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Motiviert nach langer Pause. Wespen-Mittelfeldspielerin Rieke Schulte (Mitte, hier im Vorjahr gegen den inzwischen zweitklassigen TSV Mannheim).

© imago images / foto2press

Start in der Hockey-Bundesliga steht bevor: Altes Spiel und doch alles anders für die Wespen

Nach langer Pause geht es in der Hockey-Bundesliga weiter. Die Zehlendorfer Wespen wollen unbedingt die Klasse halten.

Endlich kann wieder gespielt werden, oder? So einfach läuft das in diesen schrägen Zeiten auch im Hockey nicht, einer Kontaktsportart, die vom verbalen Kontakt lebt: Es gibt Situationen, in denen Nähe zu den Mitspielerinnen wichtig ist. Etwa bei der Vorbereitung einer Strafecke, da sprechen sie sich vorher über die Variante ab. Leise und im engen Kreis.

Sicher lässt sich das auch mit großem Abstand quer über den Platz brüllen, was die Gegnerinnen dann allerdings eher freuen als irritieren dürfte. Und nach einem Tor nicht mal ordentlich jubeln zu dürfen, das wird auch so eine seltsame Situation sein, glaubt Rieke Schulte. „Da gibt es noch sehr viele Unsicherheiten auf dem Platz“, sagt die Mittelfeldspielern der Zehlendorfer Wespen.

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In dieser Woche startet die Bundesligasaison wieder, bei den Männern wie bei den Frauen. Wie fast überall im Sport liegen hinter den Klubs zähe Monate des Bangens und Hoffens, das höherklassige Hockey war im Standby-Modus. Es sei eine frustrierende Zeit für alle Beteiligen bei den Wespen gewesen, sagt Trainer Christian Vahle. Normalerweise sei ein Trainer im Sport doch dafür da, „um Antworten zu geben“ und nicht, um sich selbst Fragen zu stellen.

Doch nun ist die Antwort erst einmal einfach: Am kommenden Sonnabend geht es weiter für die Wespen, zunächst einmal mit dem Heimspiel gegen den souveränen Tabellenführer der Staffel A, den Mannheimer HC. Für die Berlinerinnen, Tabellenletzter der Staffel B, eher ein Spiel zum Warmlaufen. Sie spielen um den Klassenerhalt.

Die Mission wird nicht einfach

Die Mission wird nicht einfach, zumal die Wespen mit einer Hypothek aus der abgebrochenen Saison 2019/2020 an den Start gehen: Die elf Spiele zählen mit für die neue Spielzeit 2020/2021, eine etwas merkwürdige Geschichte. Aber in Zeiten der Pandemie gab es im Sport schon so viele Modusänderungen, warum nicht auch im Hockey.

Sollten die Berlinerinnen auf einem der letzten beiden Plätze in der Staffel landen, dann müssten sie nach Ende der Punkterunde in den Play-downs gegen den Abstieg spielen. Der Termin dafür steht noch nicht, genauso wenig wie zu 100 Prozent klar ist, ob die Feldsaison – wie sonst nach der Hinrunde üblich – von der Hallensaison unterbrochen wird. Zunächst sind nur Spiele bis Ende Oktober terminiert.

Und es wird womöglich auch abenteuerlicher und teurer als sonst für die Klubs, besonders auf den Auswärtsreisen. Zum Glück, erzählt Rieke Schulte, stehe nur ein Auswärts-Doppelspielwochenende für ihr Team an. Denn nach wie vor ist es so, dass in einigen Bundesländern nur ein Haushalt pro Hotelzimmer erlaubt ist. Auch aus Kostengründen übernachten die Hockeyspielerinnen sonst im Doppelzimmer – doch nun wird es mit den Einzelzimmern womöglich doppelt so teuer. „Und dann muss man auch mal sehen, wie das überhaupt mit der Anreise im Bus klappt“, sagt Schulte.

Der Klassenerhalt ist drin für die Wespen

Sportlich sei das mit dem Klassenerhalt zu schaffen mit ihrer Mannschaft. „Ich habe ein positives Gefühl, wir haben eine vernünftige Vorbereitung hingelegt. Wir müssen gegen die Mannschaften, die in unserer Schlagweite sind, punkten und Spiele gegen die anderen Mannschaft eben als Teil eines Lernprozesses sehen.“

Schulte, 22 Jahre alt, ist vor vier Jahren vom Berliner HC zu den Wespen gekommen. Die Kräfteverhältnisse im Berliner Hockey sind klar, der BHC ist bei den Männern und den Frauen das Maß der Dinge. Ab und an schafft es ein anderer Klub mal nach oben, aber es ist eben nicht einfach, sich im Schatten des Vereins von der Zehlendorfer Wilskistraße in der Bundesliga zu halten, in der der BHC übrigens auch keine ganz große Nummer ist. Die BHC-Frauen etwa sind zurzeit an vierter Stelle von sechs Teams in der Bundesliga-Staffel der Zehlendorferinnen und kämpfen auch um den Klassenerhalt.

Rieke Schulte sagt: „Andernorts gibt es halt etwas fürs Hockeyspielen. Wenn ich ein Auto vom Klub bekomme, dann muss ich nicht mit den Öffentlichen zum Training fahren.“ Aber sie glaube, dass sich die Voraussetzungen im Vergleich zu den finanzstärkeren Klubs aus zum Beispiel Mannheim oder Hamburg ausgleichen lassen. „Das Ziel muss sein, die Konstellation zu ändern. Wir müssen den Standort Berlin attraktiver machen“, sagt sie. „Ein Studium in Berlin sollte nicht die letzte Option für eine Spielerin sein“, sagt die Studentin.

Die Zukunft ist ungewiss

Die Zukunft aber ist angesichts der Situation natürlich noch eine unsichere Geschichte. Erst einmal gilt es, durch die Saison zu kommen – mit nur drei Punkten (allesamt Unentschieden) aus elf Spielen aus der Vorsaison gehen die Zehlendorferinnen in die Saison. Trainer Carsten Vahle ist aber auch optimistisch, er konnte sein Team mit fünf Spielerinnen verstärken, darunter zwei chilenische Nationalspielerinnen und eine spanische U-21-Nationalspielerin.

Vahle sagt: „Wir haben uns auf allen Positionen verstärkt und haben eine gute Chance, in den kommenden elf Spielen richtig etwas aufzuholen.“ Das Warten sei grausam gewesen, sagt der Trainer. „Unser letztes Spiel hatten wir im Januar. Noch in der Halle.“ Seine Spielerinnen seien fit und motiviert, vielleicht sogar weiter als mancher Konkurrent.

Denn was in der Kontaktsportart Hockey erlaubt war und was nicht – da variierten die Regularien in den Bundesländern. Mancherorts war der Kontakt im Training länger nicht erlaubt als in Berlin und es musste auch länger in Kleingruppen trainiert werden als in Zehlendorf, wo dann am Sonnabend im Stadion an der Lloyd-G.-Wells-Straße das Unternehmen Klassenerhalt für die Wespen mit dem Spiel gegen Mannheim beginnt (16 Uhr, Zuschauer sind unter Auflagen erlaubt).

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