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Jugendliche konsumieren alkoholische Getränke.

© Steffen Füssel dpa

Aktueller Drogenbericht für Potsdam: Mädchen trinken mehr Alkohol als Jungen 

Rund 1000 Jugendliche wurden befragt. Ein besorgniserregender Trend: Die Lebenszufriedenheit vieler Mädchen ist gesunken.

Die Zahlen überraschen: Wenn Jugendliche zu ihrem Alkoholkonsum befragt werden, trinken Jungen meist mehr als Mädchen. Im Falle der aktuellen Befragung Potsdamer Jugendlicher zwischen 14 und 18 Jahren zu ihrem Substanzkonsum sieht das Ergebnis anders aus: 40 Prozent der Mädchen gaben an, „hin und wieder“ zu trinken, bei den Jungen waren es nur 33 Prozent. „Ein- bis dreimal im Monat“ tranken zwölf Prozent der Mädchen und elf Prozent der Jungen, auch bei „Einmal pro Woche“ lagen die Mädchen mit acht Prozent um einen Prozentpunkt vor den Jungen.

„Da hat sich etwas verschoben: Mädchen konsumieren riskanter als Jungen“, sagte Potsdams Koordinatorin für Suchtprävention, Katrin Hayn bei der Vorstellung der Ergebnisse im vergangenen Sozialausschuss. „Diesen Trend müssen wir gut im Auge behalten.“ Im Allgemeinen zeigt sich jedoch ein Abwärtstrend beim Alkoholkonsum von Jugendlichen: Nur 10,6 Prozent der Befragten gaben an, riskant zu trinken, also häufig. 2016 waren es 10,8 Prozent und 2004 noch 25 Prozent.

Seit 2004 wird die Befragung alle vier Jahre vom Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit in Brandenburg durchgeführt. Es ist die mittlerweile fünfte Erhebung, die daher unter dem Titel „Fünfte Welle“ firmiert. 1010 Jugendliche, die Potsdamer Schulen besuchen, nahmen an der Befragung teil. Den größten Teil machten dabei Gesamtschulen und Gymnasien aus. Hayn betonte, dass die Zahlen nicht spezifisch für Potsdam seien, die Situation in Brandenburg sehe ähnlich aus.

Cyber-Mobbing gegen Mädchen hat zugenommen

Erhoben wurden die Daten 2020, also im ersten Jahr der Pandemie. Ob der gestiegene Alkoholkonsums bei Mädchen etwas mit den Bedingungen der Pandemie zu tun hatte, ließ der Bericht offen. Im Fazit steht allerdings: „Die Einschätzung der Lebenszufriedenheit fällt vor allem bei Mädchen schlechter aus.“ Und: „Mädchen berichten anteilig häufiger von Erfahrungen mit Cyber-Mobbing als in der vierten Befragungswelle.“ Eine Verbindung zu Corona ist also denkbar, da sich im Zuge der Schutzmaßnahmen ein Teil des Lebens der Jugendlichen in den digitalen Raum verlagert hatte.

Beim Medienkonsum gaben 29,5 Prozent der Mädchen an, pro Tag zwei Stunden oder weniger im Internet zu sein, bei den Jungen sind es 26 Prozent. Rund 20 Prozent beider Geschlechter waren vier Stunden oder weniger online.

Seit 2004 ist der Tabakkonsum stark gesunken.

Katrin Hayn, Potsdams Koordinatorin für Suchtprävention

Beim Tabak herrscht ein gewohntes Bild: Jungen rauchen tendenziell etwas häufiger als Mädchen. 69 Prozent der Mädchen und 62 Prozent der Jungen haben allerdings noch nie geraucht, bei E-Zigaretten sind die Werte ähnlich. „Das ist erfreulich“, sagte Katrin Hayn. „Seit 2004 ist der Tabakkonsum stark gesunken.“ Damals lag der Wert der Jugendlichen, die riskant konsumieren, bei 37 Prozent. Heute sind es nur noch 9,8 Prozent.

Auch bei Cannabis sind die Zahlen niedrig: 76 Prozent der Mädchen haben noch nie gekifft, bei den Jungen sind es 69 Prozent. Riskanten Cannabiskonsum betrieben nur vier Prozent der Jugendlichen; ein leichter Abfall gegenüber 2016, als es noch sieben Prozent waren.

Andere illegalisierte Substanzen wie Speed oder Ecstasy spielten bei den Jugendlichen kaum eine Rolle: „Alkohol und Tabak sind weiterhin die am häufigsten konsumierten Substanzen“, so das Fazit des Berichts. Auch Glücksspiel, das zu Sucht und Verschuldung führen kann, sei kein Thema in Potsdam: „Weder real noch online“, sagte Hayn.

Wenn es darum geht, sich Hilfe bei Problemen mit Substanzkonsum zu suchen, stünden die engsten Freund:innen an erster Stelle, an zweiter Stelle Eltern oder Großeltern. Das Internet spiele hingegen eine untergeordnete Rolle.

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