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Den Potsdamer Tierschutzverein plagen Geldsorgen.

© Ottmar Winter

Potsdamer Tierheim ächzt unter steigenden Kosten: Deutscher Tierschutzbund schlägt 5000-Euro-Wette vor

Der Verband möchte der Einrichtung unter die Arme greifen – stellt aber Bedingungen. Auch die Menschen in der Landeshauptstadt sind nun gefragt.

Es war eine überraschende Ansage, die Thomas Schröder, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, am Dienstag bei seinem Besuch des Tierheims Potsdam machte: „Wenn die Potsdamer es schaffen, dem Tierheim bis zum 31. Dezember 5000 Euro zu spenden, dann werden wir ebenfalls 5000 Euro dazu geben.“ Schröder hatte bei seiner bundesweiten Rundreise durch Dutzende Tierheime auch in Potsdam Halt gemacht und dazu aufgerufen, den strauchelnden Einrichtungen zu helfen. Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, kann unter dem Betreff „Spende Wette“ Geld auf das Vereinskonto des Tierheims überweisen.

Die Mittel werden dringend benötigt: Auch das Tierheim sieht sich mit großen Kostensteigerungen konfrontiert, sowohl was die Energiepreise angeht, als auch die Tierarztkosten, die sich durch die neue Tierarztgebührenordnung ab 22. November erhöhen werden. „Als wir 2020 unseren Gastank vollgemacht haben, hat das noch 2500 Euro gekostet. Vor einem halben Jahr waren es schon 4300 Euro“, sagt Günther Hein, Vorsitzender des Tierschutzvereins Potsdam und Umgebung e.V., der Träger des Tierheims Potsdam. Er rechnet für nächstes Jahr mit einer Verdreifachung der Kosten.

Tierheim will künftig mehr als doppelt so viele Tiere aufnehmen

Um die gröbsten Verwerfungen abzufedern, hat der Deutsche Tierschutzbund dem Tierheim bereits einen Zuschuss von 5000 Euro gewährt. Immerhin ist die Einrichtung, die circa 50 Tiere betreut, nicht völlig vom Gas abhängig: Eine Holzheizung sowie eine kleine Solaranlage ergänzen die Versorgung.

Angesichts der gestiegenen Energiekosten und Inflation sind die Spendenkörbe im Potsdamer Tierheim deutlich weniger gefüllt.

© Ottmar Winter PNN

Geld braucht das Tierheim auch noch für ein anderes Projekt: Eine benachbarte Baracke auf dem Gelände soll als Erweiterung dienen, um künftig auch Potsdamer Fundtiere aufnehmen zu können. Der marode, 600 Quadratmeter große Flachbau wurde bereits vollständig entkernt, als Nächstes müssen Dach, Fassaden und Fenster erneuert werden. Damit würde sich die Zahl an Tierunterkünften mehr als verdoppeln.

Tierschutzbund will mit 50.000 Euro fördern, wenn die Stadt dasselbe gibt

„Die Kosten dafür sind angesichts der Baukostensteigerungen unklar“, sagt Hein. Der Verein wolle schrittweise vorgehen und alle Fördermöglichkeiten ausschöpfen. Eine solche Möglichkeit ist der Deutsche Tierschutzbund: „Wir könnten den Bau mit bis zu 50.000 Euro fördern, wenn die Kommune die gleiche Summe dazu geben würde“, sagt Thomas Schröder. „Dann könnte sich Potsdam bei der Unterbringung von Fundtieren endlich selbst versorgen.“ Derzeit ist das Tierheim zu klein, um Fundtiere anzunehmen; herrenlose Hunde und Katzen, die in der Landeshauptstadt gefunden werden, werden nach Bad Belzig oder Medewitz bei Wiesenburg transportiert, rund 50 Kilometer von Potsdam entfernt.

Thomas Schröder, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, vor dem Potsdamer Tierheim.

© Ottmar Winter

Nicht nur das Potsdamer Tierheim braucht Unterstützung: Anlässlich des internationalen Tierschutztages am 4. Oktober hatte der Deutsche Tierschutzbund unter dem Titel „Tierheime am Limit“ die Politik dazu aufgerufen, Tierheime ebenfalls in ihr Entlastungspaket aufzunehmen. „Sonst werden einige Tierheime den nächsten Winter nicht überleben“, so Schröder. „Wir haben bisher niemanden, der uns hilft.“

Terrarien treiben die Stromrechnung in die Höhe

Schröder weist darauf hin, dass Tierheime auch ein Wirtschaftsfaktor seien: Bundesweit sind 540 Tierheime, Auffangstationen und ähnliche Einrichtungen mit rund 10.000 Mitarbeiter:innen Mitglied des Deutschen Tierschutzbundes.

Die meisten Einrichtungen sind auf private Spenden angewiesen, diese gehen angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage jedoch spürbar zurück. Viele Tierheime befinden sich laut Schröder in Altbauten, was die Heizkosten zusätzlich in die Höhe treibt. Zusammen mit der Erhöhung der Tierarztkosten und dem großen Rücklauf vieler „Corona-Haustiere“, die nach dem Lockdown wieder abgegeben wurden, ist die Lage vielerorts dramatisch. „In Berlin und im Ruhrgebiet gibt es vielfach Annahmestopps von Tierheimen“, sagt Schröder.

Auch Tierhalter:innen sind unter Druck: Mittlerweile gebe es bereits die ersten Reptilienbesitzer:innen, die ihre Tiere abgeben wollen, weil die Terrarien zu viel Energie verbrauchen, so Schröder. „Letzte Woche hatten wir tatsächliche eine Anfrage für eine Königspython“, sagt Günther Hein.

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