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Popkultur im Staatsrat. Die Band Abba hatte Fans auf höchster Ebene.

© privat

Brandenburg: War Honecker ein Abba-Fan? Fund im ehemaligen Staatsratsgebäude

Berlin - Walter Ulbricht, Willi Stoph und Erich Honecker vergaben im ehemaligen Staatsratsgebäude auf der Spreeinsel am Berliner Schlossplatz Auszeichnungen und empfingen Diplomaten. Doch eigentlich sehnte man sich auch an diesem hohen Ort der DDR nach Robert Redford, den Rubettes und Abba, wie ein Fund im prestigeträchtigen Regierungsgebäude beweist.

Berlin - Walter Ulbricht, Willi Stoph und Erich Honecker vergaben im ehemaligen Staatsratsgebäude auf der Spreeinsel am Berliner Schlossplatz Auszeichnungen und empfingen Diplomaten. Doch eigentlich sehnte man sich auch an diesem hohen Ort der DDR nach Robert Redford, den Rubettes und Abba, wie ein Fund im prestigeträchtigen Regierungsgebäude beweist. In den Verwaltungsräumen des Seitentraktes ist eine verdeckte Postercollage mit Ost- und Weststars gefunden worden.

Vermutlich verschwand die Collage im Zuge eines Umbaus vor der Wende hinter einer Schallschutzwand. Erst in den 90ern wurde die Doppelwand geöffnet. Doch seit der Wende blieb der Raum in der vierten Etage ungenutzt. Auch während das Bundesbauministerium oder der Bundeskanzler Gerhard Schröder das Staatsratsgebäude als ihren Sitz nutzten, stand der Raum vermutlich leer.

„Im vergangenen Frühling wurden die Räume für Initiativen zur Förderung von Start-ups saniert“, berichtet Fabian Steinecke, Sprecher der ansässigen European School of Management and Technology. „Dabei fanden die Bauarbeiter die Wandcollage im sogenannten Kanzleitrakt des Gebäudes.“

Seit 1993 steht das Gebäude unter Denkmalschutz, nebenan entsteht an der Stelle des abgerissenen Palastes der Republik das rekonstruierte Stadtschloss. Im Staatsratsgebäude konnten einige Symbole der DDR, wie die farbigen Glasfenster Walter Womackas zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung oder ein Mosaik des Staatswappens, erhalten werden. Der Kontext beider Symbole für Macht, Geschichte und Kunst ist recherchierbar und steht im öffentlichen Interesse. Die Collage hingegen scheint bisher niemandem aufgefallen zu sein, obwohl sie in ihrem Kontext eine starke Botschaft vermittelt.

„Neben beliebten DDR-Stars wie den Puhdys, Kati Kovacs und Veronika Fischer sind unter anderem Starschnitte der britischen Band The Rubettes und Robert Redford zu sehen“, sagt Steinecke. Dass Ost- und Weststars auf derselben Collage zu sehen sind, zeigt, dass selbst Mitarbeiter der Regierung dem Reiz des Westens nicht widerstehen konnten. Interessant ist, dass die große Wand für alle Mitarbeiter der Abteilung sichtbar war und bis zum Umbau geduldet wurde. Waren vielleicht sogar Stoph und Honecker Abba-Fans? Immerhin ist bekannt, dass Honecker Westfilme guckte – er ließ sogar Pornos in Westberlin ordern.

Eine Firma namens GTEC fördert hier nun junge und internationale Start-ups, was im Kontext des DDR-Gebäudes den Wandel zur Weltoffenheit und Globalisierung verdeutlichen soll. Die Collage wird zur Erinnerung und als Symbol des Gegensatzes in einem der Meeting-Räume des „Metro TechStars Accelerators“ hängen. So weltgewandt klingt man hier, zumindest jetzt. Jan Russezki

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