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 "Schubertiade", ein Konzert bei den  Musikfestspielen Potsdam Sanssouci.
Florian Birsak ©Nikola Milatovic

© Nikola Milatovic

Musikfestspiele Potsdam: Wundersame Wortklangwelten 

Im Palmensaal der Orangerie im Neuen Garten stand die „Schubertiade“ an. Geboten wurde eine Mischung aus Liedern und Instrumentalstücken an Klavier und Violoncello.

Von Babette Kaiserkern

Passend zum diesjährigen Motto „Freundschaft“ musste es bei den Musikfestspielen Potsdam auch ein Konzert mit Musik von Franz Schubert geben. Schließlich spielten Freundschaften eine wichtige Rolle in Schuberts tragisch kurzem Leben. Persönliche Beziehungen zu den Dichtern Franz von Schober und Johann Mayrhofer bildeten die Grundlage für viele Schubert-Werke, die Ikonen des Lied-Gesangs wurden.

Umso größer war das Interesse am Montagabend für die „Schubertiade“ im Palmensaal der Orangerie im Neuen Garten. Wie bei den historischen Schubert-Soireen wurde eine Mischung aus Liedern und Instrumentalstücken an Klavier und Violoncello offeriert. Die Schweizer Cellistin Ursina Maria Braun brachte die Arpeggione-Sonate auf wunderlich spröde Weise zu Gehör. Es wirkte so, als ob die Solistin keinen persönlichen Zugang zu diesem Meisterwerk gefunden hätte.

Cellistin Ursina Maria Braun
Cellistin Ursina Maria Braun

© Erika Rodin

Zarte Innigkeit, pathetischer Furor

Der Tenor Daniel Johannsen präsentierte ein gutes Dutzend berühmter Schubert-Lieder. Zu Beginn drückt der gebürtige Wiener etwa bei „Auf dem Strom“, „Der Schiffer“ und „Aus Heliopolis II“ noch mächtig auf die Tube. Was an sinnreicher Phrasierung fehlt, wird durch metallisch-markante Lautstärke ersetzt. Nach der Pause wirkt Daniel Johannsen wesentlich gelöster, singt geschmeidiger, inniger und strukturierter, was Liedern wie „Trost im Liede“, „An die Freunde“ und „Schatzgräbers Begehr“ zugutekommt.

Es gelingt ihm, den Schleier vor Schuberts wundersam-funkelnden, düster-drängenden Wortklangwelten eindringlich zu lüften. Dabei spielt er gern mit Kontrasten zwischen zarter Innigkeit und pathetischem Furor, was Lieder wie „Todesmusik“ und „Auflösung“ etwas zu vordergründig dramatisiert.

Aus dem Hammerklavier von 1820 holt Florian Birsak geläufig und gestalterisch heraus, was möglich ist. Leider fehlt es dem Instrument an Wohlklang, gar manchmal scheppert, zirpt und dumpft es reichlich. Das begünstigt Franz Schuberts Klaviervariationen im Impromptu 142 / 3 D nicht gerade. Ein Hauch gepflegter Hotelmusik liegt darüber, was nicht zuletzt auch an diesem freundlich-biederen Stück liegt, dem einst Robert Schumann einen Mangel an Erfindung und Fantasie bescheinigte. Daran fehlte es dem einzigartigen, wundervollen Franz Schubert sicherlich nicht, wie auch dieser Abend wieder bezeugte. 

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