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Neue Studenten für das „Lehramt Primarstufe“ an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU).

© dpa/Patrick Pleul

Wissenschaftsrat kritisiert Brandenburg: Gutachten stellt Hochschulfusion in der Lausitz infrage

Wie viel Sinn ergeben die Cottbuser BTU und die Fakultät für Gesundheitswissenschaften? Ein hochkarätiges Beratungsgremium hat die Brandenburger Hochschullandschaft untersucht.

Brandenburgs Hochschulen sollten stärker miteinander, mit der Wirtschaft und mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen kooperieren. Das empfiehlt der Wissenschaftsrat in einem Gutachten, das auf Veranlassung von Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) entstanden ist. „Der Wissenschaftsrat kommt zu dem Ergebnis, dass sich das Brandenburger Hochschulsystem insgesamt positiv entwickelt hat“, sagte die Vorsitzende der für den Bericht zuständigen Arbeitsgruppe, die Hamburger Sozialwissenschaftlerin und Professorin Sabine Maasen.

Allerdings gebe es an manchen Stellen deutlichen Nachsteuerungsbedarf: „Wesentlich erscheint die Stärkung von Forschungsverbünden“, so Maasen. Das von Bund und Ländern eingereichtete Beratungsgremium empfiehlt ein Förderprogramm des Landes zu deren Stärkung. „Die mehrheitlich kleineren Hochschulen müssen durch interessante Profile für Studieninteressierte attraktiv werden.“ Kleinteilige Angebote sollten in größeren Studiengängen mit Vertiefungsmöglichkeiten gebündelt werden.

Strukturierter als bisher sollten sich die Hochschulen zudem um den Übergang ihrer Absolventen in den Arbeitsmarkt kümmern: Hier fehlten bislang auch Maßnahmen zur erfolgreichen Integration ausländischer Studierender in den Beruf. Statt des Landeshochschulrats sollten Land und Hochschulen eigene Beratungsgremien einrichten. Und: „Der unterfinanzierte und dysfunktionale Hochschulbau soll als strategische Maßnahme festgeschrieben werden“, sagte Maasen.

Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) begrüßte am Montag das Gutachten. „Mir ging es darum, eine sehr ehrliche Einschätzung einzuholen, wie wir gemeinsam unsere Hochschulen aufstellen können“, sagte die Ministerin. Der Wissenschaftsrat habe das Land ermutigt, weiter eine Priorität auf seine Hochschulen zu legen. „Wir müssen weiter investieren, und wir brauchen eine stärkere Kooperation mit der regionalen Wirtschaft“, bilanzierte Schüle. „Zusammen müssen wir innovative Wege gehen, indem unsere Hochschulen noch klarere Profile entwickeln und Kooperationen weiter ausbauen sowie noch stärker auf Studienerfolg, auf durchlässige Bildungswege und auf gute Integration internationaler Studierender setzen.“

Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates werde man am 15. Februar mit allen Hochschulen beraten. Gesprächsbedarf könnte es dabei vor allem an zwei Stellen geben: Denn der Wissenschaftsrat empfiehlt aufgrund des Aufbaus der Universitätsmedizin in der Lausitz die Schließung der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, die derzeit von der Universität Potsdam, der Mediznischen Hochschule Brandenburg (MHB) und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg getragen wird. Die Fakultät diente bislang aber auch als Vehikel, um Studierenden der privaten MHB das Erlangen eines Doktorgrads zu ermöglichen.

Deutliche Kritik übte der Wissenschaftsrat zudem an der Cottbuser BTU. Während er der Unversität Potsdam etwa eine „sehr positive Entwicklung“ und eine „bemerkenswerte Stärkung der Forschung“ attestiert und die internationale Vernetzung der Frankfurter Europa-Universität Viadrina hervorhebt, attestiert er der BTU zehn Jahre nach der Fusion aus Technischer Universität Cottbus und Fachhochschule Lausitz ein Scheitern: „Die mit der Fusion verbundene politische Absicht, zwei unterschiedlich profilierte Hochschulen zusammenzuführen, wurde aus Sicht des Wissenschaftsrats nicht erfolgreich umgesetzt.“

Die BTU, die heute weiterhin ein Zwitter aus Universität und Fachhochschule ist, sollte sich zu einer reinen Universität weiterentwickeln. „Sie muss ihre Forschungsleistungen in den nächsten Jahren deutlich steigern, auch um für die außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein attraktiver Partner zu sein und von den wachsenden Kooperationspotenzialen für ihre eigene Entwicklung möglichst stark zu profitieren“, heißt es in dem Bericht. „Die Lehre und die Studienangebote müssen deutlich attraktiver gestaltet werden, um dem anhaltenden Rückgang der Studierendenzahlen und den im nationalen Vergleich hohen Abbruchquoten entgegenzuwirken.“

Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Sahra Damus, forderte deswegen am Montag, das Fusionsgesetz beider Hochschulen abzulösen und in das Brandenburgische Hochschulgesetz zu integrieren. „Die BTU fordert das schon lange, nicht nur, um einen alten Konflikt endlich zu befrieden, sondern auch, damit die BTU endlich Mitglied in der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden und so mehr Drittmittel einwerben kann.“

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