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In „Libre Directo“ wird Fußball zur Chance auf ein neues Leben.

© TALYCUAL

You’ll never walk alone: Kurzfilmtour „On Screen“ zur Fußball-EM startet im Thalia-Kino in Potsdam

Die Fußball-Europameisterschaft 2024 wird von einer deutschlandweiten Kurzfilm-Tour begleitet. Den Auftakt macht das Thalia-Kino. Auch Trainerlegende Ewald Lienen ist zu Gast.

Wenn 60.000 Menschen im Liverpooler Anfield-Stadion gemeinsam die Fußballhymne „You’ll never walk alone“ anstimmen, vermittelt sich auch Nicht-Fußballbegeisterten, dass die Leidenschaft zum Spiel darüber hinausgeht, 22 Spielerinnen oder Spielern dabei zuzusehen, wie sie einem Ball hinterherrennen.

Ungefähr vier Monate vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland startet am Donnerstag im Potsdamer Thalia-Kino die landesweite Kurzfilmtour „On Screen“. Nach 24 Stopps endet sie am 11. Juli vor dem EM-Finale in Berlin. Auf dem Programm: acht europäische Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme aus Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Polen, Portugal, Spanien, Ungarn und Deutschland.

Der queere Hooligan in „I Love Hooligans“ verleugnet aus Liebe zu seinem Verein seine sexuelle Identität.
Der queere Hooligan in „I Love Hooligans“ verleugnet aus Liebe zu seinem Verein seine sexuelle Identität.

© seriousFilm

Doch was ist es, was selbst einen Fan, der allein ein WM-Viertelfinale im Autoradio verfolgt wie im Kurzfilm „Länderspiel“ von Sven und Nadine Schrader, so mitfiebern lässt, als wäre er mit vielen anderen zusammen im Stadion? Was lässt Marcin aus Grzegorz Zariczny Dokumentarfilm „The Whistle“ durchhalten, der jedes Wochenende als Schiedsrichter polnischer Unterligisten von Spielern wie Zuschauern gleichermaßen angefeindet wird? Was bewegt den queeren Hooligan in Jan-Dirk Bouws Animationsfilm „I Love Hooligans“ aus Liebe zu seinem Verein seine sexuelle Identität zu verleugnen?

Die Frage wird umso spannender, wenn man, wie während „On Screen“, vor Augen hat, wie länderübergreifend und kontextunabhängig die Leidenschaft zum Fußball ist: im britischen Fan-Bus auf dem Weg nach Frankreich, in einem Pariser Stadion, an einem militärischen Kontrollpunkt und auf einem ländlichen Unterligisten-Fußballplatz im Nieselregen.

Marcin lebt in einer Kleinstadt in der Nähe von Krakau bei seiner Mutter, die ihn regelmäßig beim Kartoffelschälen gängelt. Für ihn sind die Wochenenden ein Ausbruch aus der piefigen Wohnung; fair zu entscheiden ist für ihn Herzenssache: „Die denken, ein Schiedsrichter habe keine Gefühle“, klagt er. Als würden sie es nur fürs Geld machen.

Es geht ums Gefühl

Die Spur scheint in die richtige Richtung zu führen: Es geht ums Gefühl. Anna im französischen „Sur la touche“ wird überraschend von der Atmosphäre im Stadion mitgerissen, obwohl sie mit Fußball vorher gar nichts am Hut hatte. Der pubertierende Sohn in „Coach“ scheint in der Begegnung mit britischen Fußball-Ultras ein Identitätsgefühl zu entdecken. Die bedingungslose Liebe des queeren Hooligans zu seinem Verein verbindet ihn mit seinem Großvater, der ihn zu seinem ersten Spiel mitgenommen hat.

So universell ist die Sprache des Fußballs, dass im portugiesischen „Checkpoint“ ein kleines Mädchen und ein Soldat mit Maschinengewehr nonverbal miteinander kommunizieren können. Im Animationsfilm „Mitch Match“ erkennt man sogar Streichhölzer beim Torjubel. Und im spanischen Kurzfilm „Libre Directo“ wird Fußball gar zur Chance auf ein neues Leben.

Das Programm zeigt eine gelungen kuratierte Auswahl an Filmen, die die verschiedenen Facetten der Liebe zum Fußball zeigen. Hier ist sie das verbindende Element der Verschiedenartigkeit europäischer Länder. Begleitet wird das Programm von individuellen Gesprächsrunden mit Prominenten, die den Fußball mitgeprägt haben.

Was ihnen Fußball ist, besprechen im Thalia Kino in Zusammenarbeit mit dem SV Babelsberg On-Screen-Schirmherr und Trainerlegende Ewald Lienen, der ehemalige Trainer des 1. FC Lok Leipzig und frühere Babelsberg 03-Spieler Almedin Čiva sowie die niederländische Fußballspielerin Anouk Dekker. Moderiert wird das Gespräch von Schauspieler Christoph Jungmann.

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