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Potsdam-Mittelmark: Stahnsdorf will seine Kiefern retten

SPD sieht Kahlschlag durch neue Landesverordnung und legt kommunale Baumschutzsatzung vor

SPD sieht Kahlschlag durch neue Landesverordnung und legt kommunale Baumschutzsatzung vor Stahnsdorf - Für Peter Ernst ist die Situation dramatisch. Neulich habe er einen Anruf erhalten: „Unsere Nachbarn sägen hier die Kiefern ab“, rief jemand aus dem Ort ins Telefon. Und der Naturschutzbeauftragte des Landkreises musste zugeben, dass man da zurzeit wenig gegen tun kann, zumindest in Stahnsdorf nicht. Doch das soll sich ändern. Es war der Wille des letzten Brandenburger Umweltministers Wolfgang Birthler von der SPD, in Sachen Baumschutz die Eigenverantwortung der Märker zu stärken. Seit vergangenem Sommer gilt eine neue Verordnung. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger lässt sie den Grundstücksbesitzern in vielen Fällen freie Hand. Geschützt sind im wesentlichen sehr große Bäume und ein paar Arten. Birthler gab sich zuversichtlich, dass die Brandenburger deshalb aber nicht zur Axt greifen werden. Entbürokratisierung war das Stichwort. Das sieht Peter Ernst anders. Nach seiner Beobachtung haben die Fällungen in allen Ortsteilen zugenommen. Jetzt hat er als Mitglied der SPD-Fraktion in der Stahnsdorfer Gemeindevertretung einen Antrag für eine kommunale Satzung formuliert, der am kommenden Dienstag im Bauausschuss diskutiert werden soll. Im Text hat er sich weitgehend an der existierenden Satzung der Nachbarn in Kleinmachnow orientiert. Bäume sind mit einigen Ausnahmen ab einem Stammumfang von 30 Zentimetern geschützt. Damit wäre ein für Ernst schlimmer Mangel an der Landessatzung geheilt: dass sie die für Brandenburg so prägende Kiefer nicht besonders beachtet. Sowohl in Kleinmachnow als auch in Teltow und Nuthetal haben die Kommunen schon vor der Novellierung auf Landesebene die Hoheit über die Baumfällungen an sich gezogen. Denn wirksam ist letztlich die lokalere Version. Zuletzt hatte der Kreistag im vergangenen Herbst darüber diskutiert, dies für Potsdam-Mittelmark zu tun. Nachdem sich im Gremium aber Widerstände zeigten, zog die Umweltbehörde ihre Vorlage zurück. Kreistagsmitglied Claus-Peter Martensen, zugleich CDU-Fraktionschef in Stahnsdorf, sah darin einen Auftrag an die Gemeinden, sich bei Bedarf um eigene Satzungen zu kümmern. Für Stahnsdorf betrachtet er das Ansinnen „grundsätzlich positiv“, schließlich pflege der Ort das Image der Gartenstadt. In der Fraktion sei das Thema aber noch nicht zu Ende diskutiert, sagte Martensen auf PNN-Anfrage. Und gewisse Bedenken hat er auch: „Ich glaube nicht, dass die Stahnsdorfer so unvernünftig sind, dass eine solche Verordnung nötig wäre.“ Man müsse eben sehen, wie die Mehrheiten sich entwickelten. Auch von CDU-Bürgermeister Gerhard Enser ist zu hören, dass er dem Vorhaben „durchaus positiv“ gegenüberstehe. Enser erwähnt neben der Kiefer auch die Birke als einen Baum, der im Ort vielleicht mehr Schutz brauche. Zahlen über Fällungen im Ort nach Inkrafttreten der neuen Landesregelung hat er zwar keine, da die Verwaltung in vielen Fällen nicht mehr einbezogen werden muss. Aber er habe schon Fällungen in der Vogelsiedlung beobachtet, die dem Ortsbild geschadet hätten, auch wenn gesetzlich nichts gegen sie einzuwenden war. Was den Charakter der Gartenstadt betrifft, treffe dies freilich mehr auf die kleinen Ortsteile zu als den Stahnsdorfer Kern. Die verhaltene Zustimmung aus der CDU teilt Dieter Huckshold von „Wir Vier“ nicht: „Ich persönlich sehe den Bedarf nicht, die Landessatzung reicht.“ Ob es im Ort zu vielen Abholzungen gekommen sei, könne er nicht einschätzen. In Güterfelde zumindest nicht. Einer Diskussion in der Gemeindevertretung will er sich aber trotzdem nicht verschließen. Eine klarere Aussage kommt von Werner Stang (PDS): „Ich halte die Satzung für notwendig.“ In Kienwerder, wo er lebt, seien in letzter Zeit schon einige Bäume gefallen. Eine Regelung müsse aber flexibel sein und Fällungen unter gewissen Umständen möglich machen. Dann müsse der Eigner verpflichtet werden, Ersatz zu schaffen. Volker Eckert

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