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Landry Nnoko (rechts) war zuletzt Albas einziger einsatzfähiger Center.

© Andreas Gora/dpa

Reaktion auf Verletzungsprobleme: Alba Berlin korrigiert seine eigene Fehlplanung

Für die extreme Belastung ist Albas Kader zu klein. Das haben nun auch die Verantwortlichen erkannt und Bogdan Radosavljevic verpflichtet. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Es war nur ein kleiner Satz über den Gegner, doch indirekt fasste er das Problem von Alba Berlin gut zusammen. „Olympiakos ist ein Topteam, die haben 16 erstklassige Spieler“, sagte Marco Baldi nach der deutlichen Heimniederlage in der Euroleague gegen die Griechen am Donnerstag. Dass die Berliner im internationalen Vergleich eben kein Topteam sind und erst recht keine 16 erstklassigen Spieler haben, musste Albas Manager da gar nicht mehr explizit erwähnen.

Die Personalsituation bei den Berlinern nimmt mittlerweile fast schon dramatische Züge an. Mit den Spielmachern Peyton Siva und Stefan Peno sowie den Centern Johannes Thiemann und Tyler Cavanaugh fehlen momentan vier wichtige Spieler. Solche Ausfälle sind selbst für Spitzenteams schwer zu kompensieren.

Radosavljevic spielte schon von 2016 bis 2018 für Alba

Für Albas dünnen Kader mit nur 14 Spielern, darunter Makai Mason und Jonas Mattisseck in ihrem ersten Profi-Jahr, ist ein deutlicher Substanzverlust so unvermeidlich. Knapp zwei Monate nach Saisonbeginn zeigt sich immer deutlicher, dass Albas ursprüngliche Personalplanung irgendwo zwischen sehr optimistisch und naiv einzuordnen ist.

Die Verantwortlichen haben im Sommer immer wieder betont, dass sie auch mit der zusätzlichen Euroleague-Belastung auf junge, entwicklungsfähige Spieler setzen wollen. Das ist für Alba trotz aller momentanen Probleme der richtige Ansatz, denn finanziell ist der Klub weit von den europäischen Spitzenteams entfernt.

Ein oder zwei Spieler mehr hätten die Berliner aber schon zu Saisonbeginn gut gebrauchen können, insbesondere da Stefan Peno seit Februar verletzt und eine Rückkehr noch nicht absehbar ist. Zudem sind vereinzelte Verletzungen bei der enormen Belastung – bisher hatte Alba 18 Spiele in 55 Tagen – unvermeidlich.

Vielleicht haben sich die Berliner von der begeisternden vergangenen Saison ein bisschen blenden lassen. Mit Franz Wagner und Mattisseck konnte Trainer Aito Garcia Reneses immer wieder auf zwei Nachwuchstalente zurückgreifen, die den etablierten Kräften Pausen ermöglichten und verletzte Spieler exzellent ersetzten.

Dem Kader fehlt Breite

Gerade ein Ausnahmetalent wie Wagner bringt aber selbst Albas gute Jugendabteilung nicht jedes Jahr hervor und so fehlt dem Kader die Breite, um die aktuelle Verletzungsplage abzufedern. Das hat nun auch Albas Führungsetage um Baldi und Sportdirektor Himar Ojeda eingesehen und mit der Verpflichtung von Bogdan Radosavljevic reagiert.

Der Center, der schon von 2016 bis 2018 in Berlin spielte, erhält einen Zwei-Monats-Vertrag und soll die Lücke auf den großen Positionen füllen. Denn neben den Ergebnissen leiden in dieser Phase auch die noch einsatzfähigen Spieler.

Sie müssen noch mehr Minuten spielen, was bei dem engen und aus gesundheitlicher Sicht unverantwortlichen Spielplan auf Dauer nicht gut gehen kann. Die Verpflichtung Radosavljevics ist damit auch eine Form der Verletzungsprophylaxe – und eine dringend nötige Reaktion auf eine zu optimistische Planung.

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