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Die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Ulrike Poppe, hört auf.

© R. Hirschberger/dpa

DDR-Aufarbeitung in Brandenburg: Ulrike Poppe scheidet vorzeitig aus dem Amt

Ulrike Poppe, Brandenburger Beauftragte für DDR-Aufarbeitung, geht aus gesundheitlichen Gründen vorfristig in den Ruhestand. Sie hat bereits einen Vorschlag für ihre Nachfolge.

Poppe - Brandenburgs Aufarbeitungsbeauftragte Ulrike Poppe scheidet vorzeitig aus dem Amt. Poppe bat Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) am Montag, ein Jahr früher ihre Tätigkeit als Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur beenden zu dürfen. Poppe führte gesundheitliche Gründe für ihren Rückzug zu Ende August an.

Poppe war im Dezember 2009 vom Brandenburger Landtag zur ersten Aufarbeitungsbeauftragten des Landes gewählt worden. Nach ihrer sechsjährigen Amtszeit wurde sie im Dezember 2015 für eine weitere Amtszeit gewählt. Diese sollte bis zu ihrem regulären Eintritt ins Pensionsalter am 31. August 2018 dauern.

Poppe: Die Entscheidung fiel nicht leicht

Die DDR-Bürgerrechtlerin sagte, die jetzige Entscheidung sei ihr nicht leicht gefallen. Als vordringliche Aufgaben ihrer Behörde für die Zukunft benannte sie, den heute noch von den Folgen erlittenen Unrechts Betroffenen weitere Hilfen zu organisieren. Auch müsse die Erinnerung an die Zeit der kommunistischen Diktatur noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden, vor allem in den Bildungseinrichtungen.

Poppe schlug als ihre Amtsnachfolgerin Maria Nooke vor, die in der Lausitz aufwuchs und in den 1980er Jahren den Ökumenischen Friedenskreis der Region Forst mitbegründet hatte. Nooke ist in der Gedenkstätte Berliner Mauer und der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde tätig. Über die Nachfolge muss allerdings der Hauptausschuss des Brandenburger Landtags entscheiden.

1983 wegen des „Verdachts auf landesverräterische Nachrichtenübermittlung“ verhaftet

Ulrike Poppe wurde am 26. Januar 1953 in Rostock geboren und wuchs in Hohen Neuendorf bei Berlin auf. Nachdem sie ihr Berufsziel Lehrerin aufgegeben hatte, arbeitete sie ab 1973 in einem Kinderheim, später am Museum für Deutsche Geschichte in Ost-Berlin. Sie war Mitbegründerin des ersten unabhängigen Kinderladens in Ost-Berlin und des Netzwerks „Frauen für den Frieden“. 1983 wurde sie in der DDR zusammen mit Bärbel Bohley wegen des „Verdachts auf landesverräterische Nachrichtenübermittlung“ verhaftet. Proteste aus dem In- und Ausland bewirkten, dass sie nach sechs Wochen wieder freigelassen wurde.

Im Sommer 1989 gehörte sie zu den Gründern der DDR-Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ und vertrat die oppositionelle Bewegung später auch am zentralen Runden Tisch der DDR. Danach war sie Mitarbeiterin der DDR-Volkskammerfraktion von „Bündnis 90“. Von 1992 bis zu ihrem Amtsantritt in Brandenburg am 1. März 2010 war Ulrike Poppe Studienleiterin der Evangelischen Akademie zu Berlin.

Brandenburg hatte 2009 als letztes ostdeutsches Bundesland das Amt zur Aufarbeitung der Folgen von Stasi-Verfolgung und DDR-Politik geschaffen. Aufgaben der Aufarbeitungsbeauftragten sind unter anderem die Beratung von Menschen, die in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR Unrecht erfahren haben, die politisch-historische Bildung, die Beratung öffentlicher Stellen beim Umgang mit Unterlagen der Staatssicherheit sowie die Zusammenarbeit mit Opferverbänden, Aufarbeitungsinitiativen, Bildungsinstitutionen und Gedenkstätten. (epd)

Jens Büttner

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