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Nicht zu halten. Borja Iglesias (links) und Bayer Leverkusen blieben auch beim 1. FC Union (rechts Danilho Doekhi) ungeschlagen.

© imago/Behrendt

0:1 gegen den designierten Meister: Auch der 1. FC Union kann Bayer Leverkusen nicht aufhalten

Der 1. FC Union Berlin zeigt gegen den souveränen Tabellenführer eine ordentliche Leistung. Doch die Nachspielzeit der ersten Hälfte ist fatal und der Gegner übermächtig.

Dem 1. FC Union Berlin ist in den vergangenen Jahren die eine oder andere Überraschung gelungen. Das Stadion An der Alten Försterei brodelt bei solchen Gelegenheiten, Fans und Spieler treiben sich gegenseitig an, es ist unfassbar laut. Ein Sieg gegen den designierten Meister Bayer Leverkusen hätte sich in die Reihe solcher Sternstunden eingereiht und die Anhänger der Köpenicker begannen das Spiel dementsprechend energetisch.

Vom Anstoß weg sangen sie inbrünstig gegen die vermeintlich übermächtigen Gäste an. „Die Zeit ist nun gekommen“, schallte es wie so oft durch das Stadion und die Anhänger wollten den Glauben an die Überraschung von den Rängen auf den Rasen projizieren. Doch es half alles nichts. Diese Leverkusener Mannschaft ist so gefestigt, dass sie sich auch von der hitzigsten Stimmung nicht aufhalten lässt.

Am Samstag setzte sich die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso vor 22.012 Zuschauenden 1:0 (1:0) gegen Union durch. Da Bayern München parallel 2:3 in Heidenheim verlor, fehlen der Werkself nur noch zwei Punkte zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Unions Vorsprung auf den Relegationsplatz ist auf sechs Punkte geschrumpft. „Man muss den Hut vor Leverkusen ziehen“, sagte Unions Kapitän Christopher Trimmel. „Es macht sehr viel Spaß, ihnen zuzuschauen, aber überhaupt keinen Spaß, gegen sie zu spielen.“

Nenad Bjelica hatte sich im Vorfeld zwar durchaus zuversichtlich geäußert, der Respekt vor dem Meister in spe war den Berlinern aber schon beim Blick auf die Aufstellung anzusehen. Während Xabi Alonso nach dem 4:0 im Pokalhalbfinale gegen Fortuna Düsseldorf die halbe Startelf austauschte, gab es bei Union nur einen Wechsel. Für Stoßstürmer Mikkel Kaufmann spielte Mittelfeldmotor Andras Schäfer. Die Gastgeber setzten also auf Zweikampfstärke, ein dichtes Mittelfeld und Geschwindigkeit im Angriff. Mit Yorbe Vertessen und Brenden Aaronson entschied sich Bjelica für zwei konterstarke Offensivkräfte.

Das Spiel begann dann auch wie erwartet. Leverkusen ließ sich weder von der Stimmung noch von Unions Kontertaktik stören. Die Gäste dominierten das Geschehen, ließen den Ball laufen und pressten sehr hoch. Borja Iglesias hatte eine erste Chance und nach zehn Minuten wurde es richtig gefährlich. Robin Gosens wusste sich gegen Florian Wirtz nur mit einem Foul zu helfen und sah die Gelbe Karte. Den fälligen Freistoß aus 17 Metern zirkelte Alejandro Grimaldo auf die Torwartecke, wo Frederik Rönnow aufmerksam parierte.

Union hat nur noch sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz

Union gelang es zu selten, den Ball über mehrere Stationen zu halten und wusste sich gegen das Leverkusener Pressing nur mit langen Bällen zu helfen. Vorne war allerdings kein Stürmer, der mit derartigen Zuspielen etwas anfangen kann. So fehlte die Entlastung und Leverkusen legte sich den Gegner zurecht. Nach einem sehenswerten Tänzchen von Nathan Tella und anschließender Flanke machte Iglesias per Kopf eigentlich alles richtig. Rönnow rettete aber erneut mit einem starken Reflex. Nach einer knappen halben Stunde schoss Grimaldo haarscharf am linken Pfosten vorbei.

Das 1:0 lag in der Luft, doch langsam kam Union besser im Spiel an. Der erste Abschluss von Rani Khedira war noch gänzlich ungefährlich, wenig später fehlte den Berlinern aber nicht viel, um den Spielverlauf komplett auf den Kopf zu stellen. Nach einer Ecke von Christopher Trimmel köpfte Gosens am kurzen Pfosten knapp über das Lattenkreuz. Ein Konter über Schäfer und Gosens brachte Vertessen in gute Schussposition, aber der Belgier verfehlte das Tor klar.

Das 0:0 zur Pause wäre dennoch ein Teilerfolg gewesen, dafür fehlten Union aber wenige Sekunden. Die Nachspielzeit verlief für die Berliner maximal bitter. Vertessen musste verletzt vorzeitig in die Kabine und in Unterzahl kam Gosens gegen den schnellen Tella einen Schritt zu spät. Unions Nationalspieler sah folgerichtig Gelb-Rot und im Anschluss an den fälligen Freistoß fiel das Leverkusener Führungstor.

Odilon Koussounous Abstauber wurde zwar wegen einer Abseitsposition aberkannt. Es gab jedoch keinen Freistoß für Union, sondern Elfmeter für Leverkusen. Denn Trimmel hatte seinen Arm zuvor minimal, aber strafbar in die Schussbahn von Piero Hincapie bewegt. In der achten Minute der Nachspielzeit verwandelte Wirtz vom Punkt souverän zum 1:0. „Wenn wir mit 0:0 in die Pause gegangen wären, hätten wir vielleicht was geholt, aber die Rote Karte hat das Spiel für uns vermasselt“, sagte Aaronson.

In der zweiten Hälfte kontrollierte Leverkusen das Spiel, ohne dabei sonderlich aufs Tempo zu drücken. Amine Adli hatte eine Chance, scheiterte aber ebenfalls am starken Rönnow wie später Victor Boniface. Bjelica versuchte seiner Mannschaft mit frischen Beinen neuen Schwung zu verleihen, nach vorne ging bei Union in Unterzahl allerdings wenig. Das änderte sich auch mit dem Mut der Verzweiflung nicht, als Torwart Rönnow in der Nachspielzeit in den gegnerischen Strafraum sprintete.

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