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Ex-Weltklassespielerin Susann Müller coacht die Spreefüxxe.

© Imago

Handball-Zweitligist Spreefüxxe: Besser mit Trainerin als mit Trainer

Zum zweiten Spieltag tauscht Handball-Zweitligist Spreefüxxe den Trainer gegen eine Trainerin - die glaubt zunächst, sie sei als Spielerin geholt.

Der neue Trainer geht schon nach der Vorbereitung. Die neue Trainerin glaubt zunächst, sie soll spielen und nicht trainieren. Ihr Vorgänger ist nach offizieller Mitteilung schon in Portugal, schaut sich dann aber am vergangenen Wochenende in Berlin Handballspiele an. Oder hat der Trainer gar einen Doppelgänger? Es ist, oberflächlich betrachtet, eine skurrile Geschichte, die sich da bei den Spreefüxxen ereignet hat.

Es ist im Mannschaftssport ja eher ungewöhnlich, dass ein Team schon zum zweiten Spieltag einen neuen Trainer oder neue Trainerin bekommt. Beim Berliner Handball-Zweitligisten ging das. Paulo Costa raus, Susann Müller rein. Nun ist der Name Costa keiner, der in der deutschen Handballszene einen guten Klang hätte. Bei Susann Müller, einst Nationalspielerin und 2013 Handballerin des Jahres sieht das anders aus.

Costa raus, Müller rein – ein fliegender Wechsel und ein öffentlichkeitswirksamer Zug. Darum ging es dem Klub aber wohl nicht. Sie habe die Müller nicht verpflichtet, weil das ihrem Klub Publicity bringen könne, „sondern weil sie als Trainerin besonders gut ist“, sagt Managerin Britta Lorenz. Und was Paulo Costa betrifft: „Seine Schwiegermutter ist schwer krank, er muss nach Portugal reisen.“

Allerdings war Costa die Tage noch in Berlin unterwegs und saß bei Spielen von Berliner Nachwuchsmannschaften auf der Tribüne. Was den Portugiesen angeht, ist wohl davon auszugehen, dass die Spreefüxxe nicht von den Qualitäten des Trainers überzeugt sind – auch wenn das der Klub offiziell nicht bestätigt.

Susann Müller war jedenfalls von dem Interesse der Füchse mindestens genauso so überrascht wie Costa nach eigenem Bekunden von seiner Demission. Anfangs dachte die erst 31 Jahre alte Müller, sie solle in Berlin spielen und nicht trainieren. Schließlich war sie noch vergangene Saison in der ersten dänischen Liga aktiv. Ihre Karriere hat allerdings einige Brüche, beim Bundesligisten SG Bietigheim wurde sie 2017 mitten in der Saison gemeinsam mit Nina Müller freigestellt. Die beiden Spielerinnen sind seit 2016 verheiratet und haben oft in einem Team gespielt, inzwischen ist Nina Müller aber in Erfurt aktiv.

In der Nationalmannschaft hatte es sich mit Müllers Karriere schon früher erledigt, bei einem verlorene EM-Qualifikationsspiel gegen Russland hat Müller angeblich statt des Mannschaftsessens für Pizza plädiert. Sie selbst allerdings hat erzählt, das ganze Team habe Pizza gewollt. Beim nicht unumstrittenen Bundestrainer Michael Biegler hatte Susann Müller allerdings ausgespielt, auch bei der Handball-WM 2017 in Deutschland war sie nicht mehr im Aufgebot, obwohl sie in der Bundesliga nach wie vor zu den absoluten Spitzenspielerinnen gehörte. Sie sagte damals: „Ich krieche keinem in den Arsch, um in die Nationalmannschaft eingeladen zu werden.“    

Wenn sie nicht überall „angeeckt wäre“, dann wäre sie jetzt nicht in Berlin, sagt die Managerin  

Berlins Managerin Britta Lorenz hat Müller allerdings nicht gebeten, für die Spreefüchse noch ein Jahr als Aktive dranzuhängen. „Ich habe das nicht gefragt, weil ich zu viel Respekt vor ihren Leistungen habe“, sagt Lorenz. „Wenn sie nicht überall angeeckt wäre, dann würde sie jetzt bei vielen Topmannschaften begehrt sein.“ Von der Wahl ihrer Trainerin, die nun Kommandos geben muss und vielleicht auch mal mit Widerworten des Spielerpersonals umgehen muss. Bislang hat sie nur Jugendmannschaften trainiert. Lorenz hält aber viel von den Qualitäten Müllers. „Man sieht das allein schon im Training, wie sie die vielen Übungen vormachen kann. Das hat schon Qualität.“ Und sicher ist Müller, die gerade erst ihre aktive Karriere beendet hat, da noch mindestens genauso gut im Training dabei wie manche Spielerin des Zweitligisten.

Das Saisonziel der Spreefüxxe ist allerdings ein einstelliger Tabellenplatz und dann mittelfristig der Aufstieg. 2016 hatten sich die Berlinerinnen aus der Bundesliga zurückgezogen. Im ersten Spiel hat der Wechsel auf der Trainerposition ihnen allerdings nichts gebracht. Sie verloren daheim 22:28 gegen den TSV Nord Harrislee. Bis zum 3. Oktober hat Susann Müller nun erst einmal Zeit, mit der Mannschaft zu arbeiten – dann erst steht das nächste Spiel der Spreefüxxe auf dem Programm, in Nürtingen.

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