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Spitzenfunktionär mit Spitzenaussichten. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

© Tobias Hase/dpa

Update

DOSB: Alfons Hörmann gewinnt Machtkampf

Der Aufstand gegen den DOSB-Präsidenten ist überraschend schnell vorbei, die Opposition knickt bei einer offenen Abstimmung völlig ein.

Das Aufbegehren gegen die Obrigkeit hat im deutschen Spitzensport nicht lange gedauert. Eine anvisierte Abwahl von Alfons Hörmann, dem viel kritisiertem Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), wird es wohl nicht geben. Die Opposition im Verband hat schlichtweg keinen Gegenkandidaten gefunden. Am Dienstag erklärte auch Thomas Weikert, der Präsident des DeutschenTischtennis-Bundes, seinen Verzicht auf eine Bewerbung. Alfons Hörmann hat den Machtkampf um das Spitzenamt im deutschen Sport also gewonnen, ehe er überhaupt angefangen hat. Einer Wahl als Oberhaupt für vier weitere Jahre am 1. Dezember in Düsseldorf steht nichts mehr im Wege. Dabei hat sich an der Sachlage nichts geändert: Es könnte besser um den deutschen Spitzensport stehen. Und das liegt nicht zuletzt auch an Hörmann, dem DOSB-Präsidenten.

Hörmann hatte 2013 die Nachfolge von Thomas Bach angetreten, nachdem dieser zum IOC-Präsidenten gewählt worden war. Der ehemalige Chef des Deutschen Skiverbandes steht seither immer wieder in der Kritik. Neben Inhalten ist auch sein rigoroser Führungsstil und mitunter ruppiger Umgang Thema. Hörmann selbst vermutet in dem jüngsten Bestreben, ihn an der Spitze abzulösen, vor allem Unzufriedenheit mit der Spitzensportreform. Neben der gescheiterten Olympiabewerbung Hamburgs ist das in der Tat ein Projekt, das ihm die meiste Kritik einbrachte - allerdings weniger, weil die Änderungen für Verbände mitunter schmerzhaft sind. Sondern weil die Reform auch drei Jahre nach ihrer Verabschiedung auf ihre Umsetzung wartet.

Reformänderungen angestrebt

Ziel der Reform ist es, durch Neujustierung der Sportstrukturen und eine Umverteilung der Fördergelder mittelfristig mehr Erfolge bei internationalen Wettkämpfen zu erzielen. So sollen die Verbände bei der Mittelvergabe künftig stärker nach ihren tatsächlichen Potenzialen beurteilt werden. Olympiastützpunkte sollen zentralisiert, die direkte Förderung der Athleten, etwa in den Sportfördergruppen der Bundeswehr, überdacht werden. Außer der Potenzialanalyse und einem öffentlichen Hin und Her um die Streichung einzelner Stützpunkte ist bislang nicht viel passiert.

Die Verbände hatten 2015 auf ihrer Mitgliederversammlung einschneidenden Änderungen zugestimmt, weil sie sich dafür in der Summe mehr staatliche Fördergelder versprachen. Im aktuellen Haushalt sind für den deutschen Spitzensport circa 190 Millionen Euro vorgesehen. Auch dieser Posten provozierte in der Vergangenheit immer wieder Streitereien zwischen dem DOSB-Präsidenten und der Politik. Dass nach dem Wechsel von Thomas de Maizière auf Horst Seehofer im für den Sport zuständigen Innenministerium der Abteilungsleiter Sport, Gerhard Böhm, abgelöst wurde, soll auch auf Drängen des DOSB-Chefs erfolgt sein. Hörmann und Böhm hatten sich in der Vergangenheit oft um die Ausrichtung des Sports gestritten. Auch die zuletzt geplatzte Olympiabewerbung Hamburgs wegen fehlendem Rückhalts in der Bevölkerung hatte Hörmann der mangelnden Unterstützung der Bundespolitik angelastet.

Die Athleten setzten große Hoffnungen in einen Gegenkandidaten

Dass so wenig vorangeht, erzeugt neben Frust in der Spitze auch Unruhe und Angst an der Basis. Erst vor ein paar Tagen hatten die Sprecher der Athleten, die Kanutin Silke Kassner und Fechter Max Hartung, öffentlich beklagt, dass die Reform den Sportlern aktuell mehr schade als nutze. Es habe sich bislang nichts zum Positiven verändert, sagten sie. Stattdessen herrsche große Sorge, weil existentielle Fragen wie die künftige Förderung konkreter Sportarten oder Schließung oder Weiterführung der Stützpunkte, an denen auch Lebensmittelpunkte und Studien- oder Arbeitsplätze hingen, nach wie vor ungeklärt sind.

Nicht zuletzt die Athleten hatten deshalb große Hoffnung auf eine Gegenkandidatur gesetzt. Für die sah es lange auch gut aus: Der Rechtsanwalt Thomas Weikert, auch Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF, hatte eine Kandidatur in Erwägung gezogen. Der 56-Jährige galt als vielversprechend: Er hatte großen Rückhalt bei den Spitzenverbänden, die noch vor den Landessportbünden bei der Wahl die meisten Stimmen vereinen. Doch Weikert teilte am Dienstag mit, er wolle sich aus Respekt vor der Doppelbelastung der Ämter nicht bewerben.

Neben Weikert hatte auch Clemens Prokop, der ehemalige Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, eine Bewerbung erwogen. Der Cheforganisator der Leichtathletik-EM in Berlin erklärte aber ebenfalls aus persönlichen Gründen seinen Verzicht. Auch der Name des Präsidenten der Deutschen Triathlon-Union, Martin Engelhardt, war zwischenzeitlich gehandelt worden. Eine Gegenkandidatur gilt aber inzwischen als unwahrscheinlich. Am Dienstag stimmten bei einer außerordentlichen Sitzung in Frankfurt auch die Spitzenverbände einer erneuten Kandidatur Hörmanns zu.

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