zum Hauptinhalt
Das Schloss Sanssouci in Potsdam.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Tourismus in Brandenburg: Widerstandsfähig trotz Dauerkrise

In Brandenburg ist die Zahl der Übernachtungen zwischen Januar und Juli im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent gestiegen. Damit wurde das Vor-Corona-Jahr 2019 übertroffen.

Von Matthias Matern

Fachkräftemangel, abnehmende Kaufkraft, steigende Kosten – die Umstände sind derzeit alles andere als günstig, dennoch zeigt sich die bereits durch die Coronakrise arg gebeutelte Tourismusbranche in Brandenburg erstaunlich robust. Um 7,7 Prozent ist die Zahl der Übernachtungen zwischen Januar und Juli dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

Laut dem Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes für Brandenburg, das am Donnerstag auf der Rennbahn Hoppegarten (Landkreis Märkisch-Oderland) vorgestellt wurde, zählten die Hotels und Pensionen im Land in dem Zeitraum knapp 8,2 Millionen Übernachtungen – immerhin 27.000 mehr als im gleichen Zeitraum des Vor-Corona-Jahrs 2019.

Nachdem sich im vergangenen Jahr schon die ländlichen Regionen vom Corona-Schock erholen konnten und dort der Zuwachs entsprechend weniger stark ausfällt, profitieren in diesem Jahr auch die Städte. In Potsdam etwa stieg die Zahl der Übernachtungen von Januar bis Juli gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022 um 15,2 Prozent. Gründe seien nicht zuletzt, dass Städte- und Geschäftsreisen wieder stärker nachgefragt würden.

Wir sind wieder auf dem Niveau von 2019 angekommen.

Jörg Steinbach (SPD), Wirtschaftsminister Brandenburg

„Wir sind wieder auf dem Niveau von 2019 angekommen“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Donnerstag. Auch die angesichts der stark gestiegenen Kosten befürchtete Pleitewelle sei in Brandenburg ausgeblieben. „Es gab sogar mehr Gewerbean- als Abmeldungen und überhaupt keine Auffälligkeiten bei den Insolvenzen“, sagt der Minister in Hoppegarten.

Der Sparkassen-Untersuchung zufolge hat sich die Zahl der Betriebe mit Stand Ende vergangenes Jahr sogar gegenüber 2019 um 1,5 Prozent erhöht, die Anzahl der Betten um zwei Prozent. 2019 und 2022 gab es jeweils zwei Insolvenzen. In ganz Ostdeutschland dagegen nahm die Zahl der Betriebe um knapp zwei Prozent ab. Kleinbetriebe sind dabei allerdings nicht erfasst.

In der Abwärtsspirale

Trotz der insgesamt erfreulichen Gesamtlage der Branche befindet sich vor allem die Gastronomie in einer schwierigen Lage. Durch die inflationsbedingt gesunkene Kaufkraft gingen immer weniger Menschen Essen, sagt Steinbach. Wegen des Personalmangels könnten immer weniger Gastronomen den erforderlichen Service bieten. Die Folge seien verkürzte Öffnungszeiten und dadurch Umsatzrückgänge, schilderte der Minister die Abwärtsspirale.

Gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 fehlen laut des Barometers in der Gastronomie noch immer 4,9 Prozent der dort einst Beschäftigten. In der sogenannten Hotellerie sind es sogar 8,9 Prozent.

Immerhin soll nach Vorstellung der Landesregierung der Gastronomie ein weiterer Nackenschlag erspart werden. Eigentlich läuft die in der Coronakrise eingeführte Absenkung der Mehrwertsteuer für Speisen im Restaurant von 19 auf sieben Prozent zum Jahresende aus. Bereits seit Langem läuft die Branche auch in Brandenburg dagegen Sturm. Am Donnerstag wurde die Forderung nach einer Verlängerung erneuert.

Dem schloss sich Steinbach an. „Diese Absenkung muss mindestens noch drei Jahre erhalten bleiben“, sagt er. „In der Zwischenzeit muss das ganze System grundlegend überarbeitet werden.“ Angesichts der Stimmung im Bundesrat sei er recht optimistisch.

Den größeren Spielraum können Brandenburg Tourismusbetriebe allerdings auch gut gebrauchen. Denn die Zufriedenheit mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis liegt unter dem Bundesschnitt und Investitionen seien notwenig. Dem sogenannten Trust Score zufolge – ermittelt aus Online-Bewertungen von Gästen – finden viele die Preise zu hoch, besonders für die angebotenen Zimmer.

Gemessen wird anhand einer Punkteskala, wonach 100 Punkte vollste Zufriedenheit bedeuten. Am zufriedensten sind die Gäste in der Gesamtbewertung demnach mit 88,5 Punkte in der Uckermark und im Elbe-Elster-Land. Gäste in Potsdam vergaben dagegen nur 81,3 Punkte. Der Landschnitt liegt bei 85,7, das gesamtdeutsche Mittel bei 86,8.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false