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So sah es beim letzten Sechstagerennen im Januar 2020 im Velodrom aus.

© dpa/Paul Zinken

Berliner Sechstagerennen: Eine Legende kehrt zurück

Nach langer Corona-Pause geht es ab Freitag wieder rund im Velodrom. Allerdings kürzer und auch sonst anders als bisher.

Dieter Stein sieht es pragmatisch: „Ich denke, die Hälfte der Tage birgt für die doppelte Qualität“, sagt der Sportliche Leiter des Berliner Sechstagerennens. Erstmals seit 2020 wird im Velodrom an der Landsberger Allee wieder über die Bahn gejagt, allerdings nur von Freitag bis Sonntag und nicht wie früher sechs Tage lang. „Es ist nichts mehr wie vorher, nach drei Jahren Pause organisieren wir quasi ein komplett neues Event“, sagt Geschäftsführer Valts Miltovics.

Das Sechstagerennen ist eine Berliner Institution, 1909 fand es zum ersten Mal statt. Über viele Jahrzehnte im Sportpalast, später auch in der Deutschlandhalle. Während der deutschen Teilung gab es sogar zwei Rennen in Berlin, im Osten der Stadt fungierte die Werner-Seelenbinder-Halle als Austragungsort. Die gibt es inzwischen nicht mehr, an gleicher Stelle steht nun das Velodrom, wo die Sixdays seit 1997 ihre Heimat haben.

Corona allerdings zwang die Traditionsveranstaltung in den vergangenen beiden Jahren in die Knie. Selbstverständlich ist es nicht, dass nun ein Neustart gewagt wird. In Bremen beispielsweise, wo zuletzt neben Berlin das einzig andere deutsche Sechstagerennen stattfand, haben wirtschaftliche Gründe einen Rennen in diesem Jahr unmöglich gemacht.

Und so bleibt nur noch Berlin für die Bahnelite, zumindest was die Sixdays angeht. Ein Risiko ist das Ganze dennoch für die Veranstalter, weshalb man sich für die Halbierung entschieden hat. „Ein Six-Day-Event über sechs Tage kostet zwischen 1,4 und 1,6 Millionen Euro. Diesen Etat haben wir nicht, deshalb veranstalten wir in diesem Jahr aus finanziellen Gründen drei Tage“, sagt Miltovics. Langfristig will man in Berlin aber wieder zurück zum alten Format.

Das Feld kann sich auch so sehen lassen. Olympiasieger wie die Deutsche Franziska Brauße und Roy van den Berg aus den Niederlanden sowie zahlreiche Welt- und Europameister sind angekündigt. Erstmals haben die Frauen ein identisches Rennprogramm und erhalten die gleichen Preisgelder. Dazu kommen traditionell umfangreiche Nachwuchsrennen. 201 Fahrerinnen und Fahrer werden erwartet.

Kluge/Reinhardt wollen ihren Sieg von 2019 wiederholen

Die Berliner Zuschauer werden dabei besonders die zweimaligen Weltmeister und amtierenden Europameister Roger Kluge und Theo Reinhardt anfeuern, die 2019 im Velodrom siegreich waren. „Unsere Vorfreude ist groß. Für uns lässt sich das Sechstagerennen in den Fahrplan zur Europameisterschaft als Standortbestimmung und weitere Vorbereitung sehr gut einbauen“, sagt Reinhardt. Mitte Februar müssen beide ihren EM-Titel in der Schweiz verteidigen. „Wir wollen die Sixdays Berlin gewinnen und den Schwung zur EM mitnehmen“, ergänzt Kluge.

Dazu kommen zwei weitere Publikumslieblinge mit Robert Förstemann und Maximilian Levy. Förstemann, seit 2019 Tandem-Pilot beim Para-Cycling, beeindruckt weiter mit seinen riesigen Oberschenkeln, viel Power und flotten Sprüchen. „Ich rechne mit einer Schlacht“, sagte der 36-Jährige, der erstmals seit 2016 wieder den Sprint gewinnen möchte. Die Chancen stehen gut. Dauerrivale und Neunfach-Sieger Levy ist Ende 2021 zurückgetreten und kommt nur zu seiner verdienten Ehren-Abschiedsrunde ins Velodrom. „Ich freue mich auf das Gefühl“, sagte der 35-Jährige.

Eine der Fahrerinnen, die in diesem Jahr auf der Rennbahn zu sehen sein wird, ist auch Fabienne Jährig. Die junge Athletin ist zum ersten Mal dabei, kennt die Bahn aber gut. Sie ist hat das Bahnfahren hier zusammen mit ihrer Zwillingsschwester in der U15 gelernt. „Ich habe hier schon viele Runden gedreht und kann ohne Angst in mein erstes Sechstagerennen starten“, sagt die Berlinerin. Besonders freut sich Jährig auf die Stimmung in der ihr vertrauten Halle.

Damit die gut wird, müssen möglichst viele Zuschauerinnen und Zuschauer kommen. In dieser Hinsicht sind die Veranstalter vorsichtig optimistisch. Für den Samstag sollen die Tickets für die besten Plätze bereits vergriffen sein. „Die Freude ist riesig, der Stress auch, sagt Miltovics. Alles andere ist nun Sache der Sportlerinnen und Sportler – und der Menschen, die ihnen bei der Rundenhatz zusehen wollen. (mit dpa)

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