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Er jubelt wieder. Barcelonas Superstar Lionel Messi egalisiert mit seinem Tor zum 2:0 den Hinspiel-Rückstand. Den ersten Treffer hatte der Weltfußballer auch erzielt.

© AFP

Grandiose Aufholjagd: Barcelona besiegt den AC Mailand 4:0

Nach der 0:2-Hinspielniederlage beim AC Mailand war schon vom Ende einer Ära die Rede, doch der FC Barcelona strafte alle Kritiker Lügen, überrannte den italienischen Gegner im Rückspiel 4:0 und steht wieder im Viertelfinale der Champions League.

Bisweilen genügt ein einziges Wort, quasi eine Überschrift, um die Erwartungshaltung an ein Sportereignis vorab zu verdeutlichen. In Barcelona war dieser Begriff in dieser Woche schnell gefunden: la remontada – die Aufholjagd. Darum ging es im Achtelfinal-Rückspiel zwischen dem FC Barcelona und dem AC Mailand aus Sicht der Spanier. Und natürlich um das Selbstverständnis eines Klubs, der von sich behauptet, mehr als ein Klub zu sein. Der in den zurückliegenden fünf Jahren immer mindestens das Halbfinale in der Champions League erreicht hatte. Und der sie tatsächlich schaffte, die Aufholjagd. Nach der 0:2-Niederlage in Mailand, die vor drei Wochen für mittelschwere Erschütterungen im Kosmos Weltfußball gesorgt hatte, setzte sich der FC Barcelona mit 4:0 (2:0) gegen den AC Mailand durch. Es war auch ein Sieg der Offensivphilosophie über die traditionelle italienische Verteidigungskunst.

Keine fünf Minuten waren gespielt, als der Lautstärkepegel im mit 94 944 Zuschauern ausverkauften Nou Camp zum ersten Mal den oberen Bereich tangierte. Nach einem Doppelpass mit Xavi zog Lionel Messi von der Strafraumgrenze ab, der ansatzlose Schuss des Argentiniers schlug unhaltbar für Milans Torhüter Christian Abbiati im linken oberen Toreck ein – 1:0. Auf die taktische Grundausrichtung beider Teams hatte dieser frühe Treffer allerdings keine Auswirkungen, im Gegenteil. Die Mailänder, die nach dem überraschenden 2:0-Sieg im Hinspiel mit M'Baye Niang nur einen Stürmer aufgeboten hatten, zogen sich auch in der Folge tief in die eigene Hälfte zurück. Gegen die katalanische Kombinationsmaschinerie ging diese Taktik allerdings nur bedingt auf.

Wenige Minuten nach dem Führungstor hatten die Italiener das Glück auf ihrer Seite, als Keeper Abbiati einen Distanzschuss von Andres Iniesta an die Unterkante der Latte lenkte. Mit zunehmender Spieldauer fanden die Gäste jedoch zu ihrer defensiven Stabilität, wobei Barcelona das unfassbare Tempo der Anfangsviertelstunde nicht halten konnte. Kurz vor der Halbzeit überschlugen sich die Ereignisse dann noch einmal: Zunächst traf Mailands Niang bei einem Konter nur den Pfosten, 120 Sekunden später machte es Lionel Messi auf der Gegenseite besser. Nach Zuspiel von Iniesta setzte der Weltfußballer zu einem Dribbling an, zog ab – und sein Schuss aus 17 Metern bahnte sich den Weg durch die Beine von AC-Verteidiger Philippe Mexes ins linke untere Toreck – das Hinspiel-Resultat war nach Messis siebtem Tor im laufenden Wettbewerb egalisiert.

Neun Minuten nach Wiederanpfiff versetzte David Villa das Nou Camp schließlich in einen kollektiven Rauschzustand. Nach Vorarbeit von Xavi traf der Stürmer, der nach einer Nierenkolik zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder in der Startformation stand, zum 3:0. Zwar bedeutete dieser Treffer noch lange keine Gewissheit bezüglich des Viertelfinal-Einzugs, ein Tor hätte den Mailändern ja zum Weiterkommen genügt. Allerdings vermochten es die Italiener auch in der Folge nicht, für Offensivaktionen zu sorgen, weil Barcelona den Ball kaum mehr hergab. Wie tückisch das Resultat für die Spanier war, wurde ihnen in der Schlussphase noch einmal vor Augen geführt, als Mailand zwangsläufig mehr in die Offensive investierte und Jordi Alba in höchster Not vor dem einschussbereiten Robinho klärte. In der Nachspielzeit traf Barcelonas Linksverteidiger dann noch zum 4:0.

Trainer Tito Vilanova, der sich im Moment wegen einer Krebserkrankung in New York behandeln lässt, wird das Ergebnis mit Wohlwollen aufgenommen haben. Am 25. März soll er nach Spanien zurückkehren. Ob Vilanova bereits im Viertelfinale wieder an der Seitenlinie stehen wird, ist im Moment allerdings noch unklar. Gestern Abend überwog ohnehin erstmal die Freude über den historischen Triumph. Noch nie zuvor war eine Mannschaft in der Champions League weitergekommen, die im Hinspiel 0:2 verloren hatte. (Tsp)

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