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Chance oder Abenteuer? Bei den Gemeindevertretern gingen die Meinungen auseinander, am Ende stand eine deutliche Mehrheit für den Kauf der Auferstehungskirche.

© M. Thomas

Potsdam-Mittelmark: Kleinmachnow kauft Auferstehungskirche

Kirchengemeinde bezieht 2018 Neubau. Altes, denkmalgeschütztes Gemeindehaus soll für andere Nutzungen gesichert werden

Kleinmachnow - Ein Schnäppchen ist es nicht: Für 750 000 Euro wird die Gemeinde Kleinmachnow die Auferstehungskirche im Jägerstieg erwerben. Das haben die Gemeindevertreter am Freitagabend mit großer Mehrheit entschieden. Der Bau dient der evangelischen Kirche als Gemeindezentrum und wird das noch tun, bis Anfang 2018 das neue Gemeindezentrum im Alten Dorf steht. Wie Kleinmachnow das alte Haus danach weiternutzen wird, ist nicht abschließend geklärt. Fakt ist: Die Sanierungskosten sind mit etwa 1,2 Millionen Euro veranschlagt. Die Hälfte davon muss zügig investiert werden.

Die Kirche hatte eine Frist bis Juni für die Kaufentscheidung gesetzt, sie braucht das Geld für den Neubau. Es gibt angeblich auch private Bieter, die 750 000 Euro zahlen würden, wie es hieß. Doch die Auferstehungsgemeinde gibt einer weiteren öffentlichen Nutzung den Vorzug, für viele Kleinmachnower fühlt sich das denkmalgeschützte Backsteinhaus recht heimatlich an.

Die Anregung, den Ankauf mal zu prüfen, stammt von der CDU. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) nahm sie dankbar auf, warb zwischenzeitlich in einem selbst verfassten Kulturkonzept für ein „Grünes Band“ der Kultur und Vereine, das sich hier gemeinsam mit dem Nachbargrundstück des Bauhofs, der demnächst umziehen muss, gut schaffen ließe. Beide Grundstücke ließen sich an den Rückseiten miteinander verbinden.

Das Kirchgemeindehaus könnte in Gruberts „Grünem Band“ zum Heimatmuseum und Sitz des Heimatvereins werden, der im Saal zu Veranstaltungen einladen könnte. Die Bauhofsunterkunft sieht er als Familienzentrum. Alles sind Projekte, die Kleinmachnow für die nahe Zukunft ohnehin auf dem Bildschirm hat. Durch ein Verkehrswertgutachten hat sich die Verwaltung abgesichert, dass das 2500 Quadratmeter große Grundstück mit dem vor und nach dem Krieg gebauten Haus nicht zu teuer erworben wird. Angeblich steht bei den Gutachtern sogar eine Acht am Anfang.

Grubert zitierte am Freitagabend aus seinem Kulturkonzept, betonte, dass es auch andere Nutzungsvarianten für den dann entweihten Kirchbau geben könnte. SPD/Pro-Fraktionschef Bernd Bültermann nannte den Erwerb „alternativlos“ . Der Ankauf sei eine Chance, einen repräsentativen und zentralen Standort für künftige Nutzungen zu sichern.

CDU/FDP-Fraktionschefin Angelika Scheib dankte dem Bürgermeister, die Idee ihrer Fraktion weiterentwickelt zu haben. Es sei richtig, ein für viele Kleinmachnower so wichtiges Gebäude nicht der öffentlichen Nutzung zu entziehen. „Die Entscheidung muss jetzt fallen. Der Standort ist sehr gut und vielfältig bespielbar.“

Henry Liebrenz von den Grünen und Thomas Singer von der Fraktion Linke/Piraten fragten hingegen laut, ob das etwas hinfällige und auch noch denkmalgeschützte Haus nicht zu teuer gekauft wird. „Die Kirche will es doch gerade abgeben, weil es für soziale und kulturelle Zwecke schlecht nutzbar ist“, sagte Singer. Er sieht die Gefahr, dass sich die Kulturstandorte von Rathaussaal über Kammerspiele bis Landarbeiterhaus „kannibalisieren“. Für ein später spärlich besuchtes Heimatmuseum seien zwei Millionen Euro zu viel Geld, meinte er.

Besonders die Vertreter von CDU und SPD sahen das anders. Der Beschluss wurde schließlich mit 17 Ja- und 8 Nein- Stimmen gefasst. Umsonst warnte BIK-Fraktionschef Roland Templin davor, die Kommunalaufsicht einzuschalten und den Bürgermeister persönlich in Haftung zu nehmen. Nach seiner Lesart der Kommunalverfassung dürfe die Gemeinde keine Immobilien erwerben, wenn sie nicht zur Aufgabenerfüllung benötigt werden. Bürgermeister Grubert sah die Notwendigkeit durch sein Kulturkonzept hinlänglich belegt – und auch andere Gemeindevertreter hatten offenbar schon sein „Grünes Band“ am Bannwald vor Augen. Henry Klix

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