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Torschützen unter sich. Benito Rahman (r., mit Amine Harit) machte das finale 3:2.

© Leon Kuegeler/dpa

2:3-Niederlage nach Verlängerung: Hertha BSC verliert irren Pokalkrimi auf Schalke

Die Berliner DFB-Pokalträume enden beim FC Schalke 04 auf tragische Art und Weise. Hertha führt 2:0 und verliert in der Verlängerung in Unterzahl.

Zwanzig Minuten vor dem Ende gab es einen ersten Hinweis darauf, dass an diesem Abend für Hertha BSC vielleicht doch nicht alles glatt laufen würde. An der Mittellinie stand Maximilian Mittelstädt zur Einwechslung bereit – doch er durfte nicht aufs Feld, weil er ein falsches Trikot anhatte. Auf seiner Brust fehlte das Logo von Herthas Hauptsponsor.

Gemessen am großen Ganzen war das noch eine Lappalie. Bei Mittelstädts Einwechslung führte Hertha BSC ebenso überraschend wie verdient beim FC Schalke 04 mit 2:0. Die Berliner hatten den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals schon so gut wie sicher. Doch dann verspielten sie innerhalb von nur sechs Minuten ihren scheinbar beruhigenden Vorsprung. In der Verlängerung sah Jordan Torunarigha für eine Unbeherrschtheit Gelb-Rot, und am Ende verlor Hertha 2:3 (2:2, 2:0).

Pascal Köpke stürmt überraschend neben Krzysztof Piatek

Beide Trainer hatten im Vergleich zum Zusammentreffen vier Tage zuvor ordentlich rotiert. Bei den Schalkern fehlte der angeschlagene Suat Serdar; insgesamt nahm David Wagner vier Änderungen vor. Bei den Berlinern waren es sogar fünf: Niklas Stark, Marvin Plattenhardt, Arne Maier, Pascal Köpke und Krzysztof Piatek rückten neu ins Team.

Ob es an den veränderten Aufstellungen lag oder am Wettbewerb, in dem es kein Unentschieden gibt – das Spiel war von Beginn an deutlich aufregender als am vergangenen Freitag. Schon in der ersten Viertelstunde passierte mehr als vier Tage zuvor beim drögen 0:0 im Olympiastadion in den kompletten 90 Minuten.

Der erste Versuch der Gäste, ein abgefälschter Schuss von Marius Wolf aus spitzem Winkel, verfehlte noch knapp das Tor der Schalker. Beim nächsten Angriff lief es für die Gäste besser. Eingeleitet wurde der Angriff von Piatek, der das Geschehen mit einem Pass zu Wolf perfekt verlagerte; dessen flache Hereingabe spitzelte Köpke an Torhüter Alexander Nübel zur 1:0-Führung ins Tor. Es war sein erster Treffer für die Berliner seit seinem Wechsel vor anderthalb Jahren.

Führung. Pascal Köpke lässt sich von Marius Wolf feiern.
Führung. Pascal Köpke lässt sich von Marius Wolf feiern.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Auf der Gegenseite hatten die Berliner unmittelbar danach gleich zweimal großes Glück. Nach einer feinen Kombination der Schalker kam Amine Harit am Fünfmeterraum zum Abschluss. Er tunnelte Torhüter Rune Jarstein, doch Millimeter bevor der Ball die Torlinie komplett überschritten hatte, klärte Torunarigha gerade noch. Noch in derselben Minute versuchte es Harit erneut, scheiterte aber ein weiteres Mal an Jarstein.

In der Folge hatten die Gäste, die mit einer Dreierkette verteidigten, die Offensivbemühungen der Schalker recht gut unter Kontrolle. Defensive kann Hertha, und dass es auch mit dem Offensivspiel vorangeht, zeigte sich fünf Minuten vor der Pause, als die Berliner nach einem abgewehrten Angriff schnell umschalteten. Köpke bediente Piatek, und der traf aus gut elf Metern zum 2:0.

Der Stadionsprecher verkündete einen gewissen Pascal Piatek als Torschützen. Ganz falsch lag er damit nicht. Obwohl beide erstmals bei Hertha BSC in der Startelf standen, wirkte ihr Zusammenspiel schon erstaunlich harmonisch. Was – zumindest bis zur Schlussviertelstunde – für den gesamten Auftritt der Berliner galt. In der Bundesliga hat die Mannschaft unter ihrem neuen Trainer Jürgen Klinsmann schon fleißig gepunktet, am Dienstagabend überzeugte sie vor 53.525 Zuschauern lange auch spielerisch.

Hertha-Torwart Rune Jarstein gibt keine gute Figur ab

Das lag nicht zuletzt am unermüdlichen Köpke und seinem Sturmpartner Piatek. Die 23 Millionen Euro teure Neuverpflichtung deutete seine Klasse mehr als nur an. Piatek versteht es die Bälle zu behaupten, so auch vor dem 2:0, als er von Nemanja Nastasic bedrängt wurde. Sein Abschluss war nicht einmal besonders scharf, dafür so perfekt platziert, dass sich Torhüter Nübel vergebens streckte.

Schalkes Trainer Wagner nahm schon zur zweiten Hälfte eine erste Korrektur vor. Für den jungen Innenverteidiger Jean-Clair Todibo, der mit Herthas Stürmern einige Nöte hatte, kam Ozan Kabak. Das noch viel größere Problem der Hausherren war aber die mangelnde Wucht in der Offensive. Hertha machte es lange gut, wurde trotz viel Ballbesitz der Schalker nicht zu passiv, sondern strahlte immer eine latente Gefahr aus.

Klinsi hat gut aufgestellt und schlecht gewechselt. Eine tolle 2:0 Führung fand ihr Ende, als Mittelstädt Plattenhardt ersetzte und zwei schnelle Gegentore folgten.

schreibt NutzerIn daemmi

Dass Schalke eine Viertelstunde vor Schluss etwas überraschend doch noch zum Anschlusstreffer kam, wurde von einem Fehler des eingewechselten Maximilian Mittelstädt begünstigt. Daniel Caligiuri traf aus der Drehung, auch Jarstein, der den Ball unter seinem Körper durchrutschen ließ, sah nicht gut aus. Beim 2:2 bekam Herthas Torhüter den Ball durch die Beine, in diesem Fall aber war ihm kein Vorwurf zu machen, da Harit frei zum Abschluss kam.

Flog unberechtigt vom Platz: Schalke-Trainer David Wagner.
Flog unberechtigt vom Platz: Schalke-Trainer David Wagner.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Es folgte eine emotionale Verlängerung. 20 Minuten vor dem Ende sah Torunarigha Gelb-Rot. Nach einer Grätsche von Schalkes Omar Mascarell war er an der Seitenline unabsichtlich in Schalkes Trainer Wagner gerauscht. Torunarigha packte sich eine Getränkekiste und schleuderte sie zu Boden. Wagner wurde nach Intervention des Videoassistenten ebenfalls vom Platz gestellt. Er hatte Herthas Verteidiger wieder auf die Beine geholfen.

Hertha wehrte sich auch in Unterzahl, hatte durch Piatek sogar eine gute Chance zur Führung – und kassierte fünf Minuten vor dem Ende doch noch den K.o.: Nach einer Ecke für die Berliner konterte Schalke über den eingewechselten Benito Raman, der Mittelstädt davonlief und auch Rune Jarstein überwand – mit einem Schuss durch die Beine.

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