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Computer ja - Chaos nein. Wo früher die Scouts von Hertha BSC saßen, liegt nun der Raum für die E-Sport-Akademie des Vereins.

© CityPress

Als erster Fußball-Bundesligist: Virtuell und virtuos: Hertha BSC eröffnet seine E-Sport-Akademie

Als erster der 18 Fußball-Bundesligisten eröffnen die Berliner eine eigene Akademie für den Sport auf der Konsole - und die Hertha hat große Pläne.

Ganz am Ende des Ganges, durch den Fanshop und an diversen Büroräumen vorbei, beginnt die neue Welt von Hertha BSC. Früher haben die Scouts des Fußball-Bundesligisten hier nach potenziellen Kandidaten gefahndet, heute liegt der Geruch frischer Farbe in der Luft; an der Decke hängt ein Beamer, fünf Schreibtische sind mit bequemen Stühlen, großen Monitoren und den handelsüblichen Spielkonsolen ausgestattet.
So sieht sie also aus, die E-Sport-Akademie, die Hertha als erster Bundesligist gegründet und am Freitagmittag offiziell mit einem Sektempfang eröffnet hat.

E-Sport bezeichnet den sportlichen Wettkampf zwischen Menschen mit Hilfe von Computerspielen. Im konkreten Fall wird in der Geschäftsstelle an der Hanns-Braun-Straße natürlich die weltweit populärste Fußballsimulation gespielt, Fifa 2019 – und nicht etwa gedaddelt, das Wort steht auf dem Index. „Wir sind stolz darauf, dass wir einen herthaspezifischen Weg gefunden haben, das umzusetzen“, sagt Paul Keuter, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für die „digitale Transformation“, wie es im Vereinssprech heißt.

Aus 2100 Bewerbern setzten sich am Ende vier durch

Warum der Klub diesen Weg geht? „Wenn wir auf großen Konferenzen stehen, ist die einfache Antwort immer: wir wollen neue Zielgruppen erobern – aber es geht um viel mehr“, sagt Keuter. „Wir haben einen Wertekanon verabschiedet, und einer unserer Grundwerte ist der Fortschritt“, ergänzt der 43-Jährige, „deshalb setzen wir uns immer mit neuen Themen auseinander, die unsere Branche betreffen.“ Irgendwann, daraus macht Keuter gar kein Geheimnis, will Hertha BSC natürlich auch Geld auf diesem Feld verdienen.

Wie groß der E-Sport-Markt tatsächlich ist, zeigt schon die Anzahl der Bewerbungen, die in der Geschäftsstelle eingegangen sind: 2100 Gamer aus Berlin und aus dem Umland haben sich um eine Ausbildung als E-Sport-Profi beworben, nach langen Ausscheidunswettkämpfen sind lediglich vier übrig geblieben.

Einer von ihnen ist Elias Nerlich, der Kapitän des neu gegründeten Teams. Nerlich hat erst kürzlich sein Abitur gemacht und versucht sich nun in seinem ersten richtigen Job – als professioneller Gamer. Wie viel Geld man damit verdienen kann, will er zwar nicht sagen, „aber ich komm ganz gut hin, kann mich nicht beschweren“. Wer es in die Weltspitze schafft, dem winken jedoch astronomische Preisgelder. „Für den WM-Titel gab es zuletzt 500 000 Euro“, sagt Herthas Leiter für Digitale Medien, Maurice Sonneveld. Für den nationalen Titel werden immerhin 25 000 Euro ausgeschüttet. „Das Geld dürfen die Jungs, die es erspielt haben, dann auch behalten“, sagt Sonneveld.

Im Januar startet die neue Saison - in der virtuellen Bundesliga

Finanzielle Belange sollen allerdings nicht im Vordergrund stehen. „Die Ausbildung zum E-Sportler umfasst drei Säulen: das Fifa-Training, eine Schulung im Bereich Social Media sowie ein Gesundheits- und Ernährungstraining“, sagt Keuter. Dafür hat sich Hertha BSC eine Krankenkasse als Partner ins Boot geholt, die den Jugendlichen und jungen Menschen mit Rat und Tat zur Seite stehen soll – oder wie es Kapitän Elias Nerlich formuliert: „Wenn wir hier stundenlang zocken, ist es wichtig, dass wir nicht nur Chips und Cola in uns hineinschütten.“

Zum Abschluss des Termins darf Nerlich noch seine Überlegenheit an der Konsole unter Beweis stellen; er spielt gegen Jordan Torunarigha aus dem echten Profi-Team – und gewinnt mit 2:0. „Lief ganz gut“, sagt er, „aber bis Januar haben wir noch viel zu tun.“ Dann startet endlich die neue Saison – in der virtuellen Fußball-Bundesliga.

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