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Rauf auf den Sattel. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe mit Roland Büchner (r.) und René Poleske.

© Johanna Bergmann

Potsdam-Mittelmark: Und weiter bis nach Ferch

Das Radleihsystem „Potsdam Rad“ von nextbike hat seinen Service auf die drei Ortsteile von Schwielowsee ausgedehnt

Schwielowsee - Der Unterschied zu Potsdam ist sofort sichtbar: Nur jeweils vier Fahrräder sind in den drei neuen Leihstationen von nextbike in Schwielowsee mit Tresorschlössern gesichert. Dass man per SMS den Code des Schlosses erhalten und dann zum kleinen Preis nach Potsdam oder rund um den Schwielowsee zuckeln kann, das scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben. Gestern zumindest standen in Caputh und Geltow alle vier Räder ordentlich an ihrem Platz.

Erst mal ist es ein Test, sozusagen eine sich häutende Raupe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bald soll der Schmetterling flattern, auf Bildchen an den Rädern tut er es schon. Das Fahrradleihsystem nextbike ist dabei, seinen Potsdamer Service in die Vororte auszudehnen, Schwielowsee macht mit seinen drei Ortsteilen den Anfang. In Potsdam stehen mehr als 200 Räder an 30 Stationen, Tausende Ausleihen gibt es monatlich. Problemlos kurze Distanzen überwinden, lautet die Idee.

Das gilt nun auch für Schwielowsee, wobei dort zunächst kleinere Brötchen gebacken werden. Die Räder wurden, seit sie am vergangenen Wochenende aufgestellt wurden, erst fünf Mal ausgeliehen. Probehalber schwangen sich am Donnerstag Bürgermeisterin Kerstin Hoppe, Gemeinderatsvorsitzender Roland Büchner und der Geschäftsführer der Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft BVSG, René Poleske, zum offiziellen Start des Leihservice auf die Sättel.

Die bekannte Fahrradtour rund um den Schwielowsee sei nun auch für alle Gäste machbar, die kein Fahrrad dabei haben, sagte Hoppe. Tagesausflügler und Touristen könnten schon ab Potsdam die wunderschöne Havelbucht entdecken. „Und wenn man sich von den vielen Sehenswürdigkeiten auf dem Weg ablenken lässt, kann man beruhigt das Fahrrad zum Beispiel in Ferch wieder abgeben und mit dem Bus zurückfahren“, so die Bürgermeisterin.

Sie hat beim Nationalen Fahrradkongress vor einem Jahr in Potsdam mit dem dortigen nextbike-Chef Daniel Steinsiek die Erweiterungsidee entwickelt und setzt erst mal vor allem auf die Touristen. Die Kombination mit dem „Kulturbus“, der am Wochenende zweistündlich zwischen Potsdam, Caputh, Ferch und Petzow nach Werder (Havel) pendelt, biete sich an. „Auch jugendliche Nachtschwärmer freuen sich vielleicht über kostengünstige Heimreisemöglichkeiten, wenn kein Nachtbus mehr fährt“, sagte Hoppe.

Über eine Erweiterung nach Werder (Havel) und Beelitz wird bereits gesprochen. Je größer das System, desto mehr Sinn macht es auch, wie es gestern hieß. Die Region werde ja auch gemeinsam touristisch vermarktet, sagte Hoppe. Sie würde sich freuen, wenn sich dann auch Michendorf dem Leihsystem anschließt.

Eine halbe Stunde radeln kostet einen Euro, der Maximalpreis am Tag liegt bei neun, in der Nacht bei zwei Euro. Inhaber von Abos des Verkehrsbetriebes in Potsdam – und voraussichtlich bald auch der BVSG – können zwei Stunden kostenlos in die Pedalen der nextbike-Räder treten, deren widerstandsfähige Rahmen am Unternehmenssitz in Leipzig zusammengeschweißt werden und so im Fall von Diebstählen leicht identifizierbar sind.

Am Wochenende soll die Zahl der Räder an den drei Schwielowsee-Stationen auf jeweils zehn erhöht werden – wenn der Service angenommen wird, vielleicht auch dauerhaft, sagt nextbike-Mann Steinsiek. Denkbar sei auch, dass die Räder wie in Potsdam das ganze Jahr, und nicht nur, wie aktuell geplant, in der Saison zwischen April und Oktober auf ihre Nutzer warten. Wenn der Schmetterling fliegt.

An nextbike wird es nicht scheitern: Weltweit hat die Firma über 30 000 Fahrräder in 100 Städten und 16 Ländern, das Leipziger Unternehmen besteht seit 2004. In Deutschland arbeiten inzwischen 140 Mitarbeiter bei nextbike, weitere bei Lizenzpartnern im Ausland. Letztes Jahr hat man mehr als zehn Millionen Umsatz erzielt, sagt Steinsiek.

Er kann sich wie Hoppe vorstellen, dass der Service in Schwielowsee – anders als an anderen Standorten – eher von Touristen als von Pendlern angenommen wird. Auch die Gemeindevertretung Schwielowsee glaubt an touristische Effekte und hat einen Startzuschuss von 15000 Euro gewährt. In den kommenden Jahren wird die Gemeinde laut Rathausangaben 6000 Euro zu den Betriebskosten beisteuern. Die BVSG, die großflächig an den Rädern wirbt, schießt 2000 Euro dazu.

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