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Die Kita „Sausewind“ in Potsdam West wird nach sechsjähriger Sanierung fertiggestellt.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Viel Geld für neue Kitas und Schulen: Schubert fordert erneut Beteiligung von Potsdam-Mittelmark

Viele Potsdamer Schul- und Kitaprojekte schreiten voran. Doch die Kosten steigen immer weiter. Für Oberbürgermeister Schubert ist das Ende der Fahnenstange bald erreicht.

Der Kommunale Immobilienservice (KIS) der Stadt Potsdam investiert in diesem Jahr 53 Millionen Euro in Neubau und Sanierung von Schulen und Sportstätten und weitere knapp drei Millionen Euro in Kitas und Horte. Damit kann auch eine Dauerbaustelle beendet werden. Schon seit 2017 wurde die Kita „Sausewind“ in der Lotte-Pulewka-Straße abschnittsweise saniert. Bis zu den Sommerferien sollen auch die letzten Arbeiten im Treppenhaus und an einer Garderobe abgeschlossen sein.

„Wir haben in sechs Bauabschnitten saniert“, sagt Petra Hesse, Bereichsleiterin Investition beim KIS. Ehemalige „Sausewind“-Kinder, die inzwischen zur Schule gehen, kannten ihre Kita nur als Baustelle. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) kennt sie noch im Urzustand. Er habe als Kind diese Kita selbst besucht. „Meine Eltern wohnen immer hier im Zentrum Ost“, sagt Schubert, der diese und zwei weitere Baustellen des KIS am Dienstag beispielhaft besuchte. Sentimental wird Schubert auch deshalb, weil der Kita-Umbau das erste Bauprojekt gewesen sei, dass er als damaliger Jugenddezernent mit KIS-Werksleiter Bernd Richter angeschoben habe.

Noch freie Plätze in der Kita Sausewind

Der neue Hort auf knapp bemessener Fläche hinter der Kita ist längst fertig. Die Kindertagesstätte erhielt einen Sportbewegungsraum, alle Räume wurden saniert. Die stellvertretende Kitaleiterin Carolin Herzig freut sich über den Sportraum. „Hier können die Kinder dank der Fußbodenheizung auch im Winter barfuß laufen.“ Die Fröbel-Kita legt Wert auf Bewegung und Naturerfahrung, was im Garten angesichts von Spielgeräten, Obstbäumen und Tomatenpflanzen gut zu sehen ist.

Die beiden Wandmosaike von Hans-Joachim Buhlmann an der Kita „Sausewind“ wurden gereinigt und strahlen in frischem Glanz.
Die beiden Wandmosaike von Hans-Joachim Buhlmann an der Kita „Sausewind“ wurden gereinigt und strahlen in frischem Glanz.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Ab November stehen in der Kita Sausewind 250 Plätze zur Verfügung, davon 100 Krippenplätze. Derzeit gibt es 142 Plätze, von denen zehn nicht belegt sind. „Wir haben also jetzt schon freie Plätze“, sagt Carolin Herzig. Mike Schubert sieht das als Beleg für eine gelungene Kita-Planung. 5,6 Millionen Euro kostete die Sanierung der Kita „Sausewind“.

Sorgen macht ihm aber die Finanzierung für den Ausbau der Schulkapazitäten. Mit jedem Schulneubau wachse die Kreditbelastung für den KIS. Fünf bis acht Millionen Euro müssten pro Jahr zusätzlich für die Tilgung aufgebracht werden. Die Kosten im Baubereich seien um 20 bis 30 Prozent, in einzelnen Gewerken sogar um 50 Prozent gestiegen, sagt KIS-Chef Bernd Richter. Die 2017 eröffnete Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule im Bornstedter Feld habe 28 Millionen Euro gekostet. Für die ebenso groß geplante Gesamtschule in Krampnitz werde mit 52 Millionen Euro kalkuliert.

8286
Schülerinnen und Schüler besuchten im abgelaufenen Schuljahr die weiterführenden Schulen in kommunaler Trägerschaft der Stadt Potsdam.

Für Schubert ist das Ende der Fahnenstange bei der Finanzierung bald erreicht. Deshalb will er den Landkreis Potsdam-Mittelmark künftig an den Kosten für Schulneubauten beteiligen. Denn immer mehr Schülerinnen und Schüler kämen aus dem Umland. „Ich bin aber verpflichtet, zuerst Schulplätze für Potsdamer Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen“, sagt Schubert.

Im ausgelaufenen Schuljahr stammten von insgesamt 8286 Schülerinnen und Schülern an den kommunalen weiterführenden Schulen 1370 aus anderen Landkreisen, davon rund 1200 aus Potsdam-Mittelmark. Dieser Wert mache die fehlenden fünf Züge an Gymnasien oder zwei neue Schulen aus, so Schubert. Weil Brandenburg an der Havel ähnliche Probleme habe, sei mit der Moderation des Bildungsministeriums ein Gespräch der beiden kreisfreien Städte mit dem Landkreis geplant. „In Cottbus wurde ein Schulneubau gemeinsam mit dem Landkreis Spree-Neiße finanziert“, sagt Schubert. Ein solches Modell könne er sich auch für Potsdam vorstellen.

Nachhaltig gebaut: Alte Betonschalen bleiben erhalten

Bei der Entwicklung des Schulcampus’ an der Rosa-Luxemburg-Grundschule an der Burgstraße wurde mehrfach umgeplant. Aus der zweizügigen Einrichtung wurde eine vierzügige Schule mit 600 Plätzen. Der Plattenbau vom Typ „Erfurt“ erhielt einen Neubau mit Mensa. Schulhof und Sportplatz wurden neu gebaut. Die Zwei-Felder-Sporthalle war zu klein. Statt den Altbau abzureißen, wird er erweitert. Das sei aufwändiger, aber auch nachhaltiger und günstiger, sagt Bernd Richter. So bleiben die typischen HP-Schalen erhalten.

Die alte Sporthalle der Rosa-Luxemburg-Schule wird um ein drittes Feld erweitert. Die typischen HP-Schalen bleiben erhalten.
Die alte Sporthalle der Rosa-Luxemburg-Schule wird um ein drittes Feld erweitert. Die typischen HP-Schalen bleiben erhalten.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Die Bauweise der Turnhalle mit den gekrümmten Stahlbetonteilen seien einfach und robust, sagt KIS-Projektleiterin Michaela Zeh. Eine Dämmung an der Oberseite wurde so angebracht, dass die filigranen Schalenenden erhalten bleiben. In der Halle erhalten die Schalen eine Schalldämmung, bleiben aber sichtbar. Das dritte Sportfeld befindet sich in einem angegliederten Neubau, der eine extensive Dachbegrünung und Fotovoltaikanlagen erhält. 6,4 Millionen Euro kostet die Sanierung und Erweiterung der Turnhalle.

Weite Wege für den Sportunterricht

Doch die Grundschule wird auch im neuen Schuljahr ohne Sporthalle auskommen. Das sei eine große Herausforderung, sagt Schulleiterin Dorothea Kerkow. In der inklusiven Schule lernen auch Kinder mit Behinderung. Alle müssen teilweise weite Wege in andere Schulsporthallen oder in private Sportclubs gehen. Für die Begleitung werde zusätzliches Personal benötigt, Unterrichtsstunden fielen aus, so Kerkow. Weil die bisher mitbenutzte Halle des Einstein-Gymnasiums in der Hegelallee im neuen Schuljahr nicht mehr zur Verfügung steht und die neue Halle in der Kurfürstenstraße erst ab Januar genutzt werden kann, ergibt sich eine Lücke für das erste Halbjahr im neuen Schuljahr.

Blick auf den Erweiterungsbau im Hof der Käthe-Kollwitz-Oberschule in Potsdam-West.
Blick auf den Erweiterungsbau im Hof der Käthe-Kollwitz-Oberschule in Potsdam-West.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Nicht das größte, aber vielleicht das komplizierteste Projekt setzt der KIS in der Sellostraße um. Im engen Hof der Käthe-Kollwitz-Oberschule entsteht ein Erweiterungsbau mit 500 Quadratmetern Fläche für Mensa, eine Schulküche für den Unterricht, Räume für die Schulsozialarbeit und Erste Hilfe, ein Werkraum und ein Gruppenraum. Architekt Carsten Schwiering berichtet von den vielen Herausforderungen. „Wir haben nicht einmal einen Kran auf das Grundstück bekommen.“ Das Tor der engen Hofeinfahrt wurde von Lastwagen beschädigt. Bei der Gestaltung spielte der Denkmalschutz eine wichtige Rolle. Denn eigentlich sind die Höfe Wohnzwecken vorbehalten. Eine alte Remise musste weichen. Das Satteldach sollte flach bleiben, erhielt eine Zinkblechabdeckung. Ein eingeschossiger Zwischentrakt wird auf dem Dach begrünt. Die Fahrradständer werden zweistöckig installiert, um Platz zu sparen.

Wenig Platz im engen Hinterhof

Selbst für Leitungen war der Platz knapp bemessen, berichtet der Architekt. Alter Baumbestand konnte neben dem Neubau erhalten werden. Für Basketballkörbe und Tischtennisplatten bleibt auch noch Platz. Der Schulhof wird noch erneuert. Später müsse auch der nur teilsanierte Altbau der Schule weiter saniert werden, kündigt Bernd Richter an. Nach dem Baustart im Juni 2021 sollen die Arbeiten im Oktober abgeschlossen sein. 3,6 Millionen Euro hat der KIS dann investiert.

Und noch ein weiteres Schulbauprojekt kündigt sich an. Ab Herbst entstehen am Luftschiffhafen Modulbauten, die ab Herbst 2024 als Ausweichquartier für die Schulen in Potsdam-West, die noch saniert werden müssen, zur Verfügung stehen. Zuerst werde die Sportschule dort einziehen, sagte Mike Schubert.

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