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187 Radsportler*innen sind derzeit mit ihren Rädern auf dem abgesperrten Kurs unterwegs.

© Tilo Wiedensohler/camera4

Radrennen bei den Special Olympics World Games: Pedalumdrehungen für die Inklusion

Die Radrennen bei den Weltspielen von Special Olympics World lösen Freudenstimmung aus. Die Hoffnung auf einen kräftigen Schub für mehr Inklusion im Radsport ist groß.

Ein Hauch von Tour de France zieht durch Berlin. Metallgitter wie von der Mutter aller Rundfahrten gewohnt sperren den Innenbereich von Berlin – von Schloss Bellevue über den Reichstag bis zum Brandenburger Tor – ab. Und immer, wenn ein Pulk Radfahrer vorbeikommt, wird geklatscht, gebrüllt, gerufen.

187 Radsportler*innen sind derzeit mit ihren Rädern auf dem abgesperrten Kurs unterwegs. Sie bestreiten Straßenrennen und Zeitfahren der Special Olympic World Games. Manche fahren auf eigens angefertigten Rennmaschinen wie die Profis. Die Thüringerin Heike Naujoks etwa hat ein Rad, das vom Hersteller Giant eigens für sie angefertigt wurde.

Andere fahren mit Spezialmaschinen. Der Berliner Robert Herberg etwa hat ein Rad mit drei Rädern. Es verleiht ihm höhere Stabilität. Andere sind mit Mountainbikes oder City Rädern unterwegs. Meist ist die Wahl auch abhängig vom Budget. Was können sich die Eltern leisten? Wie viel Mittel haben inklusive Sportvereine zur Verfügung?

Angesichts dieser Einschränkungen ist das Materialzelt mitten auf der Straße des 17. Juni schon recht gut bestückt. Und es wird auch bewacht; Rennmaschinen, wie sie hier stehen, können gut und gerne 5.000 Euro kosten.

Auf seiner Rennmaschine sauste der Strausberger Leon Colberg als Bester seiner Kategorie im Fünf-Kilometer-Rennen über die Straße des 17. Juni. „Das Rennen ist genauso abgelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagte er noch etwas außer Atem, aber bereits mit verschmitztem Lächeln im Gesicht, dem Tagesspiegel.

„Ich habe die ganze Zeit schön Windschatten gelutscht, wie man so sagt im Radsport, und bin dann in der Kurve vorbei gesprintet. Ich habe schon fast gedacht, ich schaff’s nicht oder er holt mich ein. Aber es hat geklappt“, sagt er strahlend. Und als er den, der ihn fast eingeholt hat, den Kostarikaner Minor Cordero, sieht, geht er auf ihn zu, sagt „Great Race“ und umarmt ihn.

Radsportrainer Oliver Zöbisch vom Inklusiven Sportverein Norderstedt hofft, dass Rennveranstalter sich in Zukunft dem inklusiven Sport mehr öffnen. „Es gibt ja viele Amateurrennen in Deutschland. Es wäre toll, wenn sie auch Rennen für Athlet*innen mit geistiger Einschränkung anbieten würden. Denn für uns inklusive Vereine ist es schon enorm schwer, überhaupt Strecken zu finden, die man absperren kann für Rennen. Und dann ist das auch ziemlich kostenintensiv“, sagt er dem Tagesspiegel.

Die klassischen Rennveranstalter haben indes das Knowhow und auch Mittel für Straßensperrungen für den Sport. Es wäre ein großes Zeichen dafür, dass Inklusion im Radsport angekommen ist, wenn die Rennveranstalter von Hamburg Cyclassics, Münsterland-Giro oder Eschborn-Frankfurt in ihr Amateurprogramm auch Straßenrennen für Special-Olympics-Starter*innen anbieten würden. Die Streckenlänge muss nicht riesig sein. Hier bei den Weltspielen gehen die Distanzen von fünf bis 25 Kilometer.

Hinweis: In einer früheren Version ging es in dem Text auch um einen Radsporttrainer der deutschen Mannschaft. Special Olympics Deutschland hat diesen am Mittwoch mit sofortiger Wirkung für die derzeit laufenden World Games in Berlin aus ihrer Delegation ausgeschlossen. Gegen den 55 Jahre alten Grundschullehrer aus Strausberg (Märkisch-Oderland) läuft derzeit ein Prozess vor dem Landgericht Frankfurt (Oder), in dem er des mehrfachen sexuellen Missbrauchs von Schülerinnen beschuldigt wird. Special Olympics Deutschland wurde von rbb mit den Anschuldigungen konfrontiert und reagierte dann sofort.

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