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Landeshauptstadt: 100 neue Winterhütten für Skulpturen

Stiftung will weitere Kunstwerke in Glienicke und Sanssouci vor Witterungseinflüssen schützen

Stiftung will weitere Kunstwerke in Glienicke und Sanssouci vor Witterungseinflüssen schützen Von Erhart Hohenstein Mit 20 Quadratmetern Grundfläche ist sie fast so groß wie eine Gartenlaube – die Winterhütte, die in der Tischlerwerkstatt des Schirrhofes entsteht. Einen Kubikmeter Fichtenholz verbaut Ullrich Niemann mit seinen Mitarbeitern, um malerisch im Schlosspark Glienicke drapierten Säulentrommeln und Kapitellen eine schützende Einhausung zu geben. Diese Trümmer stammen aus dem altgriechischen Poseidontempel auf Kap Sunion. Sie sind ein Rest der Sammlung antiker Spolien, die Schlossherr Prinz Carl von Preußen (1801 - 1883) zusammengetragen hatte. Bisher werden rund 260 Skulpturen in den Weltkulturerbeparks im Winter eingehaust. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten will deren Zahl um etwa 100 erhöhen. In Glienicke erhalten Kunstwerke – so am Casino und am Aussichtspavillon Kleine Neugierde – erstmals einen solchen Schutz, in anderen Parks wird er ausgebaut. Beispielsweise sollen zukünftig Figuren auf der Balustrade der Neuen Orangerie und der Portikus des Schlosses Charlottenhof eingehaust werden. Winterhütten aus Holz hätten sich gegenüber anderen Lösungen bewährt, wie der in Versailles praktizierten Umwicklung mit Zeltbahnen, erklärten die Leiter der Skulpturenwerkstatt, Rudolf Böhm, und des Schirrhofes, Heiko Neubecker. Sie seien relativ einfach zu bauen und gewährleisteten die für die Skulpturen notwendige Luftzirkulation. Dies sei bei Plastikumhüllungen nicht der Fall. Auch Glasfenster, die einen Blick auf die Figuren öffnen, erscheinen wegen der Sonneneinstrahlung bedenklich. Mit diesen Argumenten erteilten sie zugleich dem Vorschlag der d''Art Medienagentur Babelsberg eine Absage, die Skulpturen auch im Winter sichtbar zu machen. Ein Bekleben der Einhausungen mit Abbildungen der Kunstwerke sei ebenfalls nicht möglich, da die gespundeten Bretter „arbeiten“ und so die Folien zerreißen würden. Die Kustodin der Skulpturensammlung, Saskia Hüneke, wies auf die Reize hin, die ein „Winterpark“ mit verhüllten Skulpturen bietet. Außerdem sollte der Vorschlag mit Werbelogos finanziert werden, doch „Sanssouci ist keine Werbefläche“. Die Einhausung von Skulpturen ist in Sanssouci seit den 1930er Jahren üblich. Nach Kriegsende 1945 wurden die meisten Winterhütten jedoch zu Kisten verarbeitet, um darin die von der Sowjetarmee als Kriegsbeute requirierten Kunstwerke abzutransportieren. Der Bestand an Einhausungen musste erst wieder aufgebaut werden. Durch sie geschützt werden vor allem witterungsanfällige Sandstein- und Marmorstatuen. Aber auch die 5,50 Meter hohe Glassäule im Marlygarten und nicht weit entfernt sogar zwei Sträucher genießen dieses Privileg. Dabei handelt es sich um den aus Südeuropa stammenden Mönchspfeffer (Vitex ágnus-cástus). Seine Früchte sollen die Fleischeslust dämpfen. Die Sträucher wurden vor knapp einem Jahrzehnt bei der Rückführung des Marlygartens auf die Lennésche Gestaltung gepflanzt, weil sie mit dem christlich bestimmten Programm dieses Parkteils an der Friedenskirche korrespondieren.

Erhart Hohenstein

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