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Daniel Theis (r.) zeigte gegen Griechenland wie viele seiner Teamkollegen seine beste Turnierleistung.

© IMAGO/camera4+ / IMAGO/Tilo Wiedensohler

Basketball-EM in Berlin: Deutschland zaubert sich gegen Griechenland ins Halbfinale

In einem spektakulären Spiel setzen sich die deutschen Basketballer gegen die favorisierten Griechen um Superstar Giannis Antetokounmpo 107:96 durch.

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Die griechische Mannschaft hatte seit etwa vier Minuten keinen Korb mehr aus dem Feld erzielt, doch nun nahm Giannis Antetokounmpo die Sache selbst in die Hand. Unter dem Korb bekam er den Ball, verschaffte sich mit seinem imposanten Körper etwas Raum, und stieg hoch. Normalerweise sind das sichere zwei Punkte für seine Mannschaft, doch der Superstar hatte nicht mit Johannes Voigtmann gerechnet. Der deutsche Big Man blockte den Wurf und wenige Sekunden später versenkte Franz Wagner auf der anderen Seite einen Dreier.

Der Berliner schrie seine Freude heraus und das taten auch die deutschen Fans in der mit 14.703 Zuschauern ausverkauften Arena am Ostbahnhof. Durch eine überragende Phase im dritten Viertel schaffte die DBB-Auswahl die Überraschung und besiegte Griechenland am Dienstagabend 107:96 (31:27, 26:34, 26:10, 24:25). Im Halbfinale trifft der Gastgeber am Freitag in Berlin auf Spanien, das sich im ersten Spiel des Tages 100:90 gegen Finnland durchsetzte.

Die ersten guten Nachrichten gab es schon lange vor dem Viertelfinale. Am frühen Nachmittag teilte der DBB mit, dass Johannes Voigtmann trotz seiner Erkältung spielen könne und auch Nick Weiler-Babb nach seiner Schulterverletzung wieder einsatzfähig sei. Eine Stunde vor Spielbeginn betrat dann auch Wagner, der gegen Montenegro im Achtelfinale umgeknickt war, das Parkett und lief sehr rund.

Der angeschlagene Franz Wagner konnte spielen

Als Wagners Name in der Mannschaftsvorstellung vorgelesen wurde, wurden die deutschen Fans in der Halle erstmals richtig laut. Doch zu diesem Zeitpunkt drängte sich eher der Eindruck auf, das Spiel fände in Athen statt. Es waren sehr viele Griechen in der ausverkauften Halle – in blauen Shirts oder Trikots von Antetokounmpos NBA-Team Milwaukee, aber auch verkleidet im Stile antiker Krieger. Mit ihren Trommeln und den „Hellas“-Rufen machten sie viel Lärm und es war schon früh zu erahnen, dass es anders als nach dem Achtelfinale keine Kritik an der Stimmung geben würde – und das Spiel passte sich der überragenden Atmosphäre an.

Das deutsche Team startete unglaublich heiß und warf den Griechen einen Dreier nach dem anderen um die Ohren. Nach 3:41 Minuten führte Deutschland bereits mit 19:9 und Andreas Obst stand bei acht Punkten. Das muntere Scheibenschießen ging noch einige Minuten so weiter und zwischenzeitlich hatte die DBB-Auswahl sieben ihrer acht Würfe aus der Distanz getroffen. Eine außerirdische Quote, doch natürlich konnte es in diesem Stil nicht ewig weitergehen.

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Die deutsche Offensive kühlte auf ein normales Niveau ab – und Antetokounmpo wärmte sich langsam auf. Die DBB-Auswahl versuchte dem griechischen Superstar zwar auch den Weg zu versperren, wie es die Tschechen über weite Phasen des Achtelfinales geschafft hatten, doch war das Spiel dafür zu schnell und Antetokounmpo fand Wege, die Offensive seiner Mannschaft zu bestimmen. Er arbeitete stark am Brett, zwang seine Gegner zu Fouls und überzeugte vor allem mit gutem Auge. Zur Halbzeit konnte er mit 19 Punkten, acht Assists und fünf Rebounds eine Statistik vorweisen, von der selbst die meisten Topspieler nach 40 Minuten nur träumen können. Am Ende kam er auf 31 Zähler.

Der Übermacht von Antetokounmpo stellte sich die deutsche Nationalmannschaft mit ihrer Breite entgegen. Obst traf weiter aus der Distanz (19 Punkte), Kapitän Dennis Schröder (26) fand eine gute Mischung aus Wurf, Zug zum Korb und Uneigennützigkeit. Auch Wagner (19) war seine verletzungsbedingte Pause nicht anzusehen. Es war ein mitreißendes Basketballspiel, auf dem Parkett und auf den Rängen.

Doch zumindest auf dem Feld erarbeiteten sich die Griechen im zweiten Viertel ein leichtes Übergewicht. Nach einem deutschen Ballverlust traf Kostas Sloukas mit ablaufender Zeit von der Mittellinie und brachte sein Team mit drei Punkten Vorsprung in die Kabine. Solche Episoden können eine Mannschaft verunsichern, doch das Gegenteil war der Fall. Deutschland kam extrem fokussiert aus der Kabine und packte in der Verteidigung gut zu. Mehr als sieben Minuten lang ließ sie keinen Treffer aus dem Feld zu, schnappte sich die Rebounds und zwang den Gegner zu einer Auszeit nach der anderen.

Vier Minuten vor Ende des dritten Viertels stand es 20:1 für das deutsche Team und die Gesamtführung war auf 15 Punkte angewachsen. Halle und Spielfeld waren ganz in deutscher Hand. Doch die Griechen stemmten sich noch mal gegen das drohende Aus. Antetokounmpo traf einen Dreier, ein paar Korbleger, ließ es mit einem Dunk krachen. Die deutschen Basketballer sind in diesem Sommer allerdings derart gefestigt, dass sie sich auch von einem Superstar nicht einschüchtern lassen. Sie fanden stets die richtige Antwort und als Antetokounmpo für einen harten Ellenbogeneinsatz gegen Johannes Thiemann sein zweites unsportliches Foul erhielt und in die Kabine musste, waren auch die letzten Zweifel am deutschen Sieg beseitigt.

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