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Der Dachstuhl ist bereits eingestürzt. Jetzt drohen weitere Schäden nach dem Brand.

© Drohnengruppe Potsdam-Mittelmar/Drohnengruppe Potsdam-Mittelmark

Brand des Alten Landtags in Potsdam: Feuerwehr befürchtet Giebeleinsturz

Durch den Brand des Alten Landtages in Potsdam ist der Dachstuhl des Gebäudes bereits eingestürzt. Jetzt drohen weitere Teile einzubrechen. Der Wind macht die Lage bedrohlich.

Nach dem Brand des Alten Landtages am Brauhausberg in Potsdam drohen weitere Gebäudeteile einzustürzen. Der Dachstuhl des südlichen Seitenflügels war bereits zusammengebrochen. Nun droht auch einer der Giebel in dem Bereich einzubrechen, wie die Feuerwehr mitteilte. „Ich hoffe, dass nichts weiter passiert. Morgen soll der Wind auffrischen“, sagte der Sprecher des Lagedienstes der Feuerwehr am Sonntag sagte. „Die Dachkonstruktion fehlt.“

Für den Montag hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) örtliche Sturmböen mit bis zu Windstärke 9 angekündigt. Die Straße Am Havelblick, rund um den Alten Landtag, wurde laut Feuerwehr mit einem Bauzaun abgesperrt. Windstärke 9 entspricht 75 bis 88 Kilometer pro Stunde. „Äste brechen von Bäumen, kleinere Schäden an Häusern“, schreibt der DWD als Erklärung. Nach Angaben der Polizei wird das Gebäude gesichert.

Gegen 15.25 Uhr hatten am Samstag mehrere Personen den Notruf alarmiert. Polizei und Feuerwehr hatten von einem Großbrand berichtet. Der Dachstuhl des südlichen Seitenflügels, in dem sich der frühere Plenarsaal befindet, sei in Brand geraten. Die Feuerwehr war mit 26 Fahrzeugen im Einsatz. Um ein Übergreifen des Feuers auf angrenzende Gebäude zu verhindern, baute die Feuerwehr eine sogenannte Riegelstellung auf. Mithilfe von zwei Drehleitern kämpften die Einsatzkräfte von außen gegen die Flammen.

Feuerwehr und Ordnungsamt vor dem Alten Landtag. Dahinter steigt eine Rauchsäule empor.
Feuerwehr und Ordnungsamt vor dem Alten Landtag. Dahinter steigt eine Rauchsäule empor.

© Andreas Klaer

Nach Angaben der Stadt Potsdam waren rund 120 Einsatzkräfte der Potsdamer Berufsfeuerwehr, mehreren Freiwilligen Feuerwehren, der Polizei und dem Ordnungsamt vor Ort. Die schwarz-braune, weithin sichtbare Rauchsäule stand über der Innenstadt und beunruhigte nicht nur direkte Anwohner. Über die NINA-App warnte die Regionalleitstelle die Bevölkerung wegen der starken Rauchentwicklung vor einer Geruchsbelästigung. Der Brandgeruch waberte bis in die Außenbezirke der brandenburgischen Landeshauptstadt.

Polizei ermittelt wegen Brandstiftung

Die Polizei hatte am Nachmittag mehrere Stunden lang die Straße zum Brauhausberg gesperrt, auch Linienbusse kamen nicht mehr weiter. Ein Verkehrschaos in der Innenstadt blieb allerdings aus. Am Sonntag war die Straße wieder freigegeben.

Am Samstagabend teilte die Feuerwehr gegen 20 Uhr mit, dass der Brand gelöscht wurde. Die Warnung für die Bevölkerung wurde aufgehoben. Mit den Nachlöscharbeiten waren die Einsatzkräfte bis nach 1 Uhr morgens beschäftigt. Ein Feuerwehrmann wurde bei dem Einsatz leicht verletzt.

Zur Schadenshöhe konnte die Polizei am Sonntag noch keine Angaben machen. Auch lagen am Sonntag noch keine Erkenntnisse zur Brandursache vor, da das Gebäude durch die Feuerwehr für die Polizei noch nicht freigegeben war. Die Polizei ermittelt nun wegen einer möglichen Brandstiftung.

Erst vorletzte Woche hatte es auf dem Gelände gebrannt. Es gab drei kleinere Feuer in einem Nebengebäude des leerstehenden Hauses. Auch zu dem vorherigen Brand ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung. Ob es hierzu neue Erkenntnisse gibt, konnte die Polizei am Sonntag nicht mitteilen. Auf dem Areal gab es in der jüngsten Vergangenheit immer wieder auch Vandalismus, wie die Polizei auf Nachfrage bestätigte. Im Februar hatte ein Mann eine russische Flagge am umgangssprachlichen Kreml angebracht. Auf die Frage, ob das Eindringen in das Gebäude einfach möglich ist, antwortete eine Sprecherin: „Wenn Sie da rein wollen, kommen Sie da rein.“

Gebäude steht seit Jahren leer

Die ehemalige Königlich-Preußische Kriegsschule auf dem Brauhausberg wurde von 1899 bis 1902 erbaut. Nach dem Krieg und ab 1990 bis 2013 befand sich der brandenburgische Landtag in dem Gebäude, das 2018 auch als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde. Bis zur Wende hatte die Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei (SED) in dem Komplex ihren Sitz, der in der DDR dann auch den Spitznamen Kreml erhielt. Auf dem Turm befand sich bis 1990 weithin sichtbar das rundliche SED-Parteiemblem. Der Abdruck des Emblems ist bis heute gut zu erkennen.

2015 wurde das Objekt vom Land an die Berliner Sanus AG verkauft. Das Landesfinanzministerium verkaufte das 25.000 Quadratmeter große Areal für 8,65 Millionen Euro an das Berliner Konsortium. 2015 bis 2018 wurde es von der Stadt Potsdam für 1,63 Millionen Euro Miete pro Jahr als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Hinzu kamen rund eine halbe Million Euro Betriebskosten.

Seitdem steht das Bauwerk leer. Seit mehreren Jahren kündigt der Investor an, das inzwischen baufällige Gebäude zu sanieren und dort Luxuswohnungen und Gewerbe zu schaffen.

Wie das Finanzministerium auf Nachfrage mitteilte, habe es mit dem Verkauf des Gebäudes keinerlei Einflussmöglichkeiten mehr auf dortige Vorhaben oder den Investor. „Verkauft ist verkauft“, sagte Ministeriumssprecher Ingo Decker. Eventuell gebe es gewisse Investitionsverpflichtungen aus dem Vertrag. Dafür sei vermutlich jedoch die Frist noch nicht abgelaufen, sagt Decker. Die Sanus AG war am Sonntag nicht zu erreichen.

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