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Marc Márquez kann, was sonst keiner kann.

© Reuters

Acht WM-Titel mit 26 Jahren: Marc Márquez setzt die physikalischen Gesetze außer Kraft

Der Motorrad-Weltmeister denkt nicht in Grenzen. Er will sie austesten. Das gelingt ihm nahezu perfekt - und die Konkurrenz ist chancenlos.

Von Sabine Beikler

Er ist der absolute Meister der Schräglage auf der Rennstrecke, fährt mit vollem Körpereinsatz auf seiner Honda RC213V und kennt keine physikalischen Grenzen. „Wo ist das Limit? Wer setzt das Limit? Ich denke nicht in Grenzen. Ich versuche sie auszutesten“, sagte Marc Márquez, nachdem er in diesem Jahr auf dem Sachsenring mit 66 Grad Schräglage eine neue Höchstleistung aufgestellt hatte.

Seit dem Großen Preis von Thailand am Sonntag hält der 26-jährige Spanier einen weiteren Rekord: Er holte nach 2013, 2014, 2016, 2017 und 2018 vorzeitig in der laufenden Rennsaison seinen sechsten WM-Titel in der Königsklasse MotoGP und seinen achten Titel in der Motorrad-WM. Damit ist Márquez in beiden Kategorien der bisher jüngste Rekordhalter.

Niemand in der Profi-Motorradszene kann momentan so fahren wie er. Er hat ein einzigartiges Talent und fährt mit vollem Körpereinsatz. Mit seinen extremen Hanging-Offs rettete er schon mehrfach seine Maschine vor dem Sturz. Diese „Saves“ sind spektakulär. Selbst wenn das Vorderrad eigentlich schon instabil ist, kann Márquez mit voll eingeschlagenem Lenker einige Meter in Kurven rutschen.

Aber nur, weil er nicht mit dem Knie, sondern noch extremer mit dem heruntergedrückten Ellbogen auf der Strecke so eine Stabilität erreicht, dass er sein Motorrad wieder unter Kontrolle bekommt, Stürze über die Front in letzter Sekunde abfangen und sich auf der Honda halten kann. Márquez wurde nach seinen spektakulären Einsätzen 2017 als „Alien“ bezeichnet, weil er die Grenzen der Physik extrem auslotet.

„Die Show ist am wichtigsten“, scherzte er und sagte, dass für ihn der Ausrüster größere Ellbogenschleifer konzipiert hatte.

Honda-Markenkollege Cal Crutchlow sagte einmal nach einem von Márquez’ Saves: „Die restlichen Fahrer sehen wie Idioten aus.“ Wie er es schafft, auf seinem Motorrad sitzen zu bleiben, kann sich Márquez manchmal selbst nicht erklären. „Ich weiß es nicht“, antwortete er auf diese Frage. Aber er macht sehr deutlich, dass er seine körperlichen Grenzen auch kennt – und er seinen Körper auch im wortwörtlichen Sinne beim Motorrad-Motorsport einsetzt.

Bei Márquez ist auch Koketterie dabei

Natürlich spielt bei Márquez auch etwas Koketterie mit. Er weiß, dass ihm in dieser Saison eigentlich nur ein Fahrer hätte gefährlich werden können. Das ist der Rookie und Yamaha-Pilot Fabio Quartararo. Der Franzose führte in Thailand bis vor der letzten Kurve vor dem Ziel, bis Márquez in dieser letzten Kurve vor der Start-Ziel-Geraden an ihm vorbeizog.

Gemeinsam mit seinem Bruder Alex, der in der Moto2 antritt, wuchs Marc Márquez in der Kleinstadt Cervera in der Nähe von Barcelona auf. Das Motorradfahren wurde ihm schon als Kind nahegebracht: Sein Vater Julian ist ein Motorradenthusiast und hatte seinem Sohn mit vier Jahren ein Motorrad geschenkt. Das war ein Bike mit Stützrädern, aber schon ein Jahr später fuhr Marc sein erstes Rennen.

Mit acht Jahren war er das erste Mal nationaler Motocross-Meister in der 50-Kubik-Klasse. Mit 15 Jahren gab er sein Debüt in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Der Ort Cervera ist vollständig auf die Márquez-Brüder eingestellt: Der Onkel ist Chef des Fanklubs, der sich an den Renntagen versammelt und die Rennen bei Tapas und Wein verfolgt. Natürlich gibt es in Cervera auch ein Márquez-Museum.

Unschlagbares Team

Marc und sein Bruder sind ein unschlagbares Geschwisterteam. Beide trainieren zusammen, beide sind Fans des FC Barcelona, beide spielen gern auf der Playstation. Beide haben ein breites Grinsen, sind eloquent außerhalb der Rennstrecke, aber liefern sich während der Rennen brutale Duelle mit anderen Fahrern. Einer der ersten, der dem älteren Bruder am Sonntag gratulierte, war Alex.

Zu der Show, die Márquez während des Rennens hinlegte, gehört auch eine adäquate After-Show. Auf dem Weg zur Siegerehrung stand am Sonntag ein Billardtisch bereit. Ein Honda-Teammitglied überreichte ihm einen Queue. Und der Spanier versenkte die schwarze Billardkugel mit der Nummer acht ins Loch. Daraufhin regnete es goldene Konfetti.

Nach dem fünftletzten Rennen peilt Honda die „Triple Crown“ für das Saisonende an: Das Honda-Werksteam führt in der Herstellerwertung vor Ducati, in der Teamwertung hat Honda derzeit 19 Punkte Rückstand auf das Ducati-Werksteam. Das kann sich schnell ändern.

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