zum Hauptinhalt
Die Vorentscheidung. Julian Brandt (rechts) erzielt das 3:2 für Dortmund.

© imago/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Meusel

Update

Der 1. FC Union verliert 2:4 beim BVB: „Das wird eine ganz schwere Spielzeit werden“

Nach einer guten ersten Halbzeit und einer 2:1-Pausenführung muss sich der 1. FC Union dem BVB doch noch geschlagen geben. Es ist die siebte Pflichtspielniederlage in Folge.

Die Gesänge im Norden der Arena wurden immer lauter, immer mächtiger. „Always look on the bright side of life“, intonierten die Fans des 1. FC Union Berlin, als sich das Auswärtsspiel ihrer Mannschaft bei Borussia Dortmund seinem Ende näherte. Der Song aus dem Monty-Python-Film „Das Leben des Brian“ ist so etwas wie die inoffizielle Hymne des Trotzes. Der letzte Trost für alle Untröstlichen.

Immer positiv bleiben, lautet die Botschaft, so schwer es auch fallen mag. Dem Berliner Fußball-Bundesligisten Union fällt es im Moment verdammt schwer. Am Samstag in Dortmund schienen die Dinge für die Mannschaft von Trainer Urs Fischer in die richtige Richtung zu laufen. 2:1 führten die Gäste zur Pause, am Ende aber hieß es 2:4. Für Union war es die siebte Pflichtspielniederlage nacheinander.

„Ich würde nicht von verhext sprechen“, sagte Mittelstürmer Kevin Behrens. „Aber ich weiß auch nicht, was im Moment los ist. Ich kann es nicht erklären. Man sieht, dass wir wollen, dass wir Gas geben, aber in den entscheidenden Momenten sind wir nicht da.“

Das war vor allem in der ersten Hälfte zu sehen, als Union einigen Widerständen trotzte. Dem 0:1 durch einen Abstauber von Niclas Füllkrug ließ Union nur zwei Minuten später den Ausgleich folgen. Nach der ersten Ecke von Christopher Trimmel, der den verletzten Josip Juranovic ersetzte, verlängerte Robin Gosens den Ball per Kopf zum 1:1 ins lange Eck.

Auch durch die Aberkennung des vermeintlichen Führungstreffers von Alex Kral, ebenfalls per Kopf, ebenfalls nach einem Standard von Trimmel, ließ sich Union nicht beirren. Vier Minuten dauerte die Überprüfung durch den Videoassistenten, dann wurde der Treffer wegen einer Abseitsposition zurückgenommen.

Das Publikum moserte, der DFB wurde beschimpft, und die Fans des 1. FC Union Berlin riefen: „Fußball! Fußball!“ Aber der Ball rollte in der ersten Hälfte eine ganze Weile nicht, weil auch zwei weitere ergebnisrelevante Situationen einer eingehenden Prüfung unterzogen wurden. Beide Male – bei einem Abseitstor für die Dortmunder und einem Foul von Mats Hummels an Unions Stürmer Sheraldo Becker – hatten die Berliner das bessere Ende für sich.

So gingen sie mit einer Führung in die Pause, weil Innenverteidiger Leonardo Bonucci den Foulelfmeter zum 2:1 souverän verwandelt hatte. Trainer Urs Fischer bescheinigte seiner Mannschaft „eine sehr gute Reaktion“ auf die unglückliche Niederlage unter der Woche in der Champions League gegen Braga.

Von einer Sinnkrise bei den Berlinern war in dieser Phase nichts zu sehen. Union war ganz offensichtlich Union – und keine billige Kopie. Hartnäckig, aggressiv, eklig, so trat die Mannschaft vor 81.365 Zuschauern auf. Dortmund hatte den Ball, wusste aber wenig mit ihm anzufangen. „Wenn man sich die erste Hälfte anschaut, gibt das sicherlich Hoffnung“, sagte Fischer.

Es läuft schief, was schieflaufen kann

Wenn man sich allerdings die zweite Hälfte anschaut, muss man sich eher Sorgen um Union machen. „Ich verstehe nicht, wie wir zur zweiten Halbzeit rausgekommen sind, wie passiv wir geworden sind“, sagte Unions Manager Oliver Ruhnert. Innerhalb von vier Minuten drehte der BVB das Spiel. Ein Sonntagsschuss von Nico Schlotterbeck und ein Tor des eingewechselten Julian Brandt nach einem Konter machten aus dem 1:2 ein 3:2.

„Das passt zu unserer Situation, dass er so einen Fump in den Winkel haut“, sagte Kevin Behrens zu Schlotterbecks Treffer. „Wieder so ein Nackenschlag. Das macht auch ein bisschen was mit unseren Köpfen. Das ist schon brutal.“ Was schieflaufen kann, läuft gerade schief, als hätte sich das Schicksal gegen Union verschworen. Beim 4:2 durch den früheren Unioner Julian Ryerson fälschte Gosens den Ball so ab, dass Frederik Rönnow im Tor keine Abwehrchance hatte.

„Wenn du siehst, wie wir bei den vier Gegentoren verteidigt haben, dann ist das ungenügend“, sagte Trainer Fischer. Manager Ruhnert klagte über zu viele Gegentore. „Das ist nicht Union-like“, sagte er. „Es ist zu einfach, gegen uns Tore zu erzielen. Auf der anderen Seite müssen wir einen höheren Aufwand betreiben, um selbst Tore zu schießen. Da passt das Verhältnis im Moment einfach nicht.“

Trainer Fischer glaubt inzwischen, dass es für seine Mannschaft „eine ganz schwere Spielzeit werden“ wird. „So haben wir uns das nicht vorgestellt.“ Aber die Situation gelte es jetzt anzunehmen. Trotz allem „brauchen wir eine positive Haltung“, sagte er. „Ohne positive Haltung lass es lieber bleiben!“ Oder, wie Unions Fans sangen: „Always look on the bright side of life.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false