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Manuel Neuer (links) und Jerome Boateng können die Niederlage in Irland nicht fassen.

© dpa

Nationalmannschaft: Auf Deutschland wartet wieder ein Endspiel

Nach dem pomadigen Auftritt in Dublin steht der Weltmeister jetzt vor einem Finale gegen Georgien.

Leicht angesäuert verließen die Weltmeister das Aviva-Stadium zu Dublin. Noch nie hatte eine deutsche Fußballnationalmannschaft ein Pflichtspiel gegen Irland verloren, und schon lange war eine Niederlage so unnötig wie das 0:1 in der EM-Qualifikation vom Donnerstagabend. Für Joachim Löw war es gar „die unnötigste seit Jahren“, wie er sagte. Weiter vertiefen wollte der Bundestrainer seine Analyse noch nicht. Er müsse dieses Spiel erst einmal verarbeiten, und „mir einige Dinge durch den Kopf gehen lassen“. Nur so viel sagte der Bundestrainer noch: „Irland spielt 100 lange Bälle. 99 Mal haben wir alles richtig gemacht. Einmal nicht.“

Plötzlich hat das Spiel gegen Georgien Finalcharakter

Eigentlich sollte in Dublin, am vorletzten Spieltag der Qualifikation, die Teilnahme an der Europameisterschaft perfekt gemacht werden. So aber muss sich erstmals unter Löw eine deutsche Mannschaft am letzten Spieltag einer Qualifikation den Zugang zu einem großen Turnier erkämpfen. Plötzlich erhält das Spiel am Sonntag in Leipzig gegen Georgien noch einmal Finalcharakter.

Gegen Georgien würde ein Unentschieden reichen, um sicher bei der EM-Endrunde 2016 in Frankreich dabei zu sein. Verliert das deutsche Team, wäre die direkte Qualifikation dennoch gesichert, wenn es im Parallelspiel zwischen Polen und Irland einen Sieger gibt. Sollte dieses Spiel unentschieden enden bei einer gleichzeitigen deutschen Niederlage, müsste der Weltmeister als Gruppendritter in die Play-off-Spiele im November.

Zuletzt musste Deutschland 2002 in die Play-offs

14 Jahre ist es her, dass sich eine deutsche Mannschaft letztmals über die Play-offs für ein Turnier qualifizieren musste. Damals hatte Deutschland gegen Finnland in Gelsenkirchen im letzten Qualifikationsspiel nur 0:0 gespielt. Ein Sieg hätte im Oktober 2001 gereicht für die direkte Teilnahme an der WM 2002. So musste aber das Team von Rudi Völler in zwei nervenaufreibende Ausscheidungsspiele gegen die Ukraine, wo es sich schließlich durchsetzte.

„Wir haben ein bisschen zu pomadig, zu langsam gespielt“, sagte Löw. „Das war im Laufe des Spiels manchmal zu wenig.“ Dabei hatte Löw sämtliche Kreativspieler in die Startelf eingebaut, also Thomas Müller, Mesut Özil, Mario Götze, Marco Reus, Toni Kroos und Ilkay Gündogan – mehr geht praktisch nicht. Aber das verführte die Mannschaft irgendwie zu einem laxen, ja schlampigen Umgang mit ihren Chancen. Denn die boten sich der Mannschaft. Aber weder Gündogan, Özil noch Müller vermochten die hochwertigsten von ihnen zu nutzen. Einige irische Zeitungen unterstellten dem Weltmeister anderntags sogar einen überheblich wirkenden Fußball.

Löw findet, gegen einen Gegner wie die Iren müsse seine Mannschaft ein Tor erzielen

Ein bedenklicher Vorwurf. Denn tatsächlich ging das deutsche Team engagiert zu Werke, war auch deutlich feldüberlegen und konnte mit schnellem Passspiel gute Torchancen kreieren. Allerdings fehlte es ihr am finalen Punch.„Es hat sich schon angedeutet, dass wir viele Möglichkeiten liegen lassen, der letzte Pass im 16er nicht ankommt. Wir müssen bei so einem Gegner ein Tor erzielen und dürfen keinen Fehler machen“, sagte Joachim Löw. Über die Schlafmützigkeit seiner Nebenleute Mats Hummels und Jonas Hector ärgerte sich hinterher auch Abwehrchef Jerome Boateng. „Ein langer Ball vom Torwart, der lange in der Luft ist. Dass dann ein Stürmer allein auf unseren Torwart zugeht, darf so nicht passieren. Jeder weiß selber, was wir da falsch gemacht haben“, sagte er. Doch der Münchner wollte das nicht als einzigen Grund für die Niederlage gelten lassen. „Die Chancenverwertung ist natürlich auch nicht berauschend gewesen.“

Und so will der Bundestrainer mit Blick auf das Sonntagsspiel seinen Spielern noch einmal unmissverständlich klarmachen, wie wichtig es ist, mit aller Konsequenz auf Tore zu gehen. Auch von seinem Vorhaben, in Leipzig vornehmlich Spielern aus der zweiten Reihe Bewährungschancen zu verschaffen, wird Löw Abstand nehmen.

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