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Aissa Laidouni (r.) und Union konnten den freien Fall auch in Braga nur verlangsamen, aber immer noch nicht stoppen.

© dpa/Luis Vieira

1. FC Union nach dem 1:1 in Braga: Bloß nicht alles schlechtreden

In Braga lässt Union eine große Chance liegen. Trotzdem versucht die Mannschaft, unter dem neuen Trainer Nenad Bjelica positiv zu bleiben.

Aissa Laidouni gab den Ton vor. Als er kurz nach dem Spiel in den Katakomben des Estadio Municipal de Braga sprach, hatte der Mittelfeldspieler des 1. FC Union nur eine Botschaft. „Wir wollen positiv bleiben“, sagte er. „Es hilft nicht, nur an das Negative zu denken.“

Dabei gab es nicht so wahnsinnig viel Positives, das in den Stunden zuvor passiert war. Trotz Führung und Überzahl kam der 1. FC Union in der Champions League gegen Sporting Braga nicht über ein 1:1 hinaus und verspielte damit eine Riesenchance – sowohl auf den ersten Sieg seit August als auch auf die Überwinterung im Europapokal. Trotzdem kam Laidouni innerhalb von drei Minuten insgesamt elf Mal das Wort „positiv“ über die Lippen.

Wie hat es Shakespeare mal formuliert? „Mich dünkt, die Dame tat zu sehr protestieren.“ Andererseits konnte man das auch gut verstehen, dass der Tunesier und seine Kollegen nach dem Debüt vom Trainer Nenad Bjelica nicht gleich alles schlechtreden wollten. Schließlich war das ja nur der Anfang des Neustarts, und am Mittwoch hat man immerhin erste Anzeichen gesehen, wie der Kroate seiner Mannschaft aus der Misere führen möchte.

Wie der Trainer nach dem Spiel betonte, hatte man in Braga ohnehin keine Wunder erwartet. „Wir können nur mit kleinen Schritten aus dieser Krise kommen“, sagte er. Da er selbst erst seit drei Tagen im Amt ist, konnte der 52-Jährige auch nicht zu viel umkrempeln. „Er hat sich auf die Basics beschränkt in diesem Spiel, wollte uns nicht überfrachten“, sagte Kapitän Rani Khedira nach dem Spiel.

Einige Änderungen nahm Bjelica aber schon vor, und das durchaus auch mit Erfolg. Die Umstellung von der Dreier- auf die Viererkette macht Union zumindest nicht schlechter und auch die damit verbundene Entscheidung für Jerome Roussillon hat sich ausgezahlt. Der Nationalspieler Guadeloupes, der in dieser Saison bisher eher zweite Geige hinter Robin Gosens spielen musste, zeigte nicht zum ersten Mal, dass er mit Kampfgeist und kreativen Ansätzen für den Unterschied sorgen kann.

Das waren am Ende aber nur kleine Hoffnungsschimmer an diesem regnerischen Abend in Portugals Norden. Wie Bjelica auch gnadenlos darlegte, sind Unions Probleme ohnehin weniger taktischer, sondern viel mehr psychischer Natur. Auch gegen Braga spielten die Berliner über weite Strecken wie eine traumatisierte Mannschaft. Ein Fehler reichte, um die Dominanz in diesem Spiel fast komplett aus der Hand zu geben.

Bjelica versucht als Dirigent, Elan auszustrahlen

„Man sieht, dass die Mannschaft verkrampft spielt“, sagte der neue Trainer. „Die Verarbeitung des Balls dauert zu lange. Wir trauen uns nicht, Pässe mit Risiko zu spielen. Es gibt eine gewisse Angst in den Beinen und den Köpfen. Aber in dieser Situation ist es normal. Das ist Fußball und wir werden versuchen, positiv mit den Spielern zu reden.“

Da war er wieder, das P-Wort. Und auch als Dirigent versuchte Bjelica offensichtlich, den nötigen Elan auszustrahlen. Im Vergleich zu seinem Vorgänger Urs Fischer war er deutlich aktiver und emotionaler an der Seitenlinie, was zumindest bei einigen Spielern gut ankam. „Er hatte nicht so viel Zeit bisher, aber ich mag seine positive Energie. Das ist genau das, was wir brauchen“, sagte Laidouni.

Ob Worte und Körpersprache aber alleine reichen, ist fraglich. Auch Fischer hatte wochenlang gefordert, dass man positiv bleiben müsse. Doch wie Khedira in Braga auch zugab, ist das nach 16 sieglosen Spielen in Serie leichter gesagt als getan. „Du kannst es nicht wegdenken“, so der Mittelfeldspieler.

Am Ende braucht Union nach wie vor ein Erfolgserlebnis, um den Knoten platzen zu lassen. Umso ärgerlicher war das Ergebnis vom Mittwoch. Der Regen von Braga hat die Wolken über Köpenick nur weiter verdichtet.

Bjelica versuchte trotzdem, seine Mannschaft aufzumuntern. Immerhin habe sie in den letzten vier Pflichtspielen nur einmal verloren. Mit einem Sieg gegen Real Madrid könne man sich zudem immer noch für die K.o.-Runde der Europa League qualifizieren. „Das ist auch eine positive Nachricht“, sagte der Kroate.

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