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Erlösung. Nach dem späten 2:0 in Kiel lassen sich die Berliner feiern.

© Frank Molter/dpa

Zweite Liga: 1. FC Union überzeugt in wegweisendem Verfolgerduell

Die Berliner überstehen die Reifeprüfung in Kiel und gewinnen das zweite Auswärtsspiel in Serie. Der Kieler Coach erweist sich als schlechter Verlierer.

Nach dem Zweitligaspiel zwischen Holstein Kiel und dem 1. FC Union begegneten sich der Kieler Trainer Tim Walter und Unions Mittelfeldmann Grischa Prömel in der Nähe des Mittelkreises. Ohne des Lippenlesens mächtig sein zu müssen, war deutlich zu sehen, dass Walter im Gespräch mit Prömel etwas auszusetzen hatte. Den Kieler Coach wurmte die 0:2-Niederlage mächtig.

In seiner Erregung erwies er sich als schlechter Verlierer. Angeblich hätten die Berliner bei jedem Foul 40 bis 50 Sekunden am Boden gelegen. „Das müssen wir lernen, dass man auch gegen solche Truppen, die mit Fußball nicht viel am Hut haben, einfach auch ein bisschen abgezockter spielt“, wetterte er am Sky-Mikrofon. Vielleicht kam beim früheren Nachwuchstrainer des Rekordmeisters aus München das von großem Selbstbewusstsein getränkte Bayern-Gen zum Vorschein. Aber den Köpenickern zu unterstellen, dass sie mit gepflegtem Spiel nichts anfangen können, geht dann eindeutig zu weit.

Union im letzten Drittel einfach gefährlicher

Auf neu verlegtem Rasen versuchten die Kieler immer wieder fleißig, sich dem Tor von Rafal Gikiewicz zu nähern. 61 Prozent Ballbesitz und das klare Übergewicht bei den gespielten Pässen (523:337) sprachen für die Kieler, die als eine der spielstärksten Mannschaften der Liga gelten. Das half im möglicherweise wegweisenden Verfolgerduell aber wenig. Unions Schlussmann Gikiewicz blieb zum zehnten Mal in dieser Saison ohne Gegentor.

Im letzten Drittel wirkten die Gäste einfach gefährlicher. Das belegen neben den beiden Treffern von Mittelfeldspieler Felix Kroos und Angreifer Sebastian Andersson auch 7:3 Ecken und 20:7 Torschüsse zugunsten der Berliner. „Der Matchplan ist aufgegangen. Wir wollten über den Kampf und die Laufbereitschaft ins Spiel finden“, sagte Prömel. „Kiel musste irgendwann aufmachen. Sie haben auf das 1:1 gedrängt, aber wir standen hinten gut und haben Räume bekommen.“

Union ließ zahlreiche Gelegenheit liegen, ehe Andersson seine Mitspieler in der Nachspielzeit erlöste. Im Falle eines Kieler Sieges wären die Norddeutschen an den Berlinern vorbeigezogen, durch das 2:0 haben diese nun satte fünf Punkte Vorsprung auf den letztjährigen Tabellendritten. Diesem Mitkonkurrenten hat Union vorerst den Nerv gezogen. Kiel erzielte im Saisonverlauf 44 Treffer und damit fünf mehr als die Mannschaft von Urs Fischer. Am Freitagabend langte es allerdings nur zu zwei, drei hochkarätigen Möglichkeiten und so blieb Kiel in der Liga zum ersten Mal seit September torlos – Gegner damals: Union.

Im Oktober hatten die Berliner im Auswärtsspiel bei der Torfabrik SC Paderborn (aktuell 54 Treffer) die Offensive eines ebenfalls wild anstürmenden Gegners gestoppt. Damals reichte es aber nur zu einem 0:0, weil Union das Chancenübergewicht nicht auszunutzen vermochte. Nun sind die Berliner offenbar einen Schritt weiter – auch in der Fremde. In Kiel gelang nach dem 3:2-Erfolg beim abstiegsbedrohten MSV Duisburg der zweite Auswärtssieg in Folge. In den vorherigen zehn Spielen fernab der Alten Försterei hatten die Berliner nur einmal gewonnen. „Wir haben darüber gesprochen, dass wir auswärts mehr Punkte holen müssen. Wir sind glücklich“, sagte Andersson.

1300 mitgereiste Union-Fans feiern das Team

Der Jubel nach dem zweiten Treffer und dem kurz danach folgenden Abpfiff war groß. Chefcoach Fischer und Manager Oliver Ruhnert klatschten die Spieler ab, ehe sich diese von den 1300 mitgereisten Anhängern feiern ließen. Präsident Dirk Zingler, der mit im Mannschaftsbus angereist war, hörte sich gut gelaunt die Pressekonferenz an. Vom Aufstieg reden die Union-Bosse immer noch nicht, inzwischen müssen aber wohl auch die großen Favoriten 1. FC Köln und Hamburger SV noch mehr auf die Berliner achten. Zumindest bis Montag hat Union den HSV vom zweiten Platz verdrängt. Fischer war so zufrieden mit seinen Spielern, dass er zwei trainingsfreie Tage verordnete.

Vor dem Heimspiel am Freitag (18.30 Uhr) gegen den FC Ingolstadt kann Union entspannt dem weiteren Verlauf des Spieltages zuschauen. „Natürlich erhöht unser Sieg den Druck auf Köln und Hamburg. Sie haben das Ziel ausgegeben, dass sie direkt aufsteigen wollen. Also liegt der Druck bei ihnen“, sagte Innenverteidiger Florian Hübner. „Wir können sie ärgern und das ist uns in Kiel ganz gut gelungen. Das waren auf jeden Fall Bigpoints.“

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