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Angelique Kerber steht bereits zum vierten Mal im Halbfinale von Wimbledon.

© imago images/Shutterstock

Kampf um den Einzug ins Finale: Angelique Kerber gewinnt den Glauben an ihre Stärke zurück

Kerber spielt in Wimbledon wieder stark. Am Donnerstag muss sie sich im Halbfinale gegen die Weltranglistenerste beweisen.

Im Halbfinale von Wimbledon zu stehen, hat seine Vorteile. Wer wüsste das besser als Angelique Kerber, der das in diesem Jahr bereits zum vierten Mal nach 2012, 2016 und 2018 gelungen ist. Dabei haben diese Annehmlichkeiten nicht immer gleich mit den Matches an sich zu tun: „Es wird immer leerer auf der Anlage oder beim Frühstück im Hotel. Auf den Trainingsplätzen gibt es kein Chaos mehr und es ist einfach nicht mehr so stressig wie in der ersten Woche bei einem Grand Slam“, erzählte Kerber nach ihrem Viertelfinalsieg am Dienstag.

Dazwischen hatte sie noch einen anderen Satz fast so nebenbei von sich gegeben: „Ich kenne das ja schon“, sagte sie und deutete ein wissendes Lächeln an. Tatsächlich ist die 33 Jahre alte Deutsche zwar die in der Weltrangliste am schlechtesten platzierte Spielerin unter den vier Halbfinalistinnen, die anderen drei allerdings haben es in Wimbledon noch nie so weit geschafft wie Kerber.

Die hat das Turnier 2018 sogar gewonnen und hofft, dass ihr diese Erfahrung auch in ihrem Halbfinal-Duell mit Ashleigh Barty am Donnerstag (14.30 Uhr/Sky) in der Vorschlussrunde hilft.

„Ich muss rausgehen und daran glauben, dass ich das Match gewinnen kann. Ich muss aggressiv sein und versuchen, das Spiel selber zu gewinnen“, sagte Kerber. Barty spiele „unglaublich gut“ auf Rasen und über die vergangenen Monate gesehen. „Sie wird mir alles abverlangen. Aber ich spiele gegen sie mit dem Ziel, das Match zu gewinnen.“

Barty gilt als das große australische Talent

Inzwischen sind Aussagen wie diese wieder zur Normalität geworden. Kerber hat den Glauben an ihre Stärke zurückgewonnen, weil sie wieder stark spielt. Dass sie nun von der Weltranglistenersten gefordert wird, ändert daran nichts. Als Außenseiterin geht die Deutsche sicherlich nicht an das Duell mit Barty.

Während Kerber davon sprach, dass die Reise in Wimbledon noch nicht zu Ende sei, war die Australierin nach ihrem Halbfinaleinzug schon ziemlich euphorisch: „Ein Traum wird wahr. Ich weiß, dass das viele Athleten sagen, aber das ist mein Traum und ich bin so dankbar, dass ich diese Gelegenheit habe, hier rauszugehen und Spaß zu haben.“ Ähnlich klang das bei ihr schon vor dem Turnier als sie sagte: „Ich möchte hier eines Tages gewinnen, das ist mein Traum und mein Ziel.“

Für die Australierin Ashleigh Barty ist mit dem Einzug ins Halbfinale ein Traum wahr geworden.

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Dass Barty in Wimbledon überhaupt antreten konnte, war vor dem Turnier alles andere als sicher. Bei den French Open hatte sie wegen einer Hüftverletzung in der zweiten Runde aufgegeben und danach für das neue Berliner Rasenturnier absagen müssen. „Klar habe ich kein Vorbereitungsturnier spielen können, aber darüber mache ich mir keine Sorgen. Ich habe alles getan, um hier dabei zu sein“, sagte sie kurz vor ihrem ersten Match, das wegen der Absage von Titelverteidigerin Simona Halep auch noch das Eröffnungsspiel des Turniers bei den Frauen war.

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Seit knapp zwei Jahren ist die 25 Jahre alte Rechtshänderin aus Ipswich in Queensland die Nummer eins bei den Frauen, seit ihrem überraschenden Erfolg bei den French Open 2019. Eigentlich bevorzugt sie wie Kerber den Rasenplatz, aber in Wimbledon konnte sie bisher im Einzel nur 2011 beim Juniorenturnier überzeugen, das sie seinerzeit gewinnen konnte. Schon damals galt sie als das große australische Talent, doch Barty nahm einen großen Umweg auf dem Weg in die Weltspitze.

Kerber fehlte zweitweise die Perspektive

Zwischenzeitlich hatte sie den Spaß am Tennis verloren, beendete ihre Karriere und spielte lieber Cricket. Dass sie noch einmal auf die Tour zurückkehren würde, hätte sie nicht einmal selbst erwartet. 2020 folgte dann die nächste Auszeit durch die Corona-Pandemie. Für Barty endete die Saison bereits im Februar, danach blieb sie in ihrer Heimat und schaute den Kolleginnen am Fernseher zu.

Für Angelique Kerber waren die ersten Monate nach der Ausbreitung des Coronavirus vergleichbar mit einem Rücktritt vom Tennis wie ihn Barty einst freiwillig vollzogen hatte. Ohne eine wirkliche Perspektive hatte sie Schwierigkeiten, sich zu motivieren. Aber: „So richtig daran zu denken, mal komplett aufzuhören, das war nicht da“, sagte sie.

Zumal sie immer noch den Glauben hatte, dass sie es noch einmal schaffen könnte, um einen großen Titel mitzuspielen. „Du musst immer positiv bleiben und die Ruhe bewahren.“ Ganz ähnlich wie Ashleigh Barty, gegen die es nun um den Einzug ins Finale von Wimbledon geht.

Wem auch immer das am Donnerstag gelingt, danach ist auf der Anlage oder im Hotel noch mehr Platz. Oder um es mit den Worten von Angelique Kerber auszudrücken: „Da merkt man dann auch, man hat es weit geschafft.“

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