zwang. Sympathien hat sich Dortmund aber definitiv erarbeitet. Und darauf lässt sich zumindest aufbauen.

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