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Weltmeister Frank Stäbler (rechts) kann in Zeiten der Coronavirus-Krise selbst auf dem Bauernhof der Eltern nicht mit einem Partner trainieren.

© picture alliance/dpa

Große Gefahr der Tröpfcheninfektion: Bei den Ringern gibt es keinen Abstand

Zum Ringen gehört der Vollkontakt. Athleten wie Frank Stäbler sind nun besonders eingeschränkt.

Etwas Hoffnung hat Frank Stäbler noch. Vielleicht geschieht ja ein Wunder – und die Olympischen Spiele finden wie geplant in diesem Sommer in Tokio statt. „So schnell will ich meinen Traum nicht aufgeben“, sagt der beste deutsche Ringer, der im August in Japan seine große Karriere beenden wollte. Dass Olympia wegen der Coronavirus-Krise aber verschoben wird, das wird immer wahrscheinlicher. Mit dem Gedanken freundet sich auch der Baden-Württemberger langsam an. Ganz sicher ist schon jetzt: Wie in kaum einer anderen Sportart sind die Ringer im Training eingeschränkt durch die Vorgaben und Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus.

Die Menschen sollen schließlich so wenig Kontakt wie möglich haben, das ist die erste Forderung von Virologen, um die Verbreitung von Sars-CoV-2 zu bremsen. Wie aber sollen die Ringer dann trainieren? Bei einem Kampf oder Sparring drücken die Athleten fast sechs Minuten permanent mit Kopf und Oberkörper gegeneinander. Es wird geschwitzt. Im Bodenkampf ringen die Sportler meist eng umschlungen. „Natürlich besteht dabei eine große Gefahr der Tröpfcheninfektion“, sagt Klaus Johann, Chefmediziner im Deutschen Ringer-Bund (DRB). Und mit einer Schutzmaske für Mund und Nase ringen, das sei nicht praktikabel.

Deshalb hat der DRB reagiert und seine Athleten angewiesen, vorläufig kein Sparring mit anderen Ringern mehr zu machen. „Wir sind dazu übergegangen, nur noch im allgemeinen athletischen Bereich zu trainieren, also Laufen, Radfahren, Krafttraining zu betreiben“, sagt Sportdirektor Jannis Zamanduridis. Weil Hallen und Stützpunkte geschlossen wurden, müssen Athleten zu Hause trainieren.

Stäbler will an seinem Trainingszeitplan festhalten

Der dreimalige Weltmeister Stäbler hat dabei Glück im Unglück: Wegen eines jahrelangen Hallenstreits in seinem Heimatort bezog er jüngst einen umgebauten Raum auf dem elterlichen Bauernhof in Musberg und kann dort individuell arbeiten. „Für mich ist das jetzt wie ein goldener Hühnerstall“, erzählt Stäbler.

Solange die Spiele nicht offiziell verschoben sind, will Stäbler an seinem Trainingszeitplan festhalten. Allerdings erkennt der 30-Jährige große Probleme. „Mir ist bewusst, dass das mit der Chancengleichheit und der Doping-Problematik sehr schwierig ist“, sagte er. Während die deutschen Sportler häuslich isoliert arbeiten, könnten Athleten anderorts gemeinsam trainieren. In Ländern wie der Türkei oder osteuropäischen und asiatischen Nationen sei es vorstellbar, dass Sportler auf Armeegeländen unter Quarantänebedingungen normal trainieren, vermutet Zamanduridis. Zudem finden weltweit weniger Dopingtests statt.

Eine Neu-Terminierung von Olympia scheint also allein aus Gründen der Chancengleichheit notwendig. „Wenn sich die Lage zuspitzt oder genauso schlimm bleibt, dann würde ich für eine Verschiebung stimmen“, sagt Stäbler. Auch wenn das für ihn wohl „verheerende“ Folgen habe: Sollten die Spiele 2021 oder erst 2022 angesetzt werden, ist offen, ob er sich erneut qualifizieren muss – und ob das dann noch einmal klappt. (dpa)

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