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Tierheim Potsdam. Elsa, Mischling, 4 Jahre ist Pflegetier der Einrichtungsleiterin und hilft bei der Sozialisation der abgegebenen Hunde.

© Andreas Klaer

Brandenburger Tierheime brauchen mehr Platz: Geschlossener Standort in Wiesenburg muss wieder öffnen

Der pandemiebedingte Haustier-Boom macht den Tierheimen zu schaffen. Von der schwierigen Lage könnten auch Tiere aus Potsdam betroffen sein.

Von Kai Wielert

Die Tierschutzvereine Tiere und Tierisch Belzig haben ihre Kapazitätsgrenze überschritten und müssen den Standort Wiesenburg wiedereröffnen. Das teilte Tiere e. V. vergangenen Mittwoch mit. Die beiden Brandenburger Vereine hatten Anfang des Jahres verkündet, ihre Kräfte zu bündeln, um gemeinsam die derzeitig schwierige Lage für Tierheime zu bewältigen. Der Standort Wiesenburg wurde dafür geschlossen.

Beide Vereine kümmerten sich fortan gemeinsam in Bad Belzig um die Tiere. Diesen Schritt nun rückgängig zu machen, sei laut Tiere e. V. vor allem eine Gewissensentscheidung gewesen. „Wiesenburg jetzt nicht wieder zu öffnen, hieße, dass wir Tiere, insbesondere Kitten, ablehnen müssten, deren Überlebenschance dann nur gering sind“, sagt Gordon Ebeling, Tierarzt und Mitglied des Geltower Tierschutzvereins.

Die schwierige Lage betreffe unter Umständen auch Tiere aus Potsdam, erklärt Anna Matushek, Pressesprecherin des Tierschutzvereins. Da die Landeshauptstadt kein eigenes Tierheim mehr hat, werden Fundtiere von Tiere e. V. in Kooperation mit der Tierrettung Potsdam und Tierisch Belzig am Standort Belzig betreut. „Wiesenburg wird jedoch als Backup für diesen Standort zur Verfügung stehen und in Überlastungsfällen auch Potsdamer Fundtiere aufnehmen können“, sagt Matushek.

Tierisch Belzig und Tiere e. V. werden jedoch keine getrennten Wege gehen. Das gemeinsame Tierheimprojekt laufe „aus Tierschutzperspektive gut“, sagt Matushek. Die Region benötige dringend ein Tierschutzzentrum, das nicht nur bei Notfällen reagieren, sondern auch präventiv arbeiten könne. Beide Vereine planen, ihre Arbeit am Standort Bad Belzig auszubauen.

„Es geht aktuell ja nicht nur uns so“, erklärt Tiere e.V. auf PNN-Anfrage. „Nicht umsonst haben sich die Tierheime deutschlandweit zusammen geschlossen und einen Brandbrief verfasst“. Es gebe von Jahr zu Jahr immer mehr Hunde mit Problemverhalten. Der Haustierboom während der Coronapandemie habe das Ganze beschleunigt. Man fordere schon seit Jahren schärfere Auflagen für Tierbesitzer, vor allem im Bereich der Sachkunde.

Das Potsdamer Tierheim Am Wildpark wurde Ende 2007 geschlossen. 2015 erwarb der Tierschutzverein Potsdam und Umgebung schließlich ein neues Gelände an der Michendorfer Chaussee von der Stadt für 240.000 Euro. Die fünf dortigen Gebäude dienten in den 1990er Jahren als Unterkünfte für Asylbewerber und standen dann bis 2015 leer. Nun sollen sie nach und nach vom Tierschutzverein saniert werden. Ein Haus sei bereits hergerichtet worden, aber der Platz reicht bislang nicht aus, um auch die Fundtierbetreuung für Potsdam zu übernehmen, heißt es vom Verein. Daher werden Potsdamer Fund- und Verwahrtiere vom Tierheim Tierisch Belzig e.V. betreut, schreibt die Stadtverwaltung. Herrenlose Hunde und Katzen, die in der Landeshauptstadt gefunden werden, werden nach Bad Belzig oder Medewitz bei Wiesenburg transportiert, rund 50 Kilometer von Potsdam entfernt.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es fälschlich, dass verschiedene Tierschutzvereine seit der Schließung des alten Tierheims 2007 bislang vergeblich neue Räumlichkeiten suchen würden. Wir haben den Fehler korrigiert. Tatsächlich hat der Tierschutzverein Potsdam und Umgebung 2015 das Gelände an der Michendorfer Chaussee erworben und betreibt nach Sanierung eines Gebäudes dort seit 2020 das Potsdamer Tierheim.

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