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Bernd Rubelt hat ein Traumschloss gebaut – mit vielen bunten Bausteinen, und Schirmchen.

© Andreas Klaer

Promis als Architekten: Bunte Legohäuser in Potsdam gegen den Facharbeitermangel

Jobs in der Baubranche müssen wieder attraktiver werden. Um junge Menschen anzusprechen, haben nun 15 Promis zu Plastikspielzeug gegriffen und Fantasiehäuser gebaut.

Mit Türmen, Fantasiegebäuden und Baustellen aus bunten Klemmbausteinen möchten Prominente in einer kleinen Ausstellung im Kongresshotel Potsdam auf den Facharbeitermangel aufmerksam machen. Jeweils 1000 Legosteine hatten insgesamt 15 Prominente zur Verfügung gestellt bekommen, um ihrer kreativen Bau-Ader freien Lauf zu lassen: unter ihnen die frühere Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), die Entertainerin Gayle Tufts, der Baubeigeordnete der Landeshauptstadt Potsdam Bernd Rubelt (parteilos), der Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk, der Berliner Stadtsenator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Christian Gaebler (SPD), der Architekt Sergei Tchoban, der TV-Moderator Cherno Jobatey oder der Künstler Christian Awe.

Abgeliefert wurden Stadien, Türme, ein neues Berliner Wohnquartier, ein Traumschloss, ein Haus der Begegnung, eine Baustelle und mehr. Besonders freue sie, dass alle Werke etwas mit Gemeinschaft, mit Inklusion zu tun haben, so Initiatorin Marion Uhrig-Lammersen.

Jede zweite Stelle unbesetzt

Mit der Aktion soll auf den Fachkräftemangel besonders der Baubranche aufmerksam gemacht werden. Junge Leute sollen so angesprochen werden, erklärte Rubelt. „Wir haben mit Bausteinen etwas geschaffen, was Handwerk ist.“ Man wolle zeigen, dass es ein Problem sei, wenn es keinen Nachwuchs mehr gibt. Das belegte er auch mit Zahlen: Derzeit gebe es schon Bereiche in der Baubranche mit 18,9 Prozent mehr freien Stellen als kompetenten Bewerbern, 2030 werde der Engpass voraussichtlich 31,8 Prozent betragen, da könne dann schon jeder dritte Job nicht mehr besetzt werden. 2035 könnten es sogar 45,7 Prozent sein.

„Bauen uns einen Käfig“

„Diese Berufe müssen künftig deutlich attraktiver werden“, so Rubelt. „Durch eine Änderung der Rahmenbedingungen und dadurch, dass die Gesellschaft sie auch wieder attraktiver findet.“ Er kritisierte, dass Bauvorhaben manchmal schon acht Jahre dauern würden, „weil alles so kompliziert ist, weil alle Belange perfektioniert werden“. Die vielen Einzelbestimmungen würden sich auf ein komplexes Verfahren summieren. „Wir bauen uns einen Käfig, aus dem wir nicht mehr rauskommen“, sagte Rubelt und ergänzte, dass sich teilweise Gesetze widersprechen würden.

Wir bauen uns einen Käfig, aus dem wir nicht mehr rauskommen.

Bernd Rubelt, Bau-Beigeordnete der Landeshauptstadt Potsdam

Statt geplanter Vereinfachungen seien auf Bundesebene weitere Regelungen dazugekommen, in den vergangenen 20 Jahren etwa der Natur- und Klimaschutz. „In allem perfekt zu sein, das funktioniert einfach nicht“, so Rubelt. In den Verwaltungen der Kommunen würde dann alles auftreffen, doch hier seien auch nicht genug Menschen – die Kommunen seien ebenso vom Facharbeitermangel betroffen. „Den gut gemeinten Gesetzen stehen immer weniger Bearbeiter gegenüber“, so Rubelt.

Das „Stadion der Gemeinsamkeit“ von Olympiasieger Christian Schenk.

© Andreas Klaer

Das führe dazu, dass etwa Bauangelegenheiten gleich um ein Jahr verzögert werden, wenn etwa der Artenschutz-Gutachter nicht zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehe. „Auch die wasserrechtlichen Genehmigungen stapeln sich bei mir, weil die Mitarbeiterzahl nicht verdoppelt wird.“ Er gibt zu bedenken, dass diese Zustände auch dazu führen können, dass Gesetze nicht mehr beachtet werden, wenn niemand mehr für die Bearbeitung da ist.

Die Ausstellung „Prominenten-Bau“ ist noch bis Mitte Januar im Kongresshotel Potsdam (Am Luftschiffhafen) zu sehen. „Das Thema Fachkräftemangel ist ja auch für uns ein Thema“, so Jutta Braun, Geschäftsführerin des Hotels. Deswegen sei man auch gerne zur Ausstellung bereit gewesen. Schließlich sei Kochen ja auch Handwerk. Nach der Ausstellung werden die Häuser je einer Kita in Brandenburg und in Berlin übergeben.

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