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Stiftung hat jetzt Sitz in Potsdam
Die nationale Repräsentanz des europaweiten Kulturerbe-Netzwerks Europa Nostra befindet sich
seit dem 1. Januar 2024 in den Räumen der SPSG. Darüber informieren die Stiftung und SPSG-Generaldirektor. v.l.: Ulrich Böcker (königl. Winzerberg Potsdam), Dr. Uwe Koch (Europa Nostra) und Christoph Martin Vogtherr(Generaldirektor Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)

© Andreas Klaer

Welterbe-Netzwerk in Potsdam aktiv: Miteinander gegen nationale Egoismen

Das Netzwerk Europa Nostra vereint Ehrenamt und Institutionen, um das Kulturerbe zu erhalten. Das hat immer mehr auch eine politische Dimension.

Das Netzwerk europäischer Welterbestätten Europa Nostra hat zum Jahresbeginn sein nationales Büro in den Räumen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) in der Allee nach Sanssouci bezogen. Mit der Nähe zur Stiftung und den hier tätigen Vereinen sei eine „Trias“ für das Weltkulturerbe entstanden, sagte Uwe Koch, Direktor der deutschen Abteilung von Europa Nostra.

Das Netzwerk vereint mehr als 400 Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Vereine sowie zahlreiche Privatpersonen in mehr als 40 Ländern, einige davon auch außerhalb der Europäischen Union. Europa Nostra kümmert sich um den Erhalt und die Rettung gefährdeter Denkmäler, Stätten und Landschaften. Dabei wird auch der Blick auf bedrohtes Welterbe gelenkt. Mitglieder sind neben der Schlösserstiftung beispielsweise der Förderverein des Jagdschlosses Stern, der Winzerbergverein und der Pfingstbergverein. Diese Vereine hätten „Orte adoptiert und zum Leben gebracht“, sagte Koch bei der Vorstellung der Netzwerkarbeit. „Wir sind eine Arena, in der sich staatliche und zivilgesellschaftliche Institutionen treffen.“

Der Potsdamer Winzerbergverein erhielt 2018 den europäischen Kulturerbepreis von Europa Nostra. Das Netzwerk sei nützlich für einen Wissensaustausch beispielsweise zum Weinanbau, sagte Ulrich Böcker vom Winzerbergverein, der auch schon polnische Maurer-Azubis für eine Arbeitswoche zu sich eingeladen hatte.

Wir müssen uns im Miteinander gegen nationale Egoismen wappnen.

Uwe Koch, Präsident von Europa Nostra Deutschland

Gerade jetzt sei der europäische Austausch wichtig, sagte Koch. „Wir müssen uns im Miteinander gegen nationale Egoismen wappnen.“ Viele Welterbestätten seien auch historisch miteinander verwoben. Als Beispiel nannte er die in Sachsen entstandenen Herrnhuter Siedlungen, die es auch in Böhmen, Schlesien, England, Irland, Dänemark und den Niederlanden gibt. Europa Nostra schaffe Zusammenarbeit zwischen den historisch verbundenen Regionen Lausitz, Böhmen und Schlesien. „Wir wollen über Grenzen hinweg Brücken bauen“, sagte Koch.

Ausstellung im Marmorpalais wird überarbeitet

Wichtig sei der internationale Ansatz auch, weil es beispielsweise unterschiedliche Sichtweisen auf historische Ereignisse gibt. Im Marmorpalais werde aus diesem Grund die Dauerausstellung inhaltlich überarbeitet und mit wissenschaftlicher Unterstützung aus dem Nachbarland um den polnischen Blick ergänzt, kündigte SPSG-Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr an. Denn in seiner Sommerresidenz am Heiligen See besiegelte Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. 1793 mit Russland die endgültige Teilung Polens. Vogtherr betonte auch die vielen europäischen Bezüge in den Potsdamer Welterbestätten – die italienische Renaissance, Polen, Russland, die Niederlande und Norwegen.

Im früheren Kabinetthaus in der Allee nach Sanssouci hat Europa Nostra Deutschland jetzt sein Büro.
Im früheren Kabinetthaus in der Allee nach Sanssouci hat Europa Nostra Deutschland jetzt sein Büro.

© Andreas Klaer

Ebenso international seien die Herausforderungen der Zukunft, betonte Koch und nannte Themen wie Klimawandel, die Übernutzung von Welterbestätten und den Bezug zur jungen Generation. „Wie können wir junge Menschen für das Welterbe und die Mitarbeit in Organisationen begeistern?“, fragte Koch. Überhaupt müsse das Bewusstsein für die Welterbestätten gestärkt werden. Das gelte auch für den jährlich ausgelobten Kulturerbepreis, bei dem deutsche Bewerbungen bedauerlicherweise unterrepräsentiert seien, so Koch. Potsdam sei ein guter Ort, um über diese Themen zu reden.

Das will Europa Nostra mit einer internationalen Tagung am 21. und 22. März auch in Potsdam tun. Die „Kulturerbefamilie“ sei neugierig auf die Stadt. Der Executive Präsident von Europa Nostra International, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger gratulierte zur neuen Adresse im früheren Kabinetthaus. „Wir sind jetzt näher an der Basis und schweben nicht auf einer europäischen Wolke in Den Haag“, sagte Koch.

Am 13. Juni will das Netzwerk zudem gemeinsam mit dem Winzerbergverein den Saisonauftakt vor Ort feiern. Als „Gastgeschenk“ kündigte Uwe Koch ein Konzert des belgischen Kammermusikquartetts Karski an, das interaktiv den Weinberg bespielen will. „Wir sind schon sehr neugierig“, freute sich Ulrich Böcker. Europa Nostra will an diesem Tag gleichzeitig Vereine aus anderen europäischen Ländern vor Ort in den Dialog bringen.

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