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Weiter geht’s. Die Geschäfte in Glindow laufen wieder.

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Geschäfte laufen wieder, Sonntag Kunstevent: Glindower Ziegelei ist wieder auf Kurs

Werder (Havel) - Ein halbes Jahr nach der Insolvenz ist die Ziegelmanufaktur Glindow wieder in ruhigerem Fahrwasser. Das teilte der alte und neue Inhaber Harald Dieckmann gestern auf PNN-Anfrage mit.

Werder (Havel) - Ein halbes Jahr nach der Insolvenz ist die Ziegelmanufaktur Glindow wieder in ruhigerem Fahrwasser. Das teilte der alte und neue Inhaber Harald Dieckmann gestern auf PNN-Anfrage mit. Nach der Einleitung des Insolvenzverfahrens im März und der Übernahme durch den Insolvenzverwalter habe er den Lager- und Auftragsbestand und die Anlagen umgehend wieder zurückkaufen können, die Geschäfte seien unter einem neuen Firmennamen weitergeführt worden.

„Inzwischen hat sich die Auftragslage wieder soweit gefestigt, dass wir hoffnungsvoll in die Zukunft schauen können“, sagte Dieckmann. Ein Auftrag, der bei der Insolvenz verloren ging, sei in der zweiten Ausschreibung sogar zurückgewonnen worden: Die Glindower werden ihre Handstrichziegel für Arbeiten am Stralsunder Rathauses liefern. Außerdem sei man unter anderem an Sanierungsarbeiten an der Berliner Pfingstkirche und der Flensburger Marineschule beteiligt, ebenso an der Restaurierung von zwei Kirchen in Bremen und eines ehemaligen Gaswerkes in Stockholm.

Einige umsatzschwache Monate, zu denen dann noch eine Prüfung des Finanzamtes und der Sozialkasse kam, der Nachforderungen folgten, hatten die Ziegelei zum Jahresbeginn ins Trudeln gebracht. Noch vor der Insolvenz waren zudem 200 000 Euro investiert worden, um eine der 14 Brennkammern des Ofens und Werkzeuge zu reparieren.

Die Mitarbeiter seien motiviert dabeigeblieben, nur zwei der insgesamt 20 Leute seien freiwillig gegangen, so Dieckmann. „Die Mannschaft wird ja auch gebraucht, um weiter produzieren zu können.“ Konstruktiv sei auch die Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter Schwoerer und Kollegen aus Potsdam gewesen. „Wir haben fast ununterbrochen weiterarbeiten können“, sagte Dieckmann den PNN.

Rund eine halbe Million Steine können jährlich gebrannt werden, außerdem Bodenplatten, Terrakotten, Formsteine und auf Wunsch auch zeitgenössische Kunst. Um wirtschaftlich zu arbeiten, brauche man einen Jahresumsatz von mindestens einer Million Euro.

Die alte Firma werde abgewickelt, so Dieckmann, die Ziegelei firmiere jetzt als Neue Ziegelmanufaktur Glindow U.G., ist also keine GmbH mehr. Er ist froh, dass der 150 Jahre alte Hoffmannsche Ringofen nicht ausgegangen ist. Die Ziegelmanufaktur ist letztes Zeugnis der Ziegelindustrie in Glindow, die im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erlebte. Glindower Ziegel finden besonders in der Denkmalpflege Verwendung: Mit dem Kohlebrand entstehen Setzmarken und Farbverläufe, die Oberflächenstruktur sorgt für lebhafte Fassaden.

Tradition haben die Kunst- und Kulturveranstaltungen am Standort der Ziegelmanufaktur, die nun weitergeführt werden: Am Sonntag wird ab 16 Uhr zu einer Vernissage eingeladen. Schon seit Mitte August haben sich drei angesehene Künstler vom Ziegeleistandort am Glindowsee inspirieren lassen: Hella Berent aus Köln, Chris Hinze aus Potsdam und Johannes Pfeifer aus Lanzo, Italien, haben Kunstwerke und Installationen aus Metall, Holz und natürlich aus Ziegelsteinen geschaffen, die am Sonntag bei einem kleinen Fest zu bestaunen sind. Der Bogen wird gespannt von der handwerklichen Ziegelfertigung, wie sie Fontane in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg detailgenau beschreibt, zur modernen Kunst, die sich vom historischen Ort inspirieren lässt. Henry Klix

Zeitgenössische Kunst in der Alten Ziegelei, 4. September um 16 Uhr in Glindow, Alpenstraße 47

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