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Der Schriftzug „Studio Babelsberg“ und das Logo an einer Wand auf dem Gelände der Filmstudios.

© dpa/Monika Skolimowska

Auftragsflaute in Babelsberg : Studio-Chef hält an Standort fest

Der neue Co-Vorstandschef der weltberühmten Filmschmiede Studio Babelsberg, Andy Weltman, räumt eine aktuell schlechtere Auftragslage ein.

Der neue Co-Vorstandschef der weltberühmten Filmschmiede Studio Babelsberg, Andy Weltman, räumt eine aktuell schlechtere Auftragslage ein – hält aber an dem Potsdamer Standort fest. „Der momentane Drehbuchautorenstreik hat zwar vorübergehend Auswirkungen auf unser Geschäft und die gesamte Filmbranche, aber Cinespace und ihre Muttergesellschaft TPG haben derzeit keine Pläne, Studio Babelsberg zu verkaufen oder aufzulösen“, sagte Weltman.

„Wir freuen uns auf die zukünftige Entwicklung des Studios und die Fortführung des einzigartigen Erbes am Standort.“ Darüber hatten zuvor der RBB und die „Märkische Allgemeine“ berichtet.

Das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt

Das Studio Babelsberg ist nach eigenen Angaben das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt. Es gilt als Wiege des deutschen Films. Dort wurde beispielsweise „Nosferatu“ gedreht, während der DDR-Zeit „Die Legende von Paul und Paula“. Danach entstanden in Babelsberg international erfolgreiche Spielfilme wie „Das Bourne Ultimatum“, „Inglourious Basterds“ oder „Bridge of Spies“ sowie die deutschsprachige Serie „Babylon Berlin“.

Die Filmproduktionsstätte legte im Frühjahr ihre Leitung in die Hände der Cinespace Studios, die zum Immobilieninvestor TPG gehören. Weltman nannte im Frühjahr als Ziel, die Marktposition der Filmproduktion in Kombination mit Erfahrungen von Cinespace bei Streaming und Fernsehen zu nutzen.

Die langjährigen Chefs von Studio Babelsberg, Carl Woebcken und Christoph Fisser, haben die Spitze einiger Tochtergesellschaften zum Teil bereits im Frühjahr verlassen. Bei der Muttergesellschaft Studio Babelsberg AG ändert sich aber nichts: Woebcken ist Co-Vorstandschef, Fisser Vorstand. Beide hatten Studio Babelsberg 2004 übernommen und auf die Erfolgsspur geführt.

Klagen gegen Beherrschungsvertrag Mitte Juli vor Gericht

Nun steuert der neue Mehrheitseigentümer Cinespace die Produktionsstätte. Er ist laut Studio Babelsberg zweitgrößter unabhängiger Studiobesitzer weltweit mit fast 100 Studios in den USA, Kanada und Europa. In den USA hatten die Drehbuchautoren im Mai ihre Arbeit niedergelegt, sie fordern unter anderem mehr Gehalt.

Dass die Auftragslage derzeit nicht ideal ist, wissen wir.

Brandenburger Wirtschaftsministerium

Das Brandenburger Wirtschaftsministerium sieht im Studio Babelsberg Probleme bei der Produktion: „Dass die Auftragslage derzeit nicht ideal ist, wissen wir“, teilte es mit. Dem Ministerium lägen keine Anzeichen vor, „die eine Insolvenz von Studio Babelsberg nahelegen.“ „Die Studio Babelsberg AG verfügt aber ausweislich der letzten Geschäftsberichte über ausreichende finanzielle Reserven, um auftragsarme Zeiträume gut zu überstehen.“

Entscheidend sei für die Landesregierung, dass die rund 100 Arbeitsplätze erhalten blieben. Damit der Standort attraktiv bleiben könne, müsse aber weiter in die Studios investiert werden. Das Ministerium zeigt sich enttäuscht: „Insbesondere die Erwartungshaltung der Landesregierung hinsichtlich neuer Investitionen am Standort haben sich noch nicht erfüllt.“

Aktionärsvertreter Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zeigte sich auf PNN-Nachfrage verwundert über die ausbleibenden Synergieeffekte, von der Cinespace-Vertreter noch im April auf der außerordentlichen Hauptversammlung von Studio Babelsberg gesprochen hatten. „Bislang hat sich das Studionetzwerk noch nicht für Babelsberg ausgezahlt“, so Kunert.

Im April wurde auf einer außerordentlichen Hauptversammlung mit der Stimmenmehrheit von Cinespace die Eigenständigkeit des Studios aufgegeben. Dagegen sowie gegen einen aus Aktionärssicht viel zu geringen Verkaufspreis der Aktie klagten Aktionäre im Nachgang. Mitte Juli soll es einen Verhandlungstermin vor dem Oberlandesgericht in Brandenburg an der Havel geben, sagte Michael Kunert, der eine Insolvenz für das Studio derzeit auch nicht sieht.

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