zum Hauptinhalt
Robin Dutt hatte die Tabellenspitze der zweiten Bundesliga fest im Griff, mittlerweile aber schwindet seine Hoffnung auf die Relegation.

© Joachim Sielski/dpa

1. FC Union Berlin: Plötzlich hohe Erwartungen

Unions Gegner Bochum steht unter Zugzwang. Nach der Niederlage gegen den FC St. Pauli hat die Mannschaft aus dem Ruhrgebiet viel zu verlieren.

Manuel Riemann regte sich mächtig auf. Nach dem Zweitliga-Topspiel am vergangenen Montag gegen den FC St. Pauli schimpfte der Torhüter des VfL Bochum: „Wenn man es dem Gegner so einfach macht, Treffer zu erzielen, dann brauchen wir nicht darüber sprechen, ob wir schon eine Spitzenmannschaft sind. Dann reicht es einfach nicht.“ Zuvor hatte sein Team verdient mit 1:3 verloren – und den Anschluss an den Relegationsplatz verpasst. Vor dem Spiel an diesem Samstag (13 Uhr/Sky) beim 1. FC Union liegt der VfL vier Punkte hinter den Gastgebern.

Es ist auffällig, dass sich die Bochumer mit den Spitzenteams schwertun. Alle sechs Saisonsiege holte der VfL aus Spielen gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Oft scheiterte er an seinen Nerven, kassierte allein dreimal erst in der Nachspielzeit den Ausgleich. Bitter aus Sicht der Bochumer ist auch, dass die Offensivreihe Woche für Woche neu zusammengewürfelt wird. In der Defensive hat Trainer Robin Dutt hingegen schon seit längerer Zeit seine Achse aus ehemaligen Bundesliga-Spielern – wie Tim Hoogland in der Innenverteidigung, Kapitän Stefano Celozzi auf Außen und Robert Tesche auf der Sechs – gefunden.

Einen großen Namen gibt es auch davor, allerdings hält Sidney Sam nicht, was man sich von seinem verspricht. Wenn alle fit sind, spielt der frühere Nationalspieler nicht. Leistungsträger wie Sebastian Maier oder Robbie Kruse fehlen jedoch schon länger, Chung-Jong Lee kehrt nach einer Gelbsperre erst in Berlin zurück. Die einzigen Konstanten sind Tom Weilandt und Lukas Hinterseer, die die Ausfälle mit sieben und neun Toren kompensieren.

Für konstant gute Leistungen steht auch der Trainer, nicht erst seit dieser Saison. Dutt übernahm den VfL im Februar inmitten der sportlichen Krise auf einem Abstiegsplatz. Er hauchte dem Team neues Leben ein und fand sich nur wenige Wochen später im Aufstiegskampf wieder. Mit ihm kehrte die Hoffnung auf erfolgreiche Zeiten zurück. Seitdem macht der Verein ernst: Im August wurde die Ausgliederung der Profiabteilung endgültig beschlossen. Sie soll dem Klub einen Betrag im zweistelligen Millionenbereich einbringen. Denn das Ziel lautet insgeheim: Bundesliga-Aufstieg.

Die Aufbruchstimmung wurde bis zum Montagabend gegen den FC St. Pauli immer größer, die Erwartungshaltung stieg. Nach der Niederlage stehen die Bochumer daher in Berlin plötzlich unter Zugzwang. „Fehler werden von Mannschaften, die in der Tabelle oben stehen, natürlich schneller bestraft“, sagt Dutt, der seinem Team daher wohl eine defensive Grundhaltung auferlegen wird.

Die Bilanz gegen die Top-Teams muss sich in den kommenden Spielen in Berlin und Köln jedenfalls ändern, will der VfL ganz oben mitmischen. Das weiß auch Vize-Kapitän Anthony Losilla: „Wir dürfen jetzt nicht alles negativ sehen – sonst schaffen wir gar nichts.“ Vor allem gilt für die Bochumer also, nun die Ruhe zu bewahren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false