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Landeshauptstadt: „Anregung“ zurückgewiesen

Potsdam besteht auf drei Bädern / Gegengutachten in Arbeit

Potsdam besteht auf drei Bädern / Gegengutachten in Arbeit Von Michael Erbach Bei der Pressekonferenz zum Bädergutachten des Landes gestern in der Staatskanzlei kamen nicht etwa nur Journalisten zu Wort. Vertreter betroffener Kommunen hatten keine Scheu, selbst fleißig Fragen zu stellen. So machte auch Potsdams Sportbeigeordnete Gabriele Fischer ihrem Unmut über einige Gedankengänge der Gutachter Luft. Dass etwa bei der gerade erst eingeweihten Schwimmhalle Luftschiffhafen ein Sanierungsbedarf konstatiert wurde, kann sie nicht nachvollziehen. Und warum ausgerechnet der Brauhausberg von den Gutachtern als Standort für den einzigen noch förderfähigen Freizeitbad-Neubau im Lande auserwählt wurde, sei ebenfalls unklar. Fest steht, dass die Gutachter, Michael Göbel von Regionomica und Klaus Batz von der con.pro GmbH, „anregen, darüber nachzudenken“ (Göbel), ob nicht anstelle einer aufwändigen Sanierung der Schwimmhalle Am Brauhausberg nicht gleich eine moderne Anlage sowohl für den Schul- und Vereinssport wie auch für Freizeitspaß entstehen sollte. Damit wäre nicht nur die ohnehin zur Schließung freigegebene Schwimmhalle Am Stern, sondern auch das Spaßbadprojekt in Drewitz gleich mit gestorben. Warum nur noch ein Bad in Potsdam? „Aus Haushaltsgründen“, so Göbel. Als er gefragt wurde, wie eine solche Kombination aus kommunaler Schwimmhalle und Spaßbad aussehen könnte, sagte er nur: „Ein Konzept müsste noch erarbeitet werden.“ Er fügte aber gleich hinzu, dass beim Bau des Spaßbades in Drewitz dann auf die Halle am Brauhausberg nicht verzichtet werden könne. Für Fischer ziehen die Argumente der Gutachter nicht. Ein einziges öffentliches Bad in Potsdam wäre nie in der Lage, sämtliche Bedürfnisse abzudecken, sagt sie. Und der Standort in Drewitz sei zudem der bessere. Gleicher Meinung ist auch Lutz Henrich, Geschäftsführer des Stadtsportbundes, der ebenfalls auf der Pressekonferenz war. Er sieht die Gefahr, dass die so genannte „Anregung“ dazu führen könnte, dass das Land aus Kostengründen nur ein Bad entstehen lässt, „zu Lasten des Schul- und Vereinssports“. Henrich wird bei den anstehenden Konsultationen mit der Landesregierung den Kurs der Stadt unterstützen: Bau des Spaßbades Drewitz, Sanierung der Halle am Brauhausberg, Erhalt der Luftschiffhafen-Schwimmsporthalle. So wird in der Stadtverwaltung bereits an einem Gegengutachten gearbeitet. Fischer berichtet, dass ihr Fachbereich in die Erarbeitung der Unterlagen für das Landes-Gutachten gar nicht einbezogen wurde. „Ich weiß nicht, wo die Gutachter die Zahlen herhaben. Bei mir hat sich niemand gemeldet.“ Bei einer anderen Problematik, die jedoch für die Gewährung von Fördermitteln für Drewitz von entscheidender Bedeutung sein wird, kann die Stadt etwas beruhigter agieren. Das Finanzkonstrukt, mit dem sich die Stadt an dem Spaßbad in Drewitz beteiligen will, ist aus Sicht von Göbel theoretisch machbar. „Es gibt bereits vergleichbare Konstruktionen“, so der Gutachter. Der Vertragsentwurf sieht vor, dass sich die Stadt verpflichtet 30 Jahre lang für die kommunale 25-Meter-Bahn im Spaßbad Betriebskostenzuschüsse an die Betreiber zu zahlen, unabhängig vom Betrieb des Bades – also auch, wenn es schließt oder von den Stadtwerken übernommen werden muss. Die Finanzkonstruktion sei natürlich „risikoarm für den Investor“ und „bankenfreundlich“, sagte Göbel: „Doch wenn es funktioniert, ist es für beide Seiten eine schöne Sache.“ Die Stadt müsse jedoch darauf achten, „dass die Investoren eine entsprechende Gewährleistung bieten“.

Michael Erbach

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