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Triumphal & glorreich. So waren mal die Zeiten und die Spieler, hier "Pippo" Inzaghi, beim AC Mailand.

© Aris Messinis/AFP

Rom und Juve vor dem CL-Aus: Als Italien noch den Europapokal dominierte

Der italienische Fußball ist nicht mehr das, was er mal war. Im Viertelfinale ist wohl auch für Rom und Turin Schluss. Was bleibt, ist eine goldene Vergangenheit. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Sven Goldmann

Ach Italien... Das Land, von dem die Welt seit Goethe weiß, dass dort die Zitronen blühen, genauso war es mal mit dem Fußball, aber wer kann sich daran schon noch erinnern? In diesem Frühling haben es mal wieder zwei italienische Mannschaften ins Viertelfinale der Champions League geschafft. Roma und Juve mögen vor den Rückspielen gegen Barça und Real noch ein bisschen träumen, aber dann wird auch schon Schluss sein. Für Italien und den Traum von den schönen Zeiten in den Achtziger-, Neunziger und frühen Nullerjahren. Damals ging nichts ohne die geballte Kompetenz aus Turin und Mailand. Wer damals etwas auf sich hielt, kickte für Milan, Inter oder Juve. Real war damals ein Mitbewerber von vielen und Barcelona so nebensächlich wie München, Manchester oder London.

Am stärksten war die italienische Dominanz vor 15 Jahren ausgeprägt. In der Saison 2002/2003, im Jahr nach der desaströsen Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea, als der Calcio schon im Achtelfinale die Beine hatte strecken müssen. Italien hat schwer gelitten unter der Blamage in Fernost und sich schnellstmöglich mehr als nur rehabilitiert. Einen Frühling später war die Champions League eine weitgehend italienische Veranstaltung. Inter, Milan und Juve standen im Halbfinale, begleitet vom Titelverteidiger Real Madrid, der es mit der Abordnung aus Turin zu tun hatte. Real siegte im Hinspiel 2:1, verlor aber das Rückspiel eine Woche später 1:3. Eine aufregende Angelegenheit, aber doch ziemlich konventionell verglichen mit dem, was sich in Mailand abspielte.

Internationales Mailänder Derby

Internazionale und Milan spielen das Derby della Madonnina aus. Seit 1926 immer in San Siro, immer im selben Stadion. Ähnliches ist anderswo schwer vorstellbar, etwa beim Superclasico in Buenos Aires zwischen Boca und River, dem Old Firm zwischen Celtic und den Rangers in Glasgow oder selbst beim noch gar nichts so klassischen Berliner Klassiker zwischen Hertha und Union. In Mailand funktioniert das seit bald 100 Jahren vergleichsweise gut. In der Gesamtbilanz führt Milan mit 115 zu 107 Siegen. Aber damals, im Frühling vor 15 Jahren, hat es gar keinen Sieger gegeben. Und doch einen, geschuldet der Arithmetik der Uefa.

Die Auslosung vor dem Halbfinale im Mai 2003 sprach Milan das Heimrecht für das erste Spiel zu. Es war nur zur Hälfte ein Heimspiel, da der Gegner Inter ja ebenfalls im San Siro zu Hause war, und entsprechend rücksichtsvoll gingen Blau-Schwarz und Rot-Schwarz miteinander um. Das 0:0 ließ beiden Mannschaften für das Rückspiel alle Optionen offen. Inter und Milan tauschten die Kabinen und die offizielle Gastgeberschaft, aber gespielt wurde abermals im selben Stadion auf demselben Rasen vor denselben Rängen. Nur dass diesmal der Gastgeber Inter hieß. Andriy Schewtschenko schoss Milan in Führung, Obafemi Martins glich aus. Kein Sieger nach zwei Spielen, aber die Uefa-Regelung sieht nun mal vor, dass am Ende die Mannschaft weiterkommt, die mehr Auswärtstore erzielt hat. Dass Schewtschenkos finalbringendes Auswärtstor in Milans Heimstadion fiel, war nicht von Belang.

Das Finale ein paar Wochen später im Old Trafford von Manchester gewann der AC Mailand 3:2 gegen Juventus Turin, allerdings erst im Elfmeterschießen nach einem 0:0 in 120 Minuten inklusive Nachspielzeit, wie sich das so gehört zwischen zwei italienischen Mannschaften. 15 Jahre später hat Juve im Viertelfinal-Hinspiel drei Tore gegen Real kassiert und die Roma vier gegen Barcelona. Inter und Milan? Sind nicht mehr gut genug für Europa. Ach, Italien...

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