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Beim DFB hat sich viel getan in Sachen Trainerausbildung.

© imago/Ulrich Roth

Der DFB hat seinen Trainerlehrgang reformiert: Bessere Trainer, besserer Fußball

Ortsunabhängiger, praxisbezogener und individueller – so sieht die neue Trainerausbildung des DFB aus. Sie ist Teil der Neuaufstellung des Verbands.

Wie wichtig interkultureller Austausch ist, hat Daniel Niedzkowski vor ein paar Wochen erfahren, als der Leiter der Trainerausbildung mit den angehenden Fußballlehrern beim holländischen Verband in Zeist zu Besuch war. Niedzkowski weiß jetzt, dass man nicht überall ungestraft mit den Handknöcheln auf den Tisch klopfen kann, wenn man einem Redner seinen Respekt zollen will. In Holland bedeutet das Klopfen: Die nächste Runde geht auf mich. Nicht nur fürs praktische Leben, auch für den Fußball kann es von Zeit zu Zeit ganz hilfreich sein, mal über den Tellerrand hinauszublicken. Im Deutschen Fußball-Bund (DFB) wird diese Offenheit inzwischen bewusst gefördert; im eigenen Saft zu schmoren ist keine Alternative mehr.

Ausdruck dieser Haltung ist vor allem die neue DFB-Akademie, die als Gebäude zwar längst noch nicht fertig ist, als Idee aber schon jetzt das Handeln des Verbandes prägt. Was laut Oliver Bierhoff „eher mal als kleines Labor gedacht“ war, ist in der Entwicklungsphase zu einem Campus geworden, der den ganzen Verband durchdringen soll.

Das gilt auch für die Trainerausbildung, die umfassend reformiert worden ist. „Enorm wichtig“ sei das, sagt Bierhoff, der beim DFB Direktor für die Akademie und die Nationalmannschaft ist. Seit dem Frühjahr 2018, seit dem Abschied von Frank Wormuth, leitet Daniel Niedzkowski die Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef. „Wir haben eine ganze Menge angestoßen“, sagt der 42-Jährige, der geradezu prototypisch die Verzahnung von Theorie und Praxis verkörpert: Niedzkowski ist nicht nur für die Trainerausbildung zuständig, er arbeitet auch als Assistent von U-21-Nationaltrainer Stefan Kuntz. So fließen seine Erfahrungen aus dem Traineralltag unmittelbar in den Lehrgang ein.

Ortsunabhängiger, praxisbezogener und individueller – so sieht die neue Trainerausbildung aus. Auch dank der technischen Möglichkeiten sind die Anforderungen besser auf die Belange der angehenden Fußballlehrer zugeschnitten worden. Es gibt einen sogenannten digitalen Campus, so dass die Teilnehmer ihre Aufgaben zu Hause am Laptop interaktiv erledigen können. Der Lehrgang dauert nach der Reform zwar elf Monate statt neun, allerdings wurden die Präsenztage von 81 auf 61 reduziert. Und doch sind es immer noch deutlich mehr als bei Trainerlehrgängen im Ausland.

Anwesenheitspflicht führte zu Problemen

Die Anwesenheitspflicht hatte in der Vergangenheit oft den Effekt, dass die angehenden Trainer erst einmal ihren Job verloren haben – wenn sie denn parallel zu ihrem Lehrgang bereits eine Mannschaft trainierten. Dass die Trainer unter der Woche nicht bei ihren Teams sein konnten, hat sich als extrem nachteilig erwiesen, auch deshalb spielt der „Bezug zur eigenen Mannschaft“, wie Niedzkowski sagt, jetzt eine viel größere Rolle. „Das ist für mich unersetzlich.“ Die Teilnehmer sollen das neu erlernte Wissen gleich in der Trainingsarbeit mit ihrem Team anwenden. Deshalb werden sie von den Ausbildern in ihren Klubs besucht, und auch bei der Prüfung arbeiten die angehenden Trainer mit ihrer eigenen Mannschaft.

Oliver Bierhoff ist davon überzeugt, dass die Qualität des deutschen Fußballs in hohem Maße von der Qualität seiner Trainer abhängen wird. Deshalb sollen mit einem Mentorenprogramm frühere Spieler an den Trainerjob herangeführt werden. „Wir müssen wieder mehr ehemalige Spieler ins System holen“, fordert Bierhoff.

Die Zeiten, da ehemalige Spieler es mal als Trainer versucht haben, weil ihnen gerade nichts Besseres eingefallen ist, sind offenbar vorbei. „Die Spieler ticken ein bisschen anders als früher“, glaubt Bierhoff. Sie würden in ihrer aktiven Zeit schon dermaßen geschult, dass man ihnen eigentlich überhaupt nichts mehr zu erklären brauche: „Da schlummert ein großes Potenzial.“ 

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