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Max Hopp scheitert im Halbfinale am späteren Europameister James Wade.

© dpa

Darts-EM in Dortmund: Banane mit Fernglas

Bei der Darts-EM in Dortmund feiern die Fans eine verrückte Party. Gekommen sind Bananen, Warzenschweine und Superman. Ein Ortsbesuch.

Warum steht ein Australier im EM-Finale? Warum zieht der Moderator alle Vokale in die Länge? Und ist das überhaupt Sport, wenn zwei Männer aus knapp zweieinhalb Metern Pfeile auf eine runde Scheibe werfen? Fragen wie diese sind den Zuschauern der Darts-Europameisterschaften in Dortmund völlig egal. Die insgesamt 25 000 Besucher feiern am vergangenen Wochenende eine Dauerparty und reißen die Spieler mit. Game on.

Schon beim Eingang in den europäischen Darts-Tempel bleibt keine Fragen offen: „Das Betreten der Halle mit Fußball-Trikots und Fußball-Fanartikeln ist nicht gestattet“, steht da geschrieben. Keinen Steinwurf entfernt befindet sich das größte Fußballstadion Deutschlands – doch gefühlt ist es an diesem Finalsonntag unglaublich weit entfernt.

Gleiches gilt auch für die Dartsscheibe aus Sicht der Zuschauer. Selbst Zuschauer in der ersten Reihe bräuchten schon Ferngläser, um die kleinen Felder zu erkennen, auf die die Spieler ihre wenige hundert Gramm schweren Pfeile werfen. Rechts und links der Bühne sind Leinwände angebracht, so können das Geschehen auch die Leute verfolgen, die auf den Tribünen Platz nehmen.

Die Fans haben Phil Taylor nicht vergessen

Die als Bananen, Warzenschweine oder Superman verkleideten Fans freuen sich nicht nur darauf, dass ihre Idole mit viel Scheinwerferlicht und individueller Einlaufmusik angekündigt werden, um anschließend auf nur Millimeter große Felder zu werfen. Die Stimmung ist überragend, auf den Tischen liegen Schilder mit der Zahl „180“ aufgedruckt, „one huuuundred aaaand eiiiiiighty“, die immer dann hochgehalten werden, wenn jemand die maximale Punktzahl wirft – dreimal die dreifache 20. Mit „Hey, hey Baby“ von DJ Ötzi läuft Max Hopp in die Westfalenhalle ein. Der 22-Jährige gilt als die deutsche Darts-Hoffnung.

Die Sprechchöre reißen nie ab, am liebsten sind den rund 7000 Zuschauern am Finalsonntag Songs, die auf die Namen der Darts-Spieler umgetextet werden. „There is only one Phil Taylor“, schallt es durch die Halle – dabei ist die Darts-Legende im Januar dieses Jahres zurückgetreten. Doch die Fans haben nicht vergessen, dass sie es ihm zu verdanken haben, dass dieser Sport nun auch in Deutschland solch große Hallen füllt. Darts ist in England zu Hause, wo zur Weltmeisterschaft in der Weihnachtszeit um die 10 000 Leute jeden Tag in den Londoner Alexandra Palace pilgern. Auch in Dortmund ist die Zuschauermenge vor allem: bunt. Von der Tribüne sieht die Menge aus wie ein großer Wirrwarr aus Kostümen.

Ein Mann läuft im quietsch-orangenen Anzug durch die Halle – dabei ist der holländische Superstar Michael van Gerwen am Finaltag schon gar nicht mehr dabei. Als auch noch Weltmeister Rob Cross ausscheidet, macht Max Hopp wohl die größten Augen. Eben solche sind dann auch auf ihn gerichtet, als er im Halbfinale gegen James Wade aus England drei Matchdarts hat. Er atmet tief durch, seine Familie in der ersten Reihe kann vor Aufregung gar nicht hinsehen. Als sie wieder hochschaut, verwirft Hopp alle drei Pfeile und damit auch die Chance aufs Finale. Und so läuft Hopp anschließend mit gesenktem Kopf durch die Katakomben.

Nicht weniger enttäuscht wirkt kurz vor Mitternacht der Australier Simon Whitlock, der das Finale der Europameisterschaft gegen Hopp-Bezwinger Wade verliert. Am Ende stimmen alle Anwesenden das Liedchen an, das jeder Dart-Fan auswendig kann. „Stand up if you love the darts“ – Stehe auf, wenn du Darts liebst. Doch auch die beste Party hat mal ein Ende.

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