Protest gegen das Schulsystem: Lehrer verbrennt Abi-Klausuren in Frankreich

Aus Protest gegen Schwächen im französischen Schulsystem hat der Lehrer Victor Immordino Dutzende Abitur-Klausuren vor einem Pariser Berufsgymnasium verbrannt. In einem Metalleimer zündete der Englischlehrer am Dienstag die Englischklausuren von 63 Schüler:innen an, berichtete die Zeitung „Le Parisien“ am Mittwoch.

„Keiner der Schüler kann Englisch sprechen“, sagte der Aushilfslehrer. „Das zeigt, dass der Unterricht der vergangenen sieben Jahre nicht taugt.“

Ich dachte, das mindeste, was ich tun kann, ist ihnen zu einer guten Note zu verhelfen.

Aushilfslehrer Victor Immordino

Deshalb habe er seiner Klasse die Prüfungsaufgaben verraten. Als dies aufflog und es andere Aufgaben gab, habe er sich zu der spektakulären Aktion entschieden, die von der Zeitung gefilmt wurde.

Von den 63 Arbeiten, die er verbrannt habe, sei die große Mehrheit seiner Meinung nach katastrophal gewesen, sagte Immordino. Das zeige, dass es nicht am mangelnden Lernwillen einiger Schüler:innen gelegen habe könne.

Er trage Mitschuld am Englischniveau seiner Schüler, deshalb habe der Lehrer gedacht: „Das mindeste, was ich tun kann, ist ihnen zu einer guten Note zu verhelfen“.

Die 19-jährige Schülerin Myriam, deren Prüfung verbrannt wurde, sagte dem „Parisien“, sie verstehe den Aushilfslehrer - „auf nationaler Ebene wird nicht viel für die Bildung getan, schon gar nicht für die Berufsschulen“.

Wie die Schulbehörde der Zeitung sagte, sei Anzeige gegen Victor Immordino erstattet worden, dessen Vertrag nicht verlängert werde. Es seien Vorkehrungen getroffen worden, damit die Schüler beim Abitur nicht benachteiligt werden. Ob sie die Prüfung wiederholen müssen, wurde nicht gesagt. (Tsp/dpa)