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Die Villa Kellermann besticht auch durch seine herrliche Lage am Heiligen See.

© Manfred Thomas Tsp/MANFRED THOMAS TSP

Update

Villa Kellermann von Günther Jauch: Nobelrestaurant am Heiligen See in Potsdam schließt

Unter der Führung des Berliner Sternekochs Tim Raue eröffnete Jauch 2019 die Gastronomie in der Villa Kellermann in Potsdam. Nun wurde das Aus des Restaurants verkündet.

| Update:

Bittere Nachricht für die Potsdamer Gastronomie: Das Restaurant in der Villa Kellermann des prominenten Potsdamer Fernsehmoderators Günther Jauch schließt in wenigen Monaten. „Gerne nehmen wir Ihre Reservierungen bis zum 21. 06. 2024 entgegen. Danach wird die Villa Kellermann aus betrieblichen Gründen geschlossen“, heißt es auf der Homepage der Villa Kellermann. „Wir freuen uns, Sie vorher nochmal als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.“

In einer Mitteilung des Geschäftsführers des Nobelrestaurants, Manfred Dengel, vom Freitag heißt es: „Wir hätten gerne weiter gemacht. Aber Corona, stark gestiegene Betriebskosten und eine angespannte Personalsituation ließen keine andere Entscheidung zu.“ Und weiter: „Wir können uns vorstellen, das Restaurant eventuell in Zukunft zu verpachten oder als Eventlocation anzubieten.“

Die Vermietung der möblierten „Wohnungen auf Zeit“ in der Villa Kellermann seien von der Schließung des Restaurants nicht betroffen. Die zwischen 20 und 174 Quadratmeter großen Wohnungen mit Zugang zum Heiligen See seien „weiterhin begehrt und waren in der Vergangenheit meistens komplett ausgebucht“. Zunächst hatte die „Märkische Allgemeine“ über das Aus des Restaurants berichtet.

Der Fernsehjournalist Jauch hatte das Restaurant in der prachtvollen, von ihm erworbenen und sanierten Villa Kellermann direkt am Seeufer 2019 gemeinsam mit dem Berliner Sternekoch Tim Raue eröffnet. Anfang Juni 2023 war Raue jedoch ausgestiegen und hatte an seinen Chefkoch Christopher Wecker übergeben. An der jetzt aktiven Villa Kellermann Betriebs GmbH & Co KG, die derzeit das Restaurant betreibt, ist Jauch eigenen Angaben nach selbst nicht mehr beteiligt. Er wollte sich auf Anfrage über die Erklärung der Betreiber hinaus, die mit ihm abgestimmt sei, nicht äußern.

Chefkoch Christoph Wecker kreiert in der 1914 erbauten Villa bodenständige Gerichte.

© Sebastian Rost Fotografie

Christopher Wecker hatte im Juni 2023 die Nachfolge von Sternekoch Raue als Leiter der Villa Kellermann angetreten. Wecker war von Anfang an Chefkoch, Raue „kulinarischer Konzeptgeber“. Das Restaurant Villa Kellermann serviert gehobene Küche mit überwiegend lokalen Produkten. Küchenchef Wecker kreiert nach Angaben des Restaurants bodenständige Gerichte, die von Potsdam und Brandenburg inspiriert sind und modern interpretiert werden.

Neben den berühmten Königsberger Klopsen von Raue, die schon der damalige US-Präsident Barack Obama zum Essen bekam, stehen derzeit unter anderem Hühnerfrikassee, Kabeljau, Spargel und Kalbsbacke auf der Speisekarte. Vor der Restaurant-Eröffnung im September 2019 wurde die 1914 erbaute Villa zwei Jahre lang denkmalgerecht saniert.

Günther Jauch hatte die Villa Kellermann 2015 erworben.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Jauch hatte das Gebäude nebst 2700 Quadratmeter großem Grundstück 2015 von den Erben des Kosmetikkonzerns Wella, Gisa und Hans-Joachim Sander, erworben. Bis 2009 betrieb Gastronom Maximilian Dreier dort das „Ristorante Villa Kellermann“, zu dessen Stammgästen auch Jauch gehörte. In den folgenden Jahren stand das Gebäude leer. Es ist das einzige öffentliche Haus an diesem Ufer des bei Prominenten begehrten Heiligen Sees. Die Freude über die Eröffnung des Restaurants, das auch Kaffee und Kuchen auf der Seeterrasse bot, war in Potsdam groß.

Jauch wurde schon kurz nach der Eröffnung des Restaurants vom Restaurant-Führer „Gault & Millau“ als Deutschlands „Gastronom des Jahres“ geehrt. „Er ließ ein Stück Kulturgut aufwendig renovieren, öffnet es für ein genussfreudiges Publikum und schenkt Potsdam in Zusammenarbeit mit Tim Raue ein Vorzeigerestaurant mit weltläufigem Flair“, urteilten die Tester damals.

Die Villa Kellermann am Heiligen See in Potsdam.

© Andreas Klaer

Die Villa Kellermann

Die Villa wurde einst für den königlich-preußischen Zeremonienmeister W. von Hardt errichtet. Zur Ausstattung gehörten schon 1914 ein Speisenaufzug, ein Fahrstuhl und sogar eine Tankstelle samt 750-Liter-Tank im Garten.

In der Weimarer Republik gehörte das Haus dem jüdischen Bankier Emil Wittenberg, der von den Nationalsozialisten enteignet wurde. Danach zog die Heeresleitung der Wehrmacht dort ein. Nach 1945 gehörte die Villa dem DDR-Kulturbund. Bis zum Mauerfall blieb sie als „Kulturhaus Bernhard Kellermann“ öffentlicher Treff von Intellektuellen, Künstlern und Schriftstellern.

Benannt wurde sie damals nach dem Schriftsteller Bernhard Kellermann, ebenfalls Mitglied des Kulturbundes und heute vor allem für seinen Roman „Der Tunnel“ berühmt. Ab 1988 traf sich in der Villa auch die Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtgestaltung, kurz Argus, der unter anderem der spätere Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck angehörte.

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