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Wie geht Kleidung machen? Das lernt der Modekurs am Humboldt-Gymnasium.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Mode-Upcycling an Potsdamer Gymnasium: Von der Schulkollektion zum eigenen Modell

Humboldt-Schüler fertigen neue Kleidung aus ausrangierten Stücken. Ihre Arbeit weckt Begehrlichkeiten – und stärkt das Selbstbewusstsein.

Es herrscht Schuljahresendstimmung am Humboldt-Gymnasium. Die Abiturienten erholen sich zu Hause vom Prüfungsstress, dem regulären Unterricht folgt die Projektwoche, die Vorbereitungen für die abschließende Vollversammlung der Schüler sind in der heißen Phase.

Das heißt auch für die Mitglieder der AG Nachhaltige Mode noch einmal volle Konzentration. Zur Vollversammlung wollen sie über ihre Arbeit berichten – per Video, per Power Point und mit einer kleinen Modenschau.

Die AG gibt es seit 2021. Damals hatte die Schulleitung bei der Modedesignerin Angela Fabel angefragt, ob sie Interesse hätte, die Schulkollektion neu zu gestalten. Fabel konnte sich das vorstellen, unter der Bedingung, dass nachhaltige Kleidung entsteht, aus Biobaumwolle und fair gefertigt. Und auf jeden Fall wollte sie gemeinsam mit den Schülern an etwas Neuem arbeiten.

Janne und Charlotte vom Humboldt-Gymnasium präsentieren selbst gefertigte Kleidung.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Im Schuljahr 21/22 überarbeiteten die Schüler also ihre Schulkollektion, wählten die Farben aus und dachten über ein neues Logo nach. Das zeigt die Gebrüder Humboldt im Porträt. Entwickelt hat es die Sechstklässlerin Charlotte.

Außerdem machte Fabel die Gruppe mit dem Upcycling – aus Abfallprodukten entstehen neue Dinge – vertraut. Aus alten Kleidungsstücken nähten sie Mützen und Taschen und erfuhren dabei, welche Mühe das macht.

Im jetzt zu Ende gehenden Schuljahr trauten sie sich an eine ganze Upcycling-Kollektion heran. Ozean heißt das Thema, das sich die Schüler gemeinsam mit Angela Fabel gestellt haben.

Charlotte und Frau Angela Fabel beim Arbeiten an der Kollektion.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Gearbeitet haben die Schüler aus den Klassen 5 bis 12 ähnlich wie die Profis auch. Sie haben die Stoffe ausgesucht, Skizzen gemacht, Schnitte angefertigt, geplant, welche Materialien sie in welcher Menge brauchen, gefärbt, zugeschnitten und so weiter. Jetzt befinden sie sich auf den letzten Metern.

Ich finde das total cool, dass ich hier kreativ sein und meine eigenen Sachen nähen kann.

Charlotte, Schülerin am Humboldt-Gymnasium

Jedes Kleidungsstück, das hier neu entstanden ist, hatte ein Vorleben. Aus zwei alten Jeans fertigt Charlotte zum Beispiel eine neue Hose und ein Oberteil dazu. Die Hose ist bereits fertig und trägt ihr eigenes Logo – Lottie. Das Oberteil ist nur zugeschnitten. Die Zwölfjährige steht am Bügelbrett und glättet die Teile, bevor sie sie dann stecken, heften und schließlich zusammennähen kann. „Ich finde das total cool, dass ich hier kreativ sein und meine eigenen Sachen nähen kann“, erzählt sie begeistert.

Das treibt auch ihre Mitstreiterin Yuetong an. Sie näht auch zu Hause sehr viel, hat zum Beispiel schon mehrere Taschen und ihren Schulrucksack selber genäht. Mit ihrer Begeisterung hat sie ihre Eltern überzeugt, ihr zum Geburtstag eine Nähmaschine zu schenken. „Das Nähen damit habe ich mir selber beigebracht“, berichtet sie. Sie habe sich dafür vorhandene Kleidungsstücke genau angesehen und die Betriebsanleitung für die Nähmaschine.

Der elfjährige Janne trägt die neue Hose bereits, die er aus einer alten, kaputten Hose gefertigt hat. „Das Nähen, das Selbermachen macht mir großen Spaß“, erzählt er. „Es entstehen schöne und einzigartige Sachen, die ich noch dazu selber tragen kann“, ergänzt er noch. Dass er, wie die anderen auch, hin und wieder gefragt wird, woher die coolen Sachen denn sind, die er trägt, freut ihn.

Man muss nicht alles wegwerfen, was man nicht mehr trägt.

Janne, Schüler am Humboldt-Gymnasium

„Man muss nicht alles wegwerfen, was man nicht mehr trägt. Man kann tolle Sachen machen aus alten Klamotten“, ist Janne überzeugt.

Angela Fabel ist stolz auf ihre Truppe. Alle seien mit Begeisterung dabei, haben viele Ideen. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich alle unglaublich gut entwickelt. Inzwischen nähen auch viele Schüler zu Hause und hätten zum Beispiel ihre im Nähen geübten Großmütter einbezogen.

Die Arbeit an einer eigenen Kollektion hat auch das Selbstbewusstsein gesteigert. Janne und Charlotte haben neulich ganz ohne Unterstützung von Erwachsenen den Eltern der künftigen Fünft- und Siebentklässler die neue Schulkollektion vorgestellt. Offensichtlich mit Erfolg, wie der aktuelle Bestelleingang zeigt.

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